Auch privat im Zukunfts-Modus: Rosberg findet Regeln gut

, 24.02.2014

Für Nico Rosberg ist der Schritt in Richtung Nachhaltigkeit der richtige zum richtigen Zeitpunkt: Mercedes bietet sich nun die ganz große Chance, die genutzt werden will

Die Wogen der Begeisterung über das neue Regelwerk der Formel 1 halten sich nach den ersten beiden Testwochen in Jerez und Bahrain noch in Grenzen. Neben der aktuell großen Unzuverlässigkeit, die die Teams aber bald in den Griff bekommen sollten, sorgt derzeit vor allem die Langsamkeit der Boliden für Stirnrunzeln bei Fahrern und Fans.

Immer wieder hört man Vergleiche mit den Boliden der GP2, die auf einem ähnlichen Niveau unterwegs sind. Ist das neue Reglement daher im Vergleich zur vergangenen Saison ein deutlicher Rückschritt? "Das Auto ist im Moment noch langsamer. Das gefällt mir als Rennfahrer nicht", urteilt Mercedes-Pilot Nico Rosberg im Gespräch mit 'Sport Bild'. "Ich möchte ein schnelleres Auto haben. Jedes Jahr immer schneller, immer schneller, immer schneller."

Dennoch sieht der Deutsche den Schritt der Königsklasse positiv: "In Sachen Energie-Effizienz ist die Formel 1 jetzt zeitgemäß. Das wiederum gefällt mir sehr, denn auch mir geht es zu Hause auf den Geist, dass ich jeden zweiten Tag an der Tankstelle hocke. Da habe ich null Bock drauf", so der Silberpfeil-Pilot. Deshalb habe er sich jetzt einen Smart Electric Drive bestellt. "Den stecke ich abends in die Steckdose, zahle sechs Euro für einmal Volltanken und kurve eine Woche damit herum."

Idealer Zeitpunkt für Mercedes

Ganz so weit kommt Nico Rosberg mit der Technik in seinem neuen Formel-1-Boliden noch nicht, und Elektro fährt die Formel 1 - im Gegensatz zur neuen Formel E - in dieser Saison auch noch nicht. Stattdessen müssen die Piloten in diesem Jahr mit 100 Kilogramm Sprit pro Rennen haushalten, was viele Teams mit der Einführung der Turbomotoren noch vor ein großes Hindernis stellt. Doch Rosberg ist glücklich, dass die neuen Regeln genau jetzt den Einzug in die Königsklasse gehalten haben.

"Dieser Zeitpunkt war wirklich ideal für uns", sagt er. "Letztes Jahr waren wir als Team noch nicht bereit. Das hat jeder gesehen. Aber dieses Jahr sind wir wieder gewachsen und stehen noch besser da. Deshalb war der Zeitpunkt der Regeländerung perfekt für uns." Bei den ersten Testfahrten schien Mercedes sowohl als Team als auch als Motorenhersteller jedenfalls schon einmal den besten Job gemacht zu haben. Das sorgt für steigende Erwartungen. "Das heißt aber auch, dass wir diese Chance jetzt nutzen müssen."

Damit der ganz große Wurf auch wirklich gelingt, hat man sich bei Mercedes intensiv mit dem neuen Programm auseinandergesetzt und über den Winter akribisch in allen Bereichen gearbeitet. Auch Nico Rosberg hat seinen Teil dazu geleistet und war häufig Gast in der Fabrik und im Simulator. Er weiß, wie wichtig diese Arbeit vor der neuen Saison ist: "Man darf das nicht unterschätzen: Persönliche Gespräche mit den Ingenieuren sind anders als per E-Mail. Da kriegt man Dinge mit, die sonst an einem vorbeigegangen wären. Manchmal hat man die wichtigsten Erkenntnisse zwischen Tür und Angel."

Ist der Fahrer noch notwendig?

Doch trotz aller Vorbereitung kam für viele Fahrer der Schock, als sie in Jerez Ende Januar das erste Mal richtig ins Auto klettern durften und die ersten Runden hinlegten. Alles war irgendwie anders, so beschreibt es auch Force Indias Sergio Perez: "Ich dachte: 'Was ist denn das?'. Aber dann versteht man sehr schnell, dass es einfach ein anderes Formel-1-Auto ist."

Auch Nico Rosberg hat sich mittlerweile an seinen Dienstwagen und die ganzen Knöpfe im Cockpit gewohnt. Alles lässt sich nun in irgendeiner Weise steuern, sodass man sich manchmal fragen muss, ob ein Fahrer im Auto überhaupt noch notwendig ist. Doch der Wiesbadener glaubt nicht, dass der Computer allein die ganze Arbeit macht: "Aber wie reagierst du in Zweikämpfen? Wie schnell fährst du die Runde in die Box? Wie verteidigst du deine Position?", stellt er die Theorie in Frage. "Wenn du zu viel Energie auf einmal verbrauchst, hast du später nichts mehr. Da musst du noch taktischer fahren als früher. Auch im Cockpit ist der Stratege in dir gefragt."

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