Die britischen Ex-Formel-1-Piloten Damon Hill und Johnny Herbert formulieren ihr Rezept für eine erfolge Zukunft der Grand-Prix-Szene: Warum kommen die Fans?
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Unter der Führung der neuen Mehrheitseigner Liberty Media soll die Formel 1 zukunftsfähig gemacht werden. Die Amerikaner setzen auf mehr Rennen, mehr Show und Entertainment. Unter Leitung von Ex-Formel-1-Teamchef Ross Brawn soll das Technische Reglement in den kommenden Jahren derart verändert werden, dass es einen engeren Wettbewerb und somit mehr Spannung geben kann. Die beiden Ex-Piloten Johnny Herbert und Damon Hill haben bereits einige Ansätze vorgeschlagen.
"Wir hatten damals das Glück, dass mit Geld nur so um sich geworfen wurde. Es gab große Tabakkonzerne und andere Sponsoren", blickt Hill auf seine Zeit in der Szene zurück. "Die Teams gehörten oftmals Einzelpersonen, die unbedingt siegen wollten. Sie hatten viel Geld, aber damals nur 150 Mitarbeiter. So konnte man viel schneller entscheiden. Jetzt haben die Teams 800 Leute und werden von Automobilkonzernen beherrscht. Das ist ein Problem. Die Fahrer können nicht mehr charismatisch sein, weil sie immer eine Marke vertreten müssen."
"Da liegt der Kern des Problems", stimmt Ex-Schumacher-Teamkollege Herbert in 'Newsweek' zu. "Die Marke ist immer wichtiger als alles andere. Die Fans kommen aber wegen der Fahrer und nicht wegen der Hersteller, selbst wenn sie eine Kappe von Mercedes aufhaben mögen", so der Brite. Sein Landsmann Hill sieht genau dort den Ansatzpunkt für die zukünftige Ausrichtung. "Wir dürfen niemals vergessen, warum die Fans überhaupt zu den Rennen kommen", sagt er.
"Die Fans wollen die Autos riechen, hören und fahren sehen. Sie wollen spannenden Rennsport erleben. Es ist furchtbar, wenn man zu einem Rennen geht und dort dann nur 70 Runden lang sieht, wie die Autos hintereinander her fahren. So etwas ist ganz entsetzlich", meint der Formel-1-Weltmeister von 1996. "Früher gab es Motoren für das Qualifying. Diese Dinger wurden komplett aufgedreht im vollen Bewusstsein, dass sie ganz schnell um die Ohren fliegen. Das war beste Unterhaltung."
"Fast wie ein Feuerwerk war das", schmunzelt Hill. "Das mag Geldverschwendung sein, aber so ist die Formel 1. Wir sprechen über ein Milliarden teures Feuerwerk. Das braucht eine entsprechende Bühne. Man muss aber auch immer die Gefahr im Auge behalten, dass man den Sport zu künstlich macht im guten Willen, die Show zu verbessern. Das ginge wiederum auf Kosten der Teams, Fahrer und des Wettbewerbs."
"Diese Gefahr sehe ich eigentlich nicht", widerspricht Herbert. "Wenn man unterhaltende Elemente bringt, dann ändert das am Wettbewerb wenig. Ich hoffe, dass Ross Brawn in der Lage ist, seinen Weg durchzusetzen. Eigentlich muss man nur die Teams leistungsmäßig näher zusammenbringen, alles andere kann man fast so lassen wie bisher." Genau dies hat Liberty vor. Man will über eine veränderte Geldverteilung einen ausgeglicheneren Wettbewerb ermöglichen.