Amts- als Leidenszeit: Todt von Bianchi-Schicksal tief betroffen

, 10.10.2014

Der FIA-Präsident ist nicht nur in seiner politischen Funktion berührt, sondern auch als Freund der Familie und Vater des Managers: "Als Mensch ist es sehr hart"

Der Unfall Jules Bianchis in Suzuka bedeutet nicht nur für seine Familie, sein Team und seine Fans eine harte Belastungsprobe, es ist auch die schwierigste Phase für Jean Todt in der Rolle des FIA-Präsidenten. Der Franzose ist nicht nur ein Landsmann, sondern auf vielfache Weise mit dem Marussia-Piloten verbunden. Entsprechend hart hat er am Schicksal des 25-Jährigen zu knabbern und macht am Rande des Russland-Grand-Prix in Sotschi aus seiner Betroffenheit keinen Hehl.

Todts Filius Nicolas ist seit einem Jahrzehnt der Manager Bianchis und brachte das Talent aus den diversen Formelserien in das Ferrari-Nachwuchsprogramm und schließlich in die Königsklasse: "Mein Sohn glaubte immer fest an Jules", weiß Todt mit schluchzender Stimme zu berichten. "Er hat ihn unter seine Fittiche genommen, als er 15 Jahre alt war und hatte das Ziel, ihn in die Formel 1 zu bringen." Das Unternehmen gelang und sollte oder soll bei Marussia kein Ende finden.

Todt gibt sich professionell und betont, mit seiner Aufgabe als Chef des Automobil-Weltverbandes damit befasst zu sein, die nötigen Konsequenzen zu ziehen und in erster Linie in Sachen Sicherheit aus dem Vorfall zu lernen: "Es genießt für mich Priorität, als FIA-Präsident zu fungieren", beschreibt er die eine Seite der Medaille. Doch da ist auch die andere: "Als Mensch habe ich eigene Gefühle und es ist sehr hart." Das liegt laut Todt aber nicht nur daran, dass es um Bianchi geht.

Der Ex-Ferrari-Rennleiter fühlt mit allen Piloten, die schwere Crashes erleiden, genau wie mit deren Familien: "Das ist es immer, wenn es einen Unfall gibt, wen auch immer es betrifft", sagt er über die Schwere der Belastung und sieht sich zum Handeln aufgefordert: "Es ist essentiell, dass es um Menschenleben geht. Es ist unsere Verantwortung, die nötigen Verbesserungen zu unternehmen, indem wir uns ansehen, was passiert ist - und indem sicherstellen, dass es kein zweites Mal geschehen kann."

Die Verbindungen der Familien Todt und Bianchi reichen über die jüngste Generation hinaus. Der FIA-Präsident erinnert sich, mit Jules' Großonkel Lucien und seinem Großvater Mauro zu deren aktiven Zeit in den Sechzigerjahren im Rahmen des Rallyesports Kontakt gehabt zu haben. Das Schicksal verschonte das italienisch-belgische Brüderpaar nicht, schließlich kam der ältere Bianchi bei einem Testunfall in Le Mans ums Leben. Der jüngere beendete seine Karriere, als er sich dort schwere Brandverletzungen zugezogen hatte.

Todt vergisst es nicht, die Fortschritte, die seitdem gelungen sind, zu würdigen: "Motorsport ist gefährlich und es wird immer Unfälle geben. Aber wir sind glücklich mit dem, was wir bereits erreicht haben", so der Franzose, der Sicherheit auf der Rennstrecke und auch im Straßenverkehr zum Leitmotiv seiner Amtszeit gemacht hat.

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