Lotus-Teamchef Eric Boullier über die Veränderung der Pirelli-Reifen ab Montreal und die Aussichten des Teams in Monaco: "Sehr solide Basis"
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Die von Pirelli angekündigte Veränderung der Reifen ab dem Grand Prix von Kanada trifft vor allem Lotus hart. Der E21 gilt als jenes Auto, das mit den fragilen Gummis am besten haushalten kann. Auf Grundlage dessen hat Kimi Räikkönen viele Erfolge feiern können. Der Finne liegt nur vier Punkte hinter Sebastian Vettel auf Platz zwei der Gesamtwertung. Droht Lotus die Konkurrenzfähigkeit zu verlieren? Teamchef Eric Boullier lässt im Interview etwas Dampf ab.
Frage: "Eric, es gab viele Diskussionen um die Reifen. Nun wurde erklärt, dass es Veränderungen geben wird. Wie geht das Team damit um?"
Eric Boullier: "Es gibt wohl nicht viele Sportarten, in denen solch wichtige Elemente mitten in einer Saison verändert werden. Man stelle sich mal vor: ein Fußballteam kann nicht so schnell rennen wie der Gegner und in der Halbzeit wird deswegen das Spielfeld verkleinert. Dass nun diese Veränderungen anstehen, kann man als etwas frustrierend werten. Ich hoffe, dass es nicht zu extrem wird."
"Es ist klar, dass Pirelli in einer schwierigen Situation steckte und von verschiedenen Seiten Druck bekam. Im vergangenen Jahr, als wir das Auto für 2013 entworfen haben, hat jedes Team Informationen von Pirelli erhalten. Jedes Team hat dann versucht, ein Chassis zu bauen, dass das Beste aus diesem Reifen mit dieser Charakteristik holen würde. Es gab Ende des Jahres sogar Fahrten mit Experimentalreifen des Modells 2013, um uns dabei zu helfen, den eingeschlagenen Weg in der Entwicklung zu überprüfen."
"Wie in jeder Saison, gibt es auch jetzt einige Teams, die einen besseren Job gemacht haben als andere. Es gibt Piloten, die sich besser als andere an die Veränderungen bei Fahrzeug und Reifen gewöhnt haben. Es ist frustrierend, wenn man ein Auto auf Grundlage einer Reifenspezifikation, die allen zur Verfügung stand, entwickelt hat, und jetzt bekommt man gesagt, dass es mitten in der Saison verändert wird. Wir haben aber gute Leute. Wir werden dafür sorgen, dass wir uns bestmöglich auf die kommenden Veränderungen einstellen."
Frage: "Im vergangenen Jahr hat das Team in Monaco den 500. Grand-Prix-Einsatz gefeiert. Wie haben die zweiten 500 aus deiner Sicht begonnen?"
Boullier: "Seit dem letztjährigen Rennen in Monaco haben wir zwölf Podestresultate inklusive zwei Siegen geholt - in Abu Dhabi 2012 und in diesem Jahr in Australien. Wir haben also einen richtig guten Job gemacht. Allerdings - so ist es im Motorsport - sind wir nicht rundherum zufrieden, bis wir nicht mehr Siege holen und Meisterschaften anführen. Daran arbeiten wir."
Abgang von Allison gut verdaut
Frage: "Romain Grosjeans Rennen war in Barcelona nur kurz. Ist gewährleistet, dass ein solcher Fehler nicht noch einmal passiert?"
Boullier: "Es war für Romain und das gesamte Team frustrierend. Ein Formel-1-Auto besteht aus dermaßen vielen Teilen. Auch wenn alles immer wieder genau überprüft wird, so passiert dennoch von Zeit zu Zeit mal ein Fehler. Unsere Technikabteilung hat sofort Maßnahmen ergriffen, das Problem erkannt und ein Teil entwickelt, das ab Monaco zum Einsatz kommen wird."
Frage: "Und Kimi hat ein nahezu perfektes Rennen erlebt?"
Boullier: "Eindeutig fährt Kimi im Moment sehr stark. Unser Auto lässt konstant gute Leistungen zu. Es gibt ein paar Bereiche, in denen wir uns bezüglich Auto und Team verbessern möchten, aber wir hatten bislang in dieser Saison auf jeder Strecke eine sehr solide Basis. Wir sind guter Dinge, dass dies auch in Monaco der Fall sein wird."
Frage: "Wie hat das Team auf die Veränderungen in der Technikabteilung reagiert?"
Boullier: "Wir haben eine sehr starke Technikabteilung, die aus vielen guten Leuten besteht. Es ist ein Zeichen der Stärke von Enstone, dass wir in der Lage waren, eine interne Lösung zu finden. Nick Chester arbeitet sich seit einiger Zeit in seine neue Funktion ein. Wir haben reichlich Updates für den E21 in der Pipeline. Zusätzlich kommt die Herausforderung im Zusammenhang mit der Veränderung der Reifen. Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, das Level zu halten, das aktuelle Auto weiter zu verbessern und die Entwicklung für 2014 voranzutreiben."
Frage: "Wie sind die weiteren Aussichten?"
Boullier: "Es ist schön, dass wir konstant sind. Aber wir sind gierig und wollen mehr Siege. Wir sind hungrig auf weitere Punkte und wollen in allen ausstehenden Rennen an der Spitze mitkämpfen."