Bob Bell: Ein Schritt von mehreren Zehnteln

, 23.04.2008

Am Auto war beinahe in allen Bereichen etwas zu tun. Im Renault-Interview gibt sich Technikdirektor Bob Bell zuversichtlich, dass die Arbeit gefruchtet hat.

Bob, seit dem Grand Prix von Bahrain sind drei Wochen vergangen. Wie hat das Team die Zeit genutzt?

Bob Bell: Unser Fokus lag zunächst darauf, uns auf die Testfahrten in Barcelona in der vergangenen Woche vorzubereiten. Die besaßen für uns große Bedeutung, da wir umfangreiche Neuentwicklungen im Aerodynamik-Bereich und einige neue mechanische Komponenten für den Renault R28 ausprobieren wollten. Das Ziel des Tests lag darin, ihre Funktion zu überprüfen und die besten Teile für den Grand Prix von Spanien herauszufiltern. Viele der Neuentwicklungen wurden speziell auf die Anforderungen bestimmter Kurse hin entwickelt.

Auf welche Bereiche haben Sie sich bei der Suche nach Performance-Verbesserungen besonders konzentriert?

Bob Bell: Wir wissen inzwischen sehr genau, in welchen Bereichen wir Nachteile gegenüber der Konkurrenz haben. Dazu zählt vor allem die aerodynamische Performance. In Hochgeschwindigkeitskurven fehlt uns Grip. Auf diesem Gebiet treiben wir die Arbeit derzeit besonders voran, weil es wahrscheinlich am meisten zu unserem Mangel an allgemeiner Performance beiträgt. Wir verlieren aber auch Zeit in den langsamen Ecken, in denen es vor allem auf mechanischen Grip ankommt. Deshalb haben wir die Aufhängung verbessert. Zudem fehlt es uns ein wenig an Motorleistung, und im Vergleich mit anderen Teams hinken wir in punkto Geschwindigkeit auf den langen Geraden hinterher. Angesichts der eingefrorenen Motorenentwicklung können wir in diesem Bereich allerdings nicht viel machen.

Werden sich Ihre Anstrengungen auf der Strecke in einer höheren Leistungsfähigkeit niederschlagen?

Bob Bell: Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass uns die neuen Komponenten einen deutlichen Performance-Vorteil verschaffen werden. Außerdem sollten sich gleichzeitig die Fahrbarkeit und das Fahrgefühl des Renault R28 verbessern. Wenn wir den Fahrern vor allem auf der Bremse mehr Vertrauen in den Wagen vermitteln können, holen sie mehr Performance heraus. Wir sind deshalb ziemlich sicher, dass wir einen großen Schritt nach vorn gemacht haben, der sich in mehreren Zehntelsekunden niederschlagen wird. Wir müssen dennoch vorsichtig sein und dürfen nicht vergessen, dass auch die anderen Teams in Barcelona mit Neuerungen aufwarten werden. Wir sollten also sicherstellen, dass unser Entwicklungsschritt größer ausfällt als der unserer Konkurrenten.

Sprechen wir über die Fahrer. Wie geht es Fernando Alonso vor seinem Heim-Grand Prix?

Bob Bell: Fernando ist unverändert sehr konzentriert und motiviert. Gleichzeitig fühle ich bei ihm etwas Enttäuschung, dass er derzeit nicht um Podestplätze fahren kann. Aber er erkennt, dass das Team alles gibt, um ihm ein besseres Gesamtpaket zur Verfügung zu stellen. Er blickt seinem Heimrennen daher mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn bei all der Unterstützung durch seine Fans hätte er nur zu gern einen Rennwagen zur Verfügung, mit dem er um den Sieg kämpfen kann. Wir wissen aber, dass Fernando bis zur Zielflagge alles geben wird. Egal, ob er um den Sieg oder um den 15. Platz streitet ? aufgeben kommt für ihn nicht in Frage.

Nelson startete holprig in die Saison, wurde zuletzt aber deutlich stärker. Wie beurteilen Sie den Beginn seiner Formel 1-Karriere?

Bob Bell: Sein Debüt verlief in der Tat nicht optimal. ? vergleichbar mit dem von Heikki Kovalainen im Vorjahr. Auf den jungen Fahrern lastet heutzutage ein enormer Erwartungsdruck. Während der Wintertestfahrten lief nicht alles optimal, und uns kamen zwischenzeitlich Zweifel, ob Nelson bis Saisonbeginn tatsächlich so weit sein würde. Bei den abschließenden Testfahrten vor Saisonbeginn ließ er dann sein wahres Talent aufblitzen und beeindruckte uns alle. Der Grand Prix von Australien verlief schwierig für ihn, aber in den beiden folgenden Läufen zeigte er seine Fähigkeiten und erledigte einen exzellenten Job für das Team. Wir waren beeindruckt und in gewisser Weise auch angenehm überrascht. Wir erwarten, dass er sich im Laufe der Saison weiter verbessern wird.

Was dürfen wir am kommenden Wochenende von Renault erwarten?

Bob Bell: Während der Wintertests sahen wir in Barcelona immer recht gut aus. Wenn sich dieser Trend fortsetzt und die Verbesserungen am Auto funktionieren, sollte uns ein Schritt nach vorn gelingen. Auf dem Circuit de Catalunya trennt sich in punkto aerodynamischer Effizienz die Spreu vom Weizen. Wir wissen, dass wir in dieser Beziehung Rückstand auf die führenden Teams aufweisen. Ich denke aber, dass wir dennoch ein gutes Ergebnis einfahren können.

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