"Arsch aufreißen" statt Ausrasten: So cool ist der Krisen-Vettel

, 27.03.2014

Der Heppenheimer betont, in seiner Karriere bei Fremdverschulden gelassener geworden zu sein: Dennoch musste die Kappe daran glauben

Große sportliche Krisen sind Sebastian Vettel in seinem Leben erspart geblieben. Im Vorfeld der Saison 2014 hatten viele Beobachter eine solche über dem Red-Bull-Rennstall aufziehen sehen, jedoch scheint das neue Auto in Sachen Tempo nicht soweit ab vom Schuss, wie es die ärgsten Pessimisten bereits vermutet hatten. Von Vettel gibt es keine Schimpftiraden, keine Wutausbrüche und keinen Druck für das Team: Der Heppenheimer zeigt sich im Vorfeld des Malaysia-Grand-Prix gelassen.

Woher kommt die Ruhe, ist das Projekt Titelverteidigung doch schon nach einem Rennen in ernster Gefahr? "Ich kann mir selbst nichts auf den Deckel schreiben", sagt Vettel über die Probleme, die seinem Team seit den Testfahrten in Jerez insbesondere der Antriebsstrang von Renault und diverse technische Kinderkrankheiten bereiten. "Es macht keinen Spaß, aber man muss unterscheiden: Was ich mir zu Herzen nehme, ist, wenn ich selbst einen Fehler gemacht habe", erklärt der 26-Jährige seine Herangehensweise.

Dennoch: Jemand, der vier WM-Titel in Serie holt, ist ehrgeizig genug, um seinem Ärger für einen kurzen Moment Luft machen zu müssen. Vettel macht keinen Hehl daraus, dass es diesen hinter den Kulissen gab. "Die Mütze ist im Zimmer auf den Boden gepfeffert worden", erinnert er sich mit einem Schmunzeln an eine kleine Frustreaktion in Melbourne, ohne der Sache zuviel beizumessen. "So etwas gehört dazu. Ich bin nicht der Typ, der sich vor die Kamera stellt und das raushängen lässt."

Erster Titel nahm den Druck

Seinen Ärger versteht Vettel vielmehr als gutes Zeichen. Nur wer hungrig ist, reagiert so. Und nur wer hungrig ist, der ist in der Lage, Red Bull wieder an die Spitze zu führen. Deshalb würdigt der Deutsche auch die Mühen seiner Crew: "Es gibt genügend Leute, die sich in der Box den Arsch aufreißen. Wenn mir das egal wäre, dann wäre ich nicht der richtige Mann für den Job." Trotzdem kommt der Champion mit dem Rückschlag gut klar. Denn auch Red Bull ahnte, dass es 2014 keinen Fabelstart geben würde.

Aus allen Wolken fiel Vettel also nicht: "Es ist ja nicht unerwartet passiert. Die Enttäuschung ist schnell wieder vergangenen." Und da nirgends so zügig und effizient entwickelt wird wie in Milton Keynes unter Stardesigner Adrian Newey, ist sie der Zuversicht gewichen: "Ich habe Geduld. Solange man merkt, dass etwas vorangeht, gibt es keinen Grund, sie zu verlieren." Hinzu kommt Erfahrung und die Tatsache, dass mit der ersten WM-Krone 2010 der hausgemachte von Vettel abfiel: "Da wird man gelassener."

Hasselhoff warnt: Erfolg macht nicht populärer

Im Winter Vater einer Tochter geworden zu sein, spielt für den bodenständigen Rennfahrer in diesem Zusammenhang aber keine Rolle. Moralische Unterstützung erhält er von unerwarteter Seite: Im Gespräch mit der 'Marca' stärkt David Hasselhoff Vettel den Rücken. Der US-amerikanische Schauspieler und Sänger, eigentlich bekennender Fan von Ferrari, Fernando Alonso und Mark Webber, schwärmt: "Vettel ist ein Champion, ein Held."

Hasselhoff besaß in den achtziger Jahren selbst ein IndyCar-Team. Dass der Red-Bull-Star in Zeiten der Dominanz auf den Podien zum Teil ausgepfiffen wurde, ist für den mit allen Wassern der Popularität gewaschenen Hasselhoff kein Wunder: "Umso mehr Rennen man gewinnt, umso weniger mögen einen die Menschen", weiß der 61-Jährige. Er hat als Inhaber einer Rennlizenz übrigens auch schon versucht, diese Erfahrung zu machen: "Meine Lizenz müsste ich erneuern. Ich fahre aber nur zum Spaß."

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