In China ging es erst am Ende mit Volldampf um den Kurs, in Bahrain hofft Sebastian Vettel auf einen vorzeitigen Schub - Das vergangene Jahr macht Mut
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"Glückwunsch zu dem Jubiläum. 200 Rennen sind eine Menge", gratuliert Sebastian Vettel seinem Teamkollegen, der in Bahrain eine runde Anzahl an Grand-Prix-Starts feiert. Für den Deutschen ist es der 105. und somit im Wüstenstaat eigentlich nur Alltag. Eine Woche nach dem Rennen in China, bei dem der Deutsche nach einer antizyklischen Strategie den Sprung auf das Podium knapp verpasste, will es der Red-Bull-Pilot in Bahrain besser machen. Nach den ganzen Reifendiskussionen hofft er auf Besserung an diesem Wochenende.
Mit einer veränderten Wahl (Medium/Hart statt Soft/Hart) hat Pirelli nach den ersten beiden Saisonrennen reagiert, doch nachdem in China besonders der weiche Pneu im Fokus stand, weil er so schnell verschliss, wundert sich Vettel nun, warum hier die beiden härtesten Mischungen zum Einsatz kommen: "Ich bin überrascht, weil Bahrain in der Vergangenheit eine Strecke war, wo die Reifen ruhig etwas aggressiver hätten sein können", so der Deutsche.
Trotz der hohen Temperaturen scheinen die Reifen in Bahrain nicht so ein großes Problem zu sein. Bereits in Malaysia waren die härtesten Mischungen bei hohen Temperaturen im Einsatz - und es wurde sich kräftig beschwert. Wird das hier auch der Fall sein? "Wir werden sehen, wie lange die Reifen halten, und wie gut sie sein werden", gibt sich Vettel diplomatisch. Was der Wechsel auf Medium und Hart nun aber genau bewirke, könne der Heppenheimer auch nicht deuten: "Das ist schwierig zu sagen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, den Reifen direkt gegenzutesten. Die Möglichkeit, wird es hier nicht geben, weil der Weiche nicht dabei ist."
Red Bull könne mit der Reifenwahl aber gut leben, schließlich habe diese Kombination in Malaysia bereits gut funktioniert: "Wir waren bisher relativ zufrieden mit dem Mediumreifen. In Malaysia haben wir gesehen, dass der Harte nicht schlecht ist, aber nicht so lange hält und eben den Tick langsamer ist. Wie es hier am Wochenende sein wird, wird sich zeigen." Spätestens morgen nach dem Training wird sich herausstellen, wie gut die Pneus funktionieren und wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Mischungen ist.
Der Reifen macht den Unterschied
Obwohl Red Bull das Team ist, was sich am lautesten über die aktuelle Reifensituation in der Königsklasse beschwert, sieht es Vettel nicht ganz so dramatisch. Bisher kam in jedem Rennen ein anderes Auto am besten mit den Reifen zurecht: Lotus in Australien, Red Bull in Malaysia, Ferrari in China: "Ich denke man sieht im Qualifying, dass es sehr eng zugeht. Die Autos trennt nicht viel", analysiert Vettel. "Auf der einen Strecke kommt vielleicht der eine mit den Reifen besser klar. Im Rennen zeigen sich die größten Abstände aufgrund der Reifensituation, wie gut man mit dem Reifen zurechtkommt."
Über das Jahr gesehen gleiche sich aber vieles aus, glaubt der Dreifachweltmeister. "Es wird nicht nur jetzt sehr eng, sondern bis zum Ende des Jahres sehr eng bleiben. Deswegen denke ich, dass unterm Strich jeder Punkt zählt", will der 25-Jährige auch jetzt um jeden Punkt kämpfen. "Man muss kein Genie sein zu sehen, dass wenn man ein Rennen beendet und Punkte bekommt, es gut für die Meisterschaft ist. Und je weiter vorne du bist, desto besser."
In China sprang für den Deutschen der vierte Platz heraus - nicht optimal, aber am Ende können auch diese Plätze den Unterschied machen. Dass er durch den Taktikpoker in Schanghai Punkte liegen hat lassen, glaubt er nicht. "Erstens muss man sehen, dass nicht viel gefehlt hat. Wenn ich sage, dass wir sowieso um den dritten, vierten Platz gefahren wären - und wir sind Vierter geworden - dann haben wir unser Ziel in der Hinsicht nicht verfehlt", so Vettel. "Fernando hätten wir sowieso nicht bekommen."
"Es ist nicht aufgegangen, weil ich am Anfang etwas festhing und Zeit verloren hab. Aber da kann man niemandem die Schuld für geben. Man erwartet, dass der Vordermann im Rennen einfach zur Seite fährt und dass man selbst eine schöne Strategie hat", so der Red-Bull-Pilot. Als Vettel nach seinem letzten Boxenstopp zur finalen Aufholjagd geblasen hatte, kam ihm fast das Gefühl von Mario Kart, wo man durch einen Stern Extra-Power beziehen kann. "Der Unterschied ist, dass wir keine Items hatten, um Lewis das Leben vor uns schwerer zu machen", lacht der Red-Bull-Pilot.
Ferrari als härtester Gegner?
Auch in China kann sich Vettel nicht auf Gimmicks aus dem Videospiel verlassen, sondern muss allein mit seinem Dienstgefährt zeigen, was er drauf hat. Doch das ist ja auch nicht unbedingt die schlechteste Option: "Ich denke unser Auto ist schnell genug", weiß Vettel. "Die Balance passt. Grob erklärt, ist das Auto nicht viel anders, als im letzten Jahr. Es fühlt sich auch mehr oder weniger gleich an." Doch einige Schwächen sind ihm bisher dennoch aufgefallen: "Wenn man es so will, dann kann man sagen, dass wir in den letzten zwei von drei Rennen mehr Schwierigkeiten hatten als andere, die Reifen am Leben zu halten."
Besonders Ferrari hat der Heppenheimer darum auf seinem Radar: "Sie haben einen guten Job gemacht. Ich erwarte keinen Unterschied hier, sie werden wieder stark sein." Zu allererst will man sich bei Red Bull aber auf sich selbst konzentrieren. "Es gibt einige Dinge, die wir besser machen können bezüglich der Reifen. Wir müssen ihnen ein größeres Fenster verschaffen und mehr Pace aus ihnen herausholen."
Wie das funktionieren kann, zeigt ein Blick in das letzte Jahr. Auch da gab es ein durchmischtes Feld mit vielen Siegern. Ohne Saisonsieg kam Red Bull nach Bahrain, Sebastian Vettel brach den Bann: "Im letzten Jahr hatten wir ein perfektes Rennen. Der Start in die Saison war ein Auf und Ab. Wir waren nicht die Schnellsten, haben aber trotzdem Pole und Rennsieg hinbekommen", erinnert sich der Deutsche. "Es gibt keinen Grund, warum wir nicht konkurrenzfähig sein sollten."