McLaren-Rennleiter Eric Boullier vergleich sein aktuelles mit seinem Ex-Team: Warum Lotus weniger Siegeswillen besitzt und wie der Ressourcen-Vergleich ausfällt
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Eric Boullier gelang es bei Lotus als Teamchef Jahr für Jahr, trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse ein siegfähiges Paket zu schnüren - bei McLaren befindet sich der Franzose als Rennleiter nun in einer anderen Situation. Er ist zum Siegen verdammt, denn das ist es, was Boss Ron Dennis von seinem Neuzugang einfordert. Doch wie nimmt Boullier selbst die unterschiedlichen Standorte in Enstone und in Woking wahr?
"Die Ressourcen sind nicht vergleichbar", fällt ihm gegenüber 'F1i' auf. "Die sind jetzt zumindest drei Mal so groß, ohne irgendwelche Zahlen zu nennen, denn die sind vertraulich, aber damit man eine Größenordnung erhält."
Was die Mentalität angeht, sieht Boullier einige Parallelen, erkennt aber auch einen kleinen Unterschied: "Vielleicht ist der Siegeswille bei McLaren etwas größer. Bei Lotus geht es darum, Rennen zu fahren - sie kämpfen, um zu fahren -, während McLaren ausschließlich hier ist um zu gewinnen - und zwar bis zu einem Punkt, wo es eine Obsession wird."
Symbolfigur für diese Mentalität ist Boulliers direkter Vorgesetzter, Firmenchef Dennis. Der Brite war schon in den 1960er-Jahren als Mechaniker pedantisch und hat diesen Charakterzug nie abgelegt. Unvergessen bleibt, als er die McLaren-Box für nur ein Rennen in Silverstone 1998 mit Marmorfliesen auslegen ließ.
"Dieser Perfektionismus geht von Dennis aus, er ist aber auf allen Ebenen spürbar", fällt Boullier auf. "Das ist der große kulturelle Unterschied zwischen den zwei Firmen." Das mutet an, als wäre der Motorsportmanager der Ansicht, dass in Enstone nicht so professionell gearbeitet wird wie in Woking - doch er rudert sofort zurück: "Das soll keine Kritik an Lotus sein, denn ganz ehrlich: Enstone hat mit seinem Teamgeist in den vergangenen Jahren mit geringeren Ressourcen Wunder vollbracht."
Ganz im Gegenteil zu McLaren, denn der Rennstall konnte unter Führung von Boulliers Vorgänger Martin Whitmarsh keinen Titel einfahren und blieb hinter den Erwartungen zurück. "In einem Team muss jeder nach Effizienz, Flexibilität und Reaktionsvermögen streben, doch kurioserweise hat McLaren das aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren etwas verloren."