BMW verkündete offiziell den Ausstieg des BMW Sauber Teams aus der Formel 1 Ende 2009.
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Die Saison 2009 sollte das große Jahr von BMW Sauber werden. Nach drei Jahren des Aufbaus und stetiger Fortschritte wollte das Team von Nick Heidfeld und Robert Kubica ein Wörtchen im WM-Titelkampf mitreden. "2009 wollen wir unsere erstklassige Zuverlässigkeit beibehalten und parallel unsere Leistungsfähigkeit steigern, um konstant an der Spitze mitfahren zu können", kündigte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen vor Saisonbeginn an.
Der Plan scheiterte: In den ersten zehn Saisonrennen holte BMW Sauber magere acht WM-Punkte und liegt damit nur auf Rang 8 der Konstrukteurswertung, nur Toro Rosso und Force India haben weniger Punkte gesammelt. Zu den sportlichen Misserfolgen kommen die finanziellen Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der KERS-Flop hinzu. BMW Sauber war einer der großen Verfechter des Energierückgewinnungssystems, baute dieses aber wie viele andere Teams im Laufe der Saison aus dem Auto aus, um die Vorteile der Aerodynamikweiterentwicklung und Gewichtsverteilung vorzuziehen.
F1-Boss Bernie Ecclestone macht den Misserfolg für den Ausstieg verantwortlich. Er sagte BBC Radio Five Live: "Als ich kürzlich mit Mario Theissen gesprochen habe, sagte er, sie hätten drei Jahre, um die WM zu gewinnen. Das wollte er schaffen und er war zuversichtlich, dass sie es schaffen würden. Aber es scheint so, als ob es nicht so laufen würde - vielleicht haben sie sich deswegen dazu entschlossen, aufzuhören."
Konzentration auf neue Antriebstechnologien
Die durch das Ende des F1-Engagements frei werdenden Ressourcen sollen laut BMW in die Entwicklung neuer Antriebstechnologien sowie Projekte im Bereich Nachhaltigkeit fließen. Das Unternehmen werde sich aber weiterhin in anderen Serien im Tourenwagensport, der ALMS und der Superbike-WM engagieren. Die Grundsatzentscheidung über die Neustrukturierung des BMW Motorsport Engagements wurde gestern in der Sitzung des Vorstands getroffen.
"Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen. Aber dies ist ein konsequenter Schritt vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung unseres Unternehmens", erklärte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Dr. Norbert Reithofer. "Premium wird immer stärker auch über Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit definiert. Wir wollen hier eine Vorbildrolle einnehmen. Im Rahmen unserer Strategie Number ONE stellen wir deshalb alle Projekte unter den Aspekten Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit auf den Prüfstand. Unser Engagement in der Formel 1 entspricht dabei nicht mehr unserer Hauptzielrichtung. Seit 1999 verantwortet Mario Theissen unser Motorsport-Engagement. In dieser Zeit haben wir viele große Erfolge erzielt, auch in der Formel 1. Dafür möchte ich Mario Theissen und seinem Team herzlich danken", so Reithofer.
Entwicklungsvorstand Dr. Klaus Draeger sagte: "Wir haben uns mit dem BMW Sauber F1 Team bereits im dritten Jahr als Top-Team etabliert. In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen. Dennoch waren zehn Jahre Formel-1-Erfahrung prägend für unsere Entwicklungsingenieure. Dem Rennsport haben wir nicht nur zahlreiche technische Innovationen zu verdanken, sondern auch den Wettbewerbsgeist, der uns in der Entwicklung von Serienfahrzeugen vorantreibt."
Stellenabbau noch nicht geklärt
In welchem Umfang es zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, steht derzeit noch nicht fest. "Da wir diese Entscheidung erst gestern getroffen haben, können wir noch nichts Genaueres mitteilen", sagte Draeger. "Wir werden verschiedene Szenarien erarbeiten und bewerten und uns bemühen, für die Mitarbeiter am Standort Hinwil und die in das Formel-1-Projekt eingebundenen Beschäftigten in München Lösungen zu finden. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden die Mitarbeiter informieren, sobald wir Klarheit haben."
BMW Motorsport Direktor Dr. Mario Theissen: "Natürlich hätten wir alle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hinwil wie in München, dieses ambitionierte Projekt gerne weiter geführt und gezeigt, dass die aktuelle Saison nach drei erfolgreichen Jahren ein Ausrutscher war. Aber aus Sicht des Unternehmens kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Wir werden uns nun voll auf die verbleibenden Rennen konzentrieren und uns mit Kampfgeist und einem guten Ergebnis aus der Formel 1 verabschieden."
Nicht die ersten Rücktrittsmeldungen
Bereits vor Saisonbeginn gab es Gerüchte über einen möglichen Ausstieg von BMW aus der Formel 1. Damals noch vor dem Hintergrund, dass das Team mit dem WM-Titel in der Tasche die Königsklasse verlassen könnte. Als letzter Hersteller zog sich Honda Ende 2008 aus der Formel 1 zurück. Auch Toyota und Renault gelten seit Monaten als Wackelkandidaten. Die Teams könnten in den kommenden Tagen ebenfalls ihren Ausstieg bekannt geben, denn dann soll die finale Version des Concorde Agreements verabschiedet werden. Sollten die Teams dieses unterschreiben, würden sie sich bis 2012 an die Formel 1 binden.
Für Nick Heidfeld und Robert Kubica beginnt nun die Suche nach einem Cockpit für 2010. Heidfeld ist bereits seit einer Weile damit beschäftigt, den Markt zu sondieren, dieser wirkte aufgrund der politischen Unsicherheit der letzten Monate aber zuletzt wie eingefroren. Neben den beiden BMW-Sauber Piloten ist vor allem Nico Rosberg von dem Rückzug betroffen, da der Noch-Williams-Fahrer durchaus einen Wechsel zu den Münchnern favorisierte. Durch den Ausstieg von BMW Sauber wird auch einer von dreizehn Teamplätzen in der F1 frei. Es gibt also wieder Hoffnung für Teams wie Superfund, Epsilon Euskadi und Prodrive.
VirusM54B30
29.07.2009
Absolut verständlicher Schritt von BMW. Ich hoffe jetzt, das BMW sich auf einen DTM Einstieg vorbereitet und sich wieder in Le Mans beteiligt