Aufatmen bei Red Bull: "Machen riesige Fortschritte"

, 14.03.2014

Der Alptraum ist ausgeblieben: Red Bull sammelte am Freitag ordentlich Kilometer - Wie man sich selbst einschätzt, wo es Potenzial gibt und wie Carlos Sainz aushilft

Aufatmen bei Red Bull: Nach den teils verheerenden Wintertests, als Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo wegen Problemen mit der Antriebseinheit und der Kühlung kaum zum Fahren kamen und nicht konkurrenzfähig waren, lief es beim Trainingsauftakt in Melbourne den Umständen entsprechend gut. Gemeinsamen kam das Red-Bull-Duo auf 115 Runden - damit fuhr man mehr als die meisten Rivalen.

Und auch die Zeiten konnten sich halbwegs sehen lassen: Vettel belegte im Gesamtklassement Platz vier und hatte auf die Tagesbestzeit von Lewis Hamilton 0,756 Sekunden Rückstand. Ricciardo war mit einem Rückstand von 0,913 Sekunden Sechster, also ähnlich schnell unterwegs wie der Weltmeister.

Laut Vettel wäre es aber sogar noch schneller gegangen: "Ich war nicht so richtig zufrieden mit meiner Runde. Der Abstand muss also keine sieben Zehntel betragen." Er stellt seinem Auto, das er bislang kaum kennenlernen konnte, ein positives Zeugnis aus: "Es fühlt sich sehr gut an. Das ist erst einmal das Wichtigste. Wir machen riesige Fortschritte. Ich habe keine Bedenken, dass wir irgendwann an der Spitze stehen. Die Frage ist nur, wie lange es dauert."

Vettel fährt ein Drittel seiner Wintertest-Kilometer

Noch arbeitet das Team an der Basisabstimmung des Boliden. Die neue elektronische Hinterbremse - das sogenannte Brake-by-wire-System - funktioniert wie auch bei anderen Teams noch nicht optimal. Das kann allerdings im Simulator nur schwer behoben werden, also sind die Trainingssitzungen für Red Bull besonders wichtig.

Die positivste Nachricht ist aber, dass sich der RB10 als zuverlässig erwiesen hat: Vettel fuhr heute rund ein Drittel der Kilometer, die er an seinen sechs Testtagen im Winter absolviert hat. "Heute sind wir erst einmal zufrieden damit, viel gefahren zu sein", atmet der 26-Jährige durch. "Das ist eine große Erleichterung. Wir haben aber auch viel Arbeit investiert. Weder Daniel noch ich hatten heute Probleme, die Autos liefen rund, die Balance fühlte sich gut an."

Ähnlich verhält sich die Stimmungslage bei Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko - und das heißt etwas, schließlich ist der Österreicher für seine kritische Sichtweise bekannt. "Ich würde nicht sagen, dass wir zufrieden sind", macht er seinem Ruf gegenüber 'Speedweek' zunächst alle Ehre, ergänzt aber: "Die Richtung stimmt. Jetzt könnten wir anfangen, den Wagen abzustimmen."

Sainz jun. arbeitet im Simulator zu

Und Teamchef Christian Horner bestätigt: "Für uns war das eigentlich der erste ordentliche Testtag des Jahres." Das Weltmeisterteam lässt derzeit nichts unversucht, um wieder auf Kurs zu kommen: Während Vettel und Ricciardo auf dem Albert Park Circuit ihre Runden drehten, saß Carlos Sainz jun. parallel dazu im Simulator in Milton Keynes und arbeitete dem Team zu.

"Er checkt gegen, was von unseren Leuten nach Großbritannien übertragen wird", erklärt Marko den Arbeitsauftrag an den Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz, der Teil des Red-Bull-Nachwuchskaders ist. "Von Australien dauert die Datenübermittlung rund dreißig Sekunden, in Europa klappt das in Echtzeit."

Doch wo steht Red Bull wirklich? Hat man bereits das Zeug, um den Sieg mitzufahren? "Ein Training ist noch zu wenig, damit man aussagekräftig interpretieren kann", hält sich Marko mit Analysen zurück. "Das Einzige, was sich für mich aus den Vortests bestätigt hat, ist die gute Leistung von Williams. Alles andere ist weiter offen."

Renault-Antrieb funktioniert noch lange nicht perfekt

Horner ist da schon etwas klarer in seinen Aussagen: "Wir haben gesehen, dass es immer noch eine ziemliche Lücke von uns zu Mercedes, aber auch zu Ferrari gibt. Nach diesem Wochenende wissen wir genauer, wie groß sie ist."

Dennoch deutet der Trainingsauftakt in Melbourne darauf hin, dass sich Red Bull im Aufwärtstrend befindet. Dabei hat Renault die Antriebseinheiten noch lange nicht optimiert, wie Marko klarstellt: "Wir sind noch bei weitem nicht an dem Punkt, an welchem wir das Leistungsvermögen der Antriebseinheit voll nutzen können."

Das Auto verhielt sich am ersten Trainingstag berechenbar, so ganz traut Marko der Ruhe aber noch nicht: "Wir hatten zu Beginn der Wintertests massivste Sensorenprobleme. Zum Glück scheinen die nun ausgemerzt zu sein. Aber das bedeutet nicht, dass wir auf der sicheren Seite sind."

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