Der Start zum Großen Preis von Japan war die rennentscheidende Szene: Weil Lewis Hamilton Teamkollege Nico Rosberg rausdrückte, konnte er zum Sieg spazieren
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Eigentlich hätte Nico Rosberg den Großen Preis von Japan gewinnen müssen, um den Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft wieder offen zu gestalten, doch dem Deutschen blieb im Duell mit Lewis Hamilton wieder einmal nur der zweite Rang, womit er nun wieder 48 Zähler Rückstand in der WM hat. Durch die gestrige Pole-Position und die Aussicht auf ein überholfeindliches Rennen waren im Grunde alle Zutaten für einen Rosberg-Sieg kochbereit auf dem Tisch, doch schon nach wenigen Metern war alles anders.
Lewis Hamilton entschied den Start und damit auch das Rennen nämlich schon für sich. Der Brite kam von Startplatz zwei besser weg und befand sich auf dem Weg in Kurve 1 auf Augenhöhe, doch weil er die Innenbahn hatte, konnte er einen Vorteil ziehen und Rosberg schließlich in Kurve 2 nach außen drücken. Durch diese Aktion verlor Rosberg noch zwei weitere Positionen an Sebastian Vettel (Ferrari) und Valtteri Bottas (Williams).
"Es geht definitiv in die falsche Richtung. Ich hätte heute gewinnen müssen. Das war wichtig, hat aber nicht funktioniert", sagt ein zerknirschter Rosberg im Anschluss an das Rennen. "Das ist sehr enttäuschend, nachdem ich von der Pole gestartet bin. Aber im Duell musste ich vor der zweiten Kurve zurückstecken. Ich hab's im Fernsehen noch nicht gesehen, es war sehr eng." Rang zwei war für ihn danach nur noch Schadensbegrenzung.
"Danach war es großartig, dass ich mich auf Rang zwei zurückkämpfen konnte, weil ein vierter Platz nicht akzeptabel gewesen wäre. Mehr als Platz zwei war aber nicht möglich", muss der Wiesbadener einsehen, während Teamkollege Hamilton dem dritten Titel immer näher kommt. "Ich bin so glücklich. Das Team hat einen fantastischen Job gemacht, und es ist toll, dass wir mit dem Team wieder hier oben auf eins und zwei stehen", jubelt der Brite und weiß, was ihm den Sieg gebracht hat.
"Ich hatte einen großartigen Start, auch wieder dank des Teams und seiner harten Arbeit, um sicherzustellen, dass wir gut starten", strahlt Hamilton. Sein Manöver gegen Nico Rosberg brachte ihm den Sieg, doch die Aktion von ihm war schon ziemlich hart: "Das Problem ist, dass Rosberg nicht mehr Ideallinie fahren kann, sondern Platz lassen muss, sonst kollidieren sie", analysiert Experte Marc Surer bei 'Sky'. "In der nächsten Kurve ist Hamilton innen und sticht rein. Er hat ihn schon richtig über den Randstein gedrückt." Für den Schweizer war das sogar eine Spur zu viel: "Unter Teamkollegen macht man das nicht."
Doch Surer hat auch Verständnis: "Wenn er ihn aber nicht so rausgedrückt hätte, wäre Rosberg in der nächsten Kurve wieder vorne gewesen. Hamilton musste konsequent sein." Doch wäre Rosberg ebenfalls konsequent gewesen, dann wäre eine Kollision die mögliche Folge gewesen. "Dann hätte Vettel das Rennen gewonnen - und die WM wäre wieder offen gewesen", so Surer. Und so könnte Nico Rosbergs teamdienliches Zurückstecken wieder Hamilton in die Karten gespielt haben.