Der Tag vor dem Wetterumschwung: Bei vielen Teams Rennsimulationen standen auf dem Plan - Alonso mit Bestzeit, Sutil mit gutem Comeback - Am Freitag soll es regnen
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Schon am vorletzten Testtag dieser Woche legten die Teams einen wahren Schlussspurt hin. Den Grund dafür lieferten die Meteorologen, die für den Abschlusstag auf dem Circuit de Catalunya erhebliche Regenfälle vorhersagen. Somit mussten die Fahrer am heutigen Donnerstag möglichst viele Runden abspulen, um die vermutlich am Freitag fehlende Zeit auf der Strecke etwas auszugleichen. Auf rund 1.000 Runden kamen die Teams insgesamt.
Bei leicht diesigen Verhältnissen und Temperaturen von höchstens 14 Grad Celsius waren die Reifen einmal mehr im Fokus der Arbeit. Die neueste Generation von Pirelli-Pneus tendierte auch am Donnerstag zum sogenannten Graining. Dieses Phänomen sorgte dafür, dass bei vielen Teams nur ein bis zwei schnelle Runden mit einem Satz möglich waren, bevor die Rundenzeiten sukzessive deutlich schlechter wurden. Der Effekt fiel jedoch von Team zu Team unterschiedlich aus.
Fernando Alonso konnte zwar am Vormittag im Rahmen einer Qualifying-Simulation die beste Runde des Tages in 1:21.875 Minuten markieren, über die Distanz überzeugte der Ferrari F138 jedoch nicht. Die jeweils zweite Runde auf den weichen Slicks war stets um mindestens zwei Sekunden langsamer. Bei Longruns über zehn Umläufe bauten die Reifen am Ferrari erheblich ab. In diesem Bereich haben die Italiener noch einige Arbeit vor sich.
Bei Sauber ist die Konstanz über längere Distanzen etwas besser als beim Motorenpartner Ferrari. Nico Hülkenberg lag zwar bei seiner schnellsten Runde in 1:22.160 Minuten rund drei Zehntel hinter Alonso, aber im Longrun hätte der deutsche Neuzugang der Schweizer die Nase im Vergleich wohl vorn gehabt. Der Lotus E21, in dem Romain Grosjean (1:22.188) sich auf Platz drei der Tageswertung fahren konnte, ist in Sachen Konstanz deutlich besser. Klassenprimus am Donnerstag war in Sachen Haltbarkeit der Pneus überraschend Mercedes.
Mercedes überzeugt auf die Distanz
Nico Rosberg (4./1:22.627) unternahm viele Versuche mit den mittelharten und harten Pneus. Dabei wurde deutlich, dass das Anfahren der Reifen bei voller Tankladung einen erheblichen Unterschied ausmachen kann. Rosberg startete in einige Stints mit hohem Tempo (1:27er-Runden), dabei bauten die Gummis aber in der Folge schnell ab. Bei einem Stint über 19 Runden am Nachmittag ließ es der Deutsche zunächst langsamer angehen (1:30er-Runde), wurde aber in der Folge mit besseren Rundenzeiten über die Distanz belohnt.
Die meisten Runden am Donnerstag drehte Williams. Die Briten ließen Pastor Maldonado (5./1:22.675) am Vormittag eine Rennsimulation abspulen, am Nachmittag setzte Valtteri Bottas (6./1:22.826) nahezu das gleiche Programm um. Der Williams FW35 überstand die insgesamt 147 Runden ohne technische Probleme. Rätselraten herrscht diesbezüglich bei McLaren. Jenson Button (7./1:22.840) kam nur gut 50 Runden weit. Immer wieder war der MP4-28 an der Box. Der Grund ist bislang nicht bekannt.
Im Fokus der Fans stand - neben Fernando Alonso, der immer wieder laut bejubelt wurde - auch ein Deutscher. Adrian Sutil (8./1:22.877) überzeugte bei seinem Comeback nach über einem Jahr Pause. Der Gräfelfinger drehte im Force India solide und unauffällig seine Runden und stellte bezüglich der persönlichen Bestmarke den Stammpiloten Paul di Resta in den Schatten. "Das Gefühl passte von Anfang an. Es gab nur einen kleinen Wackler am Mikrofon", berichtet Sutil gegenüber 'auto motor und sport'.
Bevor der Regen kommt...
Acht Autos lagen am Ende des Tages innerhalb von einer Sekunde. Auf Platz neun: Mark Webber. Der Australier konnte am Donnerstag nicht annähernd so glänzen wie sein Teamkollege Sebastian Vettel am Vortag. Webber hatte es allerdings auch nicht wirklich auf schnelle Rundenzeiten abgesehen. Im Red Bull RB9 spulte der erfahrene Pilot am Nachmittag eine Rennsimulation ab. Ganz realistisch war der Ablauf nicht, denn Webber nutzte in allen Stints Reifen der mittelharten Mischung.
Bei Red Bull stand eben die Arbeit mit den Pneus im Fokus. Aus den Zeiten auf den bis zu 14 Runden langen Stints ließ sich erkennen, dass der RB9 nicht ganz so konstant erscheint wie der Mercedes oder der McLaren. Immerhin gab es offenbar technisch keine Probleme. Allerdings ging dennoch nicht alles glatt. Bei den Boxenstopps mit der neuen Ampeln und den neuen Schlagschraubern gab es mehrfach Verzögerungen.
Die beiden Schlusslichter des Tages waren wieder einmal die Autos von Marussia und Caterham. Mit ihren Versuchen am späten Vormittag auf frischen weichen Reifen konnten Max Chilton (11./1:25.690) und Giedo van der Garde (12./1:26.177) den Rückstand noch halbwegs in Grenzen halten. Der Caterham-Renault CT03 lief am Donnerstag 93 Runden, bis er auf der Strecke ausrollte, der Marussia-Cosworth MR02 schaffte hingegen am gesamten Tag nur 58 Umläufe.
Die Testfahrten werden am morgigen Freitag fortgesetzt. Die Wetteraussichten sind jedoch alles andere als gut. In der kommenden Nacht soll eine dicke Wolkenfront mit reichlich Niederschlägen aufziehen. Wie es von Toro Rosso heißt, wird es voraussichtlich am letzten Testtag "gatos e perros" (spanisch für die britische Redewendung "cats and dogs") regnen. Vorteil am Donnerstag war dadurch, dass die Teams mehr Slicks verwenden konnten, weil morgen wohl nur Regenpneus zum Einsatz kommen werden.