Acht rote Flaggen bei rutschigen Verhältnissen: Lewis Hamilton verteidigt die bedeutungslose Bestzeit vor Jenson Button und Jean-Eric Vergne
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Am heutigen 64. Geburtstag von Niki Lauda, dem Chef des Formel-1-Aufsichtsrats von Mercedes, sicherte sich Lewis Hamilton zum Abschluss der Testfahrten in Barcelona die Tagesbestzeit. Der Silberpfeil-Neuzugang hatte das Klassement bereits am Vormittag mit einer Zeit von 1:23.282 Minuten angeführt und blieb an der Spitze, weil die widrigen Wetterverhältnisse nach der einstündigen Mittagspause keine Verbesserungen mehr zuließen. Das bedeutet auch, dass Sergio Perez' (McLaren) absolute Wochenbestzeit von 1:21.848 Minuten (Mittwoch) bestehen bleibt, dicht gefolgt von Ferrari-Pilot Fernando Alonso (1:21.875 Minuten am Donnerstag).
Hamilton nutzte die Bedingungen optimal, als sie am späten Vormittag am besten waren und die Zeiten des gesamten Feldes purzelten. Doch nach der Mittagspause war es anfangs so nass, dass die Teams sogar mit Full-Wet-Reifen ausrücken mussten und erst im Laufe der letzten drei Stunden wieder auf Intermediates wechseln konnten. Just in der Phase, als es ganz langsam abzutrocknen schien, sorgte dann auch Hamilton nach Kurve 6 für eine Unterbrechung (die siebte und vorletzte des Tages) - allerdings nicht wegen eines Fahrfehlers, sondern a) wegen eines Verbrauchstests oder b) wegen eines technischen Defekts.
An seine Bestzeit kam trotzdem niemand mehr auch nur annähernd heran, sodass einige Rennställe ihr Programm umstellten und beispielsweise Boxenstopps übten oder geduldig Kilometer auf die Verschleißteile fuhren, um deren Zuverlässigkeit zu testen. Interessanterweise stellten sich die Fahrer am Nachmittag etwas besser auf die rutschigen Streckenbedingungen ein, obwohl der Regen stärker war als vor der Pause. Doch während es in den ersten vier Stunden gleich fünfmal rote Flaggen gab, musste danach nur noch einmal wegen eines Ausritts unterbrochen werden.
Zweimal rot: Gutierrez und van der Garde
"Übeltäter" war gegen 14:45 Uhr Sauber-Rookie Esteban Gutierrez, der sich in Kurve 4 ins Kiesbett eingrub, aber zumindest auch seinen zweiten Abflug des Tages weitgehend ohne Blechschaden überstand. Ein ähnliches Missgeschick war ihm in Kurve 5 bereits am Vormittag unterlaufen. Auch Giedo van der Garde (Caterham) erwischte es heute gleich zweimal: gegen 10:00 Uhr drehte er sich in der Zielkurve von der Strecke und kurz vor der Mittagspause um 13:00 Uhr rollte der Niederländer zwischen den Kurven 9 und 10 aus.
Van der Garde kann sich mit dem sechsten Platz trösten, dem bisher besten Caterham-Ergebnis in diesem Winter - aber aufgrund der wechselhaften Bedingungen sollte man auf das Endklassement des achten von insgesamt zwölf Testtagen vor dem Saisonauftakt keinen Wert legen. Hamilton behauptete die Spitze nach sieben Stunden 0,351 Sekunden vor Jenson Button (McLaren), 0,789 Sekunden vor Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) und 2,450 Sekunden vor Jules Bianchi (Force India), der heute versuchte, sich für das zweite Stammcockpit neben Paul di Resta zu empfehlen.
Kein Vergleich mit Sutil möglich
Bianchis Zeit mit der gestrigen Performance von Adrian Sutil zu vergleichen, ist aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen völlig unmöglich. Immerhin leistete sich der junge Ferrari-Junior aus Frankreich aber keine nennenswerten Schnitzer - was er sogar dem einen oder anderen Routinier voraus hatte: Nur zehn Minuten dauerte es, bis Felipe Massa die Geister seines Dreherspektakels von Silverstone 2008 rief und in Kurve 4 im Kiesbett landete, und gegen 10:30 Uhr erwischte es im Mittelsektor des Circuit de Catalunya auch Mark Webber (Red Bull).
Von den Top 8 blieben heute überhaupt nur Button und Bianchi verschont; Vergne untersteuerte am Vormittag in Kurve 5 direkt ins Kiesbett. Der Toro-Rosso-Junior war heute übrigens um mehr als dreieinhalb Sekunden schneller als Red-Bull-Routinier Webber, der seinerseits ein paar Hundertstelsekunden hinter Massa Achter wurde. Max Chilton (Marussia) und Romain Grosjean (Lotus), der am Nachmittag für weitere 23 Runden auf die Strecke gelassen wurde (insgesamt 41), rundeten das Klassement ab.
Für den Schlusspunkt sorgte mit der achten roten Flagge des Tages Bianchi, als er vier Minuten vor Schluss in der Nähe der Boxenausfahrt stehen blieb. Valtteri Bottas und Pastor Maldonado kratzte das alles nicht: Die Williams-Fahrer konzentrierten sich auf Boxenstopp-Übungen und ließen keine einzige gezeitete Runde für sich notieren. Fleißigster "Kilometerfresser" des Schlusstages war übrigens trotz zweier Dreher Gutierrez mit 96 Runden beziehungsweise ungefähr eineinhalb Renndistanzen. Weiter geht's in einer Woche an gleicher Stelle mit dem letzten Test dieses Winters.