Mal martialisch mit Gewehr im Anschlag, mal zurückhaltend-weise mit Samurai-Sprüchen: Fernando Alonso wird bereits als Champion im "Psychokrieg" bezeichnet
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Viele halten ihn für den aktuell besten Formel-1-Fahrer. Doch Fernando Alonso wartet bereits seit 2006 auf einen weiteren WM-Titelgewinn. Für Schlagzeilen hat der spanische Rennfahrer seither nicht nur auf der Rennstrecke gesorgt. Auch seine Präsenz in den Social-Media-Kanälen hat zuletzt wieder für Aufsehen gesorgt. Mal mit Gewehr im Anschlag, mal in Samurai-Outfit: Alonso zeigt sich kämpferisch.
"Ein Samurai arbeitet ohne Unterlass, ohne Ermüdung und ohne sich auch nur im Geringsten entmutigen zu lassen, bevor er sein Ziel erreicht hat." Das hat der 32-Jährige im vergangenen Jahr auf Twitter geschrieben. Doch allmählich stellt sich der Eindruck ein, dass Alonso selbst nicht mehr an dieses Motto glaubt. Zu große Wellen hat seine Kritik am Ferrari-Team in diesem Jahr geschlagen.
Alonso sagt zwar von sich: "Ich bin in der besten Form meines Lebens und fahre die besten Rennen meines Lebens." All das reicht aber offensichtlich nicht aus, um Sebastian Vettel und Red Bull die Stirn zu bieten. Zum vierten Mal in vier Jahren musste sich Alonso im WM-Duell gegen den Deutschen und das österreichisch-britische Team geschlagen geben. Ein bisschen Resignation schwingt mit.
Mateschitz über Alonso: Wie Muhammad Ali
Dabei hatte "Samurai Alonso" vor gar nicht allzu langer Zeit noch getwittert: "Wenn das Schwert bricht, kämpfe mit der Hand. Wenn sie dir deine Hände abhacken, schlag den Feind mit deiner Schulter, wenn es sein muss mit den Zähnen." Im Vergleich zu Vettel und Red Bull präsentierten sich Alonso und Ferrari jedoch zuletzt recht zahnlos. Besser gepunktet hat Alonso dafür im "Psychokrieg".
Was teilweise für Kopfschütteln bei der Konkurrenz sorgt. "So hat Muhammad Ali geboxt", sagt Red-Bull-Oberhaupt Dietrich Mateschitz in der 'Kronen Zeitung'. Er glaube, dass Alonso dergleichen "ganz bewusst" setze. "Im Psychokrieg", meint Mateschitz, "ist Alonso der Schlimmste". Helmut Marko, selbst ein ehemaliger Rennfahrer und heute Berater bei Red Bull, kann diese Haltung nachvollziehen.
"Wir sind kein etabliertes Rennteam wie Williams oder McLaren, kein Automobil-Hersteller wie Ferrari oder Mercedes. Plötzlich gewinnen wir und fahren ständig vor den Etablierten durchs Ziel, die weltweit immer noch die meisten Fans haben. Das gefällt nicht jedem", sagt Marko dem 'Spiegel'. Alonso würde mit seinen "gezielten politischen Äußerungen" zusätzlich für "schlechte Stimmung" sorgen.
Vettel nur dank seines Autos so stark?
Zum Beispiel damit, dass Vettel nicht der beste Fahrer sei, sondern nur gewinne, weil er das beste Auto zur Verfügung habe. Doch Marko winkt ab: Red Bull habe zwei Autos, aber "nur eins gewinnt", wie es Marko ausdrückt. "Und würde es nur am Auto liegen, hätten wir in der Fahrerwertung Platz eins und zwei. Haben wir aber nicht." Vielmehr belegt Mark Webber aktuell "nur" den fünften Zwischenrang.
Vettel, obwohl mittlerweile ein viermaliger Weltmeister, wird oftmals dennoch nicht zu den Großen der Szene gerechnet. Gerade weil er alle vier WM-Titel mit Red Bull eingefahren hat. Marko ist's egal. Er meint: "Ayrton Senna gewann seine drei Titel mit McLaren, ist nie für Ferrari oder Mercedes gefahren, hatte deswegen aber auch nie ein Imageproblem." Und wird heute als der vielleicht Beste aller Zeiten gefeiert.
Und Alonso? Er wolle sich mit seinen provokanten Bildern und Sprüchen in den Social-Media-Kanälen eigentlich nur selbst motivieren, so sagt er. "Wenn ich etwas poste, lese ich es. Das motiviert mich. Und ich möchte es mit anderen teilen, was ich lese und fühle in diesem Moment." Dass dies nicht überall verstanden werde, liege in der Natur der Sache. Doch andere machen sich verständlich.
Marko nennt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit um Vettel, der übrigens Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter meidet. "Nach dem Motorschaden in Südkorea 2010 schien alles vorüber. Wir waren niedergeschlagen in der Box, Sebastian nicht", berichtet Marko. "Er motivierte alle, weiterzukämpfen. Er gab dem Team das Gefühl: Jetzt erst recht." Mit Erfolg. Und der hält weiter an.