Böse Überraschung: Honda erklärt großspurige Erwartungen

, 26.12.2015

Dass aus den Elektronikproblemen des McLaren Hardware-Defekte wurden, überraschte die Japaner - Späterer Einstieg hätte Schlamassel nicht verhindert

Als Yasuhisa Arai beim Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne im März von Grand-Prix-Siegen für McLaren-Honda noch in der Saison 2015 sprach, fragten Journalisten verdutzt nach. Sie ließen sich die im gestammelten Japano-Englisch genannte Jahreszahl nochmals bestätigen, bekamen aber die gleiche Antwort. Die bittere Einsicht für die Königsklassen-Rückkehrer aus Fernost gab es auf der Strecke. Im Gespräch mit 'f1i.com' räumt Arai neun Monate später ein, zu optimistisch gewesen zu sein.

Der Honda-Sportchef meint: "Vor einem Jahr habe ich eine optimistische Prognose gestellt, wusste aber, dass viele Probleme auf uns zukommen würden." Der Automobilriese ging davon aus, dass die Arbeit mit Modifikationen am V6-Hybriden getan und der Anschluss an die Konkurrenz hergestellt sei. Doch diese Annahme entpuppte sich als Fehleinschätzung. Arai erklärt, warum zu Beginn der Saison nur die Spitze des Eisbergs zu sehen war: "Es waren allen voran Elektronikprobleme. Ich dachte, wir könnten sie lösen. Danach fingen die Schwierigkeiten mit der Hardware an."

Im Mai hätte das Team angefangen, Probleme nicht nur zu verlagern, sondern schnell zu beheben. Im August hätte Honda verstanden, warum bei der MGU-H und der übrigen Hybrid-Technik zur Energierückgewinnung Defizite zu verzeichnen waren. Die Früchte dieser Erkenntnis sollen 2016 geerntet werden: "Wir haben es erkannt, aber nichts verändern können", erklärt Arai, dass ihm und seinen Technikern in Japan die Hände gebunden waren. Er zeigt sich in seiner Bilanz enttäuscht.

"Von den Resultaten her ist es nicht genug. Wir wollen es mit Mercedes, Ferrari und den Topteams aufnehmen, aber die Lücke ist groß", bedauert er und betont, persönlich sowie mit dem Formel-1-Projekt die Rückendeckung des Konzerns zu genießen. "Die Topmanager haben hohe Erwartungen, aber wir erklären stets, was auf der Strecke passiert. Sie verstehen alles. Das gilt auch für die Fans."

Von einem überstürzten Einstieg in die Formel 1 will Honda nicht sprechen, sondern wertet die gesammelte Erfahrung als Bonus. "Hätten wir noch ein Jahr gewartet, hätten wir die gleichen Probleme gehabt", verweist Arai auf den Wert von Streckenpraxis. Allerdings kam das Comeback eher eine Saison zu spät als zu früh, schließlich wurden die V6-Hybridmotoren bereits 2014 eingeführt. Arai betont, aufgrund der erzielten Fortschritte an dem umstrittenen Size-Zero-Konzept festhalten zu wollen: "Wir nutzen ein sehr spezielles und aggressives Design, bei dem wir bleiben sollten."

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