Aufatmen bei Williams: Der Teufel steckt im Coanda-Auspuff

, 08.11.2013

Wie Williams herausfand, dass der Coanda-Auspuff das Siegerteam 2014 zur Lachnummer degradierte, und wieso der Virus nicht im neuen Auto stecken wird

Der Fall Williams sorgt dieses Jahr für Rätselraten. Wie ist es möglich, dass ein Siegerteam aus dem Vorjahr innerhalb weniger Monate dermaßen abstürzt und sich auch innerhalb einer Saison nicht aus der Krise ziehen kann? Bislang hält man 2013 bei nur einem WM-Punkt - eine Schande, wenn man bedenkt, dass man im Vorjahr nur deswegen keine regelmäßigen Spitzenpositionen einfuhr, weil Pastor Maldonados Fehler in den Rennen nach starken Qualifyings das Team oft um die harte Arbeit brachten.

Seit Saisonbeginn narrt der FW35 die Fahrer. Er verhält sich beim Einlenken störrisch - Unter- und Übersteuern wechseln ab und die Balance ist unberechenbar, wodurch Pastor Maldonado und Valtteri Bottas kein Vertrauen ins das Auto finden. Man kann Williams nicht vorwerfen, dass man nicht alles probierte, um den Fehler zu finden.

Williams' Leidensweg

Im Laufe der Saison baute man im Grunde das gesamte Auto auf die Vorjahres-Version zurück. Als man in Kanada die Nase von 2012 und den Frontflügel einsetzte, glaubte man bereits, die Kurve gekriegt zu haben, doch die alten Leiden holten das Team wieder ein. Auch die Pirelli-Reifenänderungen wirkten sich nicht auf die Leistungsfähigkeit des Rennstalls aus.

"Ich habe noch nie ein Rennauto erlebt, das so wenig auf Modifikationen reagiert", zeigte sich Teammanager Dickie Stanford, der seit Jahrzehnten in der Formel 1 tätig ist, gegenüber 'auto motor und sport' ratlos. Die Horrorsaison kostete sogar Technikchef Mike Coughlan den Kopf, er wurde durch den ehemaligen Renault- und Marussia-Mann Pat Symonds ersetzt. Und der ordnete an, dass trotz der wichtigen Vorbereitungen auf die Reglement-Revolution 2014 weiter am FW34 getüftelt werden muss - damit nicht auch noch der FW35 von diesem hartnäckigen Virus befallen wird.

Der Coanda-Auspuff verhagelte Williams die Saison

In Abu Dhabi dürfte man nun tatsächlich fündig geworden sein - und die Erkenntnis sorgt hinsichtlich 2014 für Aufatmen: Das Team hat den Auspuff als Problemzone geortet. Das erst diese Saison eingesetzte Coanda-System sorgte für die ständigen Balance-Verschiebungen. Wenn der Pilot vom Gas ging und die Auspuffgase nicht mehr auf Diffusor strömten, riss plötzlich der Abtrieb ab.

Das fand Williams heraus, indem man eine banale Auspufflösung an das Auto schraubte, wo die Gase nicht auf den Diffusor geblasen werden. Und plötzlich schafften es beide Williams in Q2. Da das Reglement 2014 das Auspuffanblasen endgültig aus der Formel 1 verbannen wird, muss sich das Team nun keine Sorgen mehr machen, kommende Saison unter ähnlichen Probleme zu leiden.

Aufatmen für 2014

"Das Auto fährt sich besser, ist berechenbarer, und jetzt machen das Auto und die Aerodynamik mehr oder weniger, was sie tun sollten", bestätigt Bottas den Durchbruch gegenüber 'Autosport'. Nun schöpft er wieder Zuversicht für die kommende Saison: "Die anderen Teams waren uns bei der Nutzung des Coanda-Effekts einiges voraus, und ich bin ziemlich sicher, dass sie davon mehr profitieren als das bei uns der Fall war. Nächstes Jahr muss die Aerodynamik des Autos ohne Coanda-Effekt auskommen. Das ist für uns eine gute Sache - und hoffentlich eine Chance, die anderen einzuholen."

Auch Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson könnte sich vorstellen, dass der Auspuff die Schuld an der Katastrophen-Saison des Williams-Teams trägt. "Der Williams weist beim Kurveneingang ein nervöses Heck auf", fällt dem Iren gegenüber 'Autosport' auf. "Ich glaube, dass ihr Diffusor wahrscheinlich so stark wirkt, dass es einen Strömungsabriss gibt, wenn man vom Gas geht. Die Stabilität beim Bremsen ist schlecht, denn wenn man vom Gas geht, dann funktioniert der Diffusor nicht sofort. Ohne dem Anblasen geben sie dem Diffusor wahrscheinlich mehr Möglichkeiten, um konstant zu arbeiten."

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