Blütenweiße Weste: Rosberg in Sao Paulo auf Pole

, 08.11.2014

Sechs Sessions, sechs Bestzeiten: Nico Rosberg schlägt Lewis Hamilton in einem hochspannenden Qualifying in Brasilien - Williams vergibt Chance auf die Pole

Viele hatten ihn schon abgeschrieben, und aus eigener Kraft kann er tatsächlich nicht mehr Weltmeister werden. Aber beim Grand Prix von Brasilien untermauert Nico Rosberg bisher, dass er alles unternehmen will, um Lewis Hamilton den Titel 2014 womöglich doch noch streitig zu machen. Nachdem er zuvor in allen Trainings Bestzeit gefahren war, sicherte sich der Mercedes-Pilot auch in allen drei Qualifying-Segmenten die Bestzeit und damit die Pole-Position in Sao Paulo.

Die Entscheidung fiel jedoch denkbar knapp - gerade mal 0,033 Sekunden lagen am Ende zwischen den beiden Rivalen; bei der letzten Zwischenzeit war Hamilton sogar noch vorne gelegen. Im ersten Q3-Run betrug Rosbergs Vorsprung ebenfalls nur 0,029 Sekunden, ehe er sich im zweiten Versuch auf 1:10.023 Minuten steigerte. Hamilton vergab die Chance auf den ersten Startplatz mit einem Fehler in einer der letzten Kurven, als er zu spät bremste und kurz die Lenkung aufmachen musste.

"In Kurve 10 habe ich ein bisschen Zeit verloren, vielleicht auch noch ein paar Späne in der ersten Kurve", analysiert er. Aber auch Rosberg ist nicht hundertprozentig happy mit seiner Leistung: "Ich war von den Einstellungen im Auto nicht im richtigen Bereich. Es ließ sich aber nicht mehr ändern." Wirklich wahr oder alles nur Spielchen? "Wahrscheinlich sind ein paar Psychospielchen dabei", grinst Sportchef Toto Wolff. "Das gehört auf diesem hohen Niveau dazu."

Die brasilianischen Fans hätten indes beinahe Lokalmatador Felipe Massa zur Pole-Position gepeitscht. Der Williams-Pilot lag in Q1 noch 0,255, in Q2 dann nur noch 0,040 Sekunden zurück - und fuhr im letzten Q3-Run die beste Zeit aller Pole-Kandidaten im ersten Sektor. Trotzdem konnte er seine bestehende Zeit von 1:10.247 Minuten nicht mehr verbessern und er musste seine letzte Runde abbrechen. Grund: Verkehr auf der Strecke.

"Vielleicht wäre die Pole möglich gewesen, aber wir hatten im letzten Versuch Probleme", erklärt Rob Smedley, Leiter Fahrzeug-Performance. "Felipe hatte Verkehr. Wir haben aus technischen Gründen sein Auto in der Garage nicht rechtzeitig gestartet bekommen. Valtteri hat versucht, alles herauszuholen, kam aber Ausgangs Kurve 4 von der Linie ab. Ich bin trotzdem ganz zufrieden mit den Plätzen drei und vier. Viele haben heute Chancen liegen gelassen."

Auch der viertplatzierte Valtteri Bottas (Williams/+0,282) konnte am Ende nicht mehr zulegen, obwohl er im ersten Sektor nach Massa die zweitbeste Zeit erzielt hatte. Mercedes und Williams werden die Podestplätze morgen wohl unter sich ausmachen, denn Jenson Button (McLaren) darf sich zwar über einen aus seiner Sicht positiven fünften Platz freuen, aber 0,907 Sekunden Rückstand machen ihn nicht unbedingt zu einem der Topfavoriten.

Sechster wurde Sebastian Vettel (Red Bull/+0,915), obwohl für den scheidenden Weltmeister nicht alles nach Plan lief: "Anfangs hatte ich ziemlich viel Untersteuern und habe mir ein bisschen schwer getan, das Auto am Scheitelpunkt um die Kurven zu bekommen. Wir haben dann reagiert und den Frontflügel verstellt. Anschließend ging es deutlich besser." Das Qualifying-Stallduell gegen Daniel Ricciardo (9.) gewann er heute um 0,137 Sekunden.

Siebter wurde Kevin Magnussen (McLaren/+0,946), Achter Fernando Alonso (Ferrari/+0,954) - aber der Spanier gibt sich nun gar keine besondere Mühe mehr, das Verhältnis zu seinem Team intakt aussehen zu lassen. Als er in Q1 nicht genug Power spürte, brüllte er hörbar verärgert in den Boxenfunk: "Wie könnt ihr mich mit einer nicht aufgeladenen Batterie ins Qualifying schicken? Wie ist das möglich, wie?"

Am Ende war er trotzdem wieder schneller als sein Teamkollege Kimi Räikkönen (10./+1,076), der ihn bis dahin relativ klar dominiert hatte. Nico Hülkenberg (Force India) und Adrian Sutil (Sauber) belegten die Positionen zwölf und 13, nachdem sie sich in Q1 im deutschen Dreierpack mit Vettel auf den letzten drei Plätzen ins Q2 geschoben hatten. Noch vor den beiden landete Esteban Gutierrez (Sauber), heute um eine halbe Sekunde schneller als Sutil.

Das ist aber erklärbar, denn Sauber entschuldigte sich via Funk beim Deutschen dafür, dass seine Batterie nicht geladen war. Den Ausritt kurz zuvor hätte Sutil wohl weggesteckt. Hülkenberg ging diesmal als Sieger gegen Sergio Perez (17.) hervor, aber: "Schade, dass ein Sauber vor uns steht. Meine Runde war gut, die hat gesessen. Sao Paulo liegt einfach dem Charakter unseres Autos nicht." Perez (plus sieben Positionen) wird voraussichtlich als Letzter ins Rennen starten.

P14 ging an Daniil Kwjat (Toro Rosso), der in Q2 technische Probleme hatte und nicht mehr auf die Strecke gehen konnte. Bereits in Q1 hatte es die beiden Lotus, Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) und Perez erwischt. Der angekündigte Regen traf übrigens nie an der Rennstrecke ein. Morgen könnte das Wetter dennoch für zusätzliche Spannung sorgen: "Das Rennen ist lang", sagt Hamilton. "Dank Boxenstopps und Wetter könnte es aufregend werden."

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