Nach seinem Rauswurf steht der Ex-Formel-1-Boss hinter Entscheidungen, die Liberty revidieren will - Börsengang und kosmopolitischer Anspruch als Gründe
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Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone steht nach seinem Rauswurf durch den neuen Mehrheitseigner Liberty Media zu tragenden Entscheidungen seiner jüngeren Amtszeit. Wie der 86-jährige Brite im Gespräch mit 'Sky Sports F1' erklärt, sei es richtig gewesen, den Sport ungeachtet politischer und menschenrechtlicher Verhältnisse raus aus Europa und in neue Länder zu bringen. Auch erfolgsunabhängige Bonuszahlungen an die Topteams rechtfertigt Ecclestone als unternehmerische Strategie.
Er erklärt mit Bezug auf die luxemburgische Investmentfirma CVC Capital Partners, der früher die Mehrheit an der Königsklasse gehörte: "Sie wollten an die Börse gehen - und vorher sollten wir sicherstellen, dass die Teams dabei wären." Ergo machte Ecclestone in bilateralen Verträgen über den kommerziellen Rahmen Zugeständnisse an prominente Mannschaften, die den Unternehmenswert der Formel 1 steigern. Allen voran an Ferrari, aber auch an Red Bull, Mercedes und McLaren.
Mehr Mitspracherecht in Regelfragen und Gelder unabhängig um Abschneiden auf der Rennstrecke, sodass die Hürden für einen spontanen Ausstieg aus dem Business erhöht werden - das war Ecclestones Rezept. "Wir wollten wissen, wer sich bis 2020 fix verpflichtet. Dafür mussten wir sie belohnen", unterstreicht er, warum er auf Kosten der kleinen Teams Millionen an die Platzhirsche verteilte. Er sei gewarnt gewesen: "Nichts ist für immer. Wenn jemand Ferrari verärgert, steigen sie aus."
Der neue Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat bereits angekündigt, daran rütteln zu wollen. Das gilt auch für den Exodus des Zirkus aus Europa, den Liberty ebenfalls stoppen möchte. Dabei scheint es, als hätte Ecclestone sich etwa durch den Schritt nach Russland - schon ein Rennen in der Sowjetunion war zu Zeiten des Kalten Krieges einer seiner Wunschträume - ein Denkmal setzen wollen. "Ich wollte raus aus Europa, weil die Welt größer ist", gibt er sich kosmopolitisch.
Die exorbitanten Promotergebühren, die die aus demokratischer und menschenrechtlicher Perspektive fragwürdigen Regime in China, Russland, Aserbaidschan oder in der Golfregion zu zahlen bereit gewesen sind, hätten keine Rolle gespielt. "Die Frage sollte lauten, ob wir in diese Länder gegangen wären, wenn sie die gleichen Preise gezahlt hätten wie die Europäer", gibt Ecclestone zu bedenken. "Die Antwort lautet: Ja. Hoffentlich hören sie das nicht und denken, ich hätte sie abgezockt."