Der 23-Jährige sieht den Paukenschlag von Montreal als Beweis für einen generellen Aufwärtstrend - Claire Williams traut ihm zu, Rang drei am Sonntag zu halten
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Regenrennen haben in der Vergangenheit schon oft das Talent großer Fahrer in unterlegenen Autos aufblitzen lassen. Beste Beispiele: Ayrton Senna 1984 in Monaco oder Sebastian Vettel 2008 in Monza. In einer Reihe mit diesen Größen steht Valtteri Bottas wegen seines dritten Platzes am Samstag im Qualifying zum Großen Preis von Kanada noch nicht, aufhorchen ließ der Finne in einem nassen Zeittraining aber allemal. "Natürlich bedeutet mir das eine Menge", sagt ein bewegter Bottas.
Was den Bronzerang doppelt wertvoll macht, ist nicht nur die Tatsache, dass er seinen erfahreneren Teamkollegen Pastor Maldonado im Qualifying-Duell auf 5:2 distanziert hat, sondern der Quantensprung der Williams-Mannschaft. "Es ist ein größerer Schritt in der Startaufstellung, als wir ihn uns je hätten träumen lassen", unterstreicht Bottas. Auch Co-Teamchefin Claire Williams meint am Mikrofon von 'Sky Sports F1': "Platz drei ist wirklich fantastisch. Wir waren in dieser Saison nicht dort, wo wir hatten sein wollen."
Für die Teamgründer-Tochter ist es der Lohn der Arbeit, die in Grove in den vergangenen Monaten verrichtet wurde und in Montreal ihre Fortsetzung fand: "An diesem Wochenende haben wir hart geschuftet, das ist jetzt wirklich eine Belohnung", freut sich Williams und will im Kanada-Qualifying einen allgemeinen Aufwärtstrend des Teams erkennen: "Seit Monaco haben wir mit dem Auto die richtige Richtung eingeschlagen, die Jungs sind sehr viel vertrauter mit dem Wagen, seiner Balance und dem Setup."
"Ein schöner Motivationsschub
Auch Bottas betont, dass sein Erfolg als Muntermacher wirken solle: "Es waren sechs so schwierige erste Rennen für uns", erinnert sich der Neuling mit einigem Unbehagen und hofft: "Das wird ein schöner Motivationsschub für das Team sein. Wir haben es heute wirklich geschafft, alles auf den Punkt hinzubekommen." Williams bremst die Euphorie dezent, weiß den Regen einzuschätzen und spricht von "viel Arbeit", die noch vor dem Team läge. "Die Bedingungen haben uns heute in die Karten gespielt."
Dennoch will sie ihren Erfolgsmann nicht unter Wert verkaufen. "Valtteri wurde in der Formel 1 bisher nicht als das Talent wahrgenommen, das er tatsächlich ist", adelt sie den ehemaligen GP3-Champion, der zuletzt ausschließlich als Test- und Freitagsfahrer der Blauen im Einsatz war und so auf den Job vorbereitet wurde. "Wir waren in dieser Saison nicht in der Lage, ihm das Material bereitzustellen, um es zu beweisen. Er ist sehr konstant, fehlerfrei und geht gut mit dem Auto um", lobt sie. Da lässt sich auch Toto Wolff nicht lumpen.
Geburtstagspräsent für Vater Bottas
Der Mercedes-Motorsportchef ist nicht nur ein Freund Bottas', er ist auch Teilhaber der Firma, die mit seinem Management betraut ist. Neben Didier Cotton ist Ex-Weltmeister Mika Häkkinen Teilhaber des Unternehmens. "Ich bin operativ nicht involviert, aber seit 2007 quasi mit Valtteri dabei. Ich freue mich für ihn, dass er seine Leistung bei schwierigen Bedingungen zeigen konnte", so Wolff bei 'Sky'. "Der junge Hüpfer hat alle Juniorkategorien gewonnen, die es zu gewinnen gab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er das zeigen kann."
Noch allerdings ist kein Pokal im Handgepäck ins britische Oxford, wo Bottas seit einigen Jahren lebt. "Sollte es morgen trocken sein, müssen wir abwarten, wie das Auto funktioniert", blickt Williams voraus und lässt sich zu einer sehr optimistischen Prognosen hinreißen: "Wir sind zuversichtlich, dass er Platz drei halten kann." Es mag an den guten Omen liegen, schließlich hat Vater Bottas am Samstag Geburtstag und fiebert in Montreal mit. "Vielleicht verhelfen Geburtstage Williams zu guten Resultaten", schmunzelt die Co-Teamchef. Als Maldonado 2012 in Barcelona siegte, hatte ihr Vater Frank gerade seinen 70. gefeiert.