Mario Andretti regt sich über die Boykottdrohungen einiger Teams auf und fordert drastische Konsequenzen - Gerhard Berger mahnt gerechtere Geldverteilung an
© Foto: xpbimages.com
Seit dem vergangenen Wochenende steht in der Formel 1 ein Rennboykott mehrere Teams im Raum. Sauber, Force India und Lotus könnten sich gezwungen sehen, ihren Forderungen nach größeren Beteiligung an den Einnahmen der Formel 1 durch diesen drastischen Schritt Nachdruck zu verleihen. Beim Grand Prix in Austin stand ein Boykott der kleinen Teams zwar nie ernsthaft zur Debatte, doch schon die Spekulationen darüber bringen Rennlegende Mario Andretti auf die Palme.
"Diese hässlichen Gerüchte über den möglichen Boykott waren in vielerlei Hinsicht verheerend", sagt der US-Amerikaner, der auch Botschafter des Circuit of The Americas ist, der britischen Tageszeitung 'The Guardian'. "Die Leute verstehen nicht, dass sie sich damit selbst schädigen." Mit einem Boykott treffe man in erster Linie Fans und Sponsoren und säge sich somit den Ast ab, auf dem man sitze, meint Andretti.
"Nur engstirnige Leute denken in diesen Kategorien", sagt der Formel-1-Weltmeister. Sollte es tatsächlich zu einem Boykott einzelner Teams kommen, der nun für das Saisonfinale im Raum steht, fordert Andretti drastische Konsequenzen. "Teams oder Leute, die so etwas tun, sollten für immer aus dem Sport verbannt werden", fordert er. "Es gibt keinen Platz für sie, das ist so zerstörerisch."
Es habe in der Formel 1 immer kleine Teams gegeben, und einige seien dank viel Engagement im Lauf der Jahre gewachsen. Andretti erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine Begebenheit aus seiner ersten Formel-1-Saison im Jahr 1976. "Ein junger Frank Williams sagte mir: 'Mario, eine Tages werde ich wie Colin Chapman (Gründer und Teamchef des ersten Lotus-Teams; Anm. d. Red.) sein.' Das habe ich nie vergessen. Anstatt zu heulen sollten diese kleinen Teams lieber sagen, dass sie wie McLaren oder Ferrari sein wollen."
Dazu benötigen die Teams freilich neben dem Willen auf die notwendige finanzielle Ausstattung. Und vom Geld gibt es nach Ansicht von Gerhard Berger immer noch in der Formel 1. "CVC (Mehrheitseigner der Formel 1; Anm. d. Red.) hat sicher keine Krise und verdient immer noch ordentlich Geld", sagt der Österreicher der Nachrichtenagentur 'APA'.
Und von diesem Geld sollten die kleineren Rennställe mehr abbekommen, um ein weiteres Teamsterben zu vermeiden, fordert Berger. "Denn wenn nur noch Ferrari gegen Mercedes oder Red Bull fährt, wäre das keine interessante Meisterschaft. Aus meiner Sicht gehören alle Teams zur Show."