Brawn: 2012er Tiefpunkt als kalkuliertes Opfer

, 19.08.2013

Ross Brawn erklärt die Hintergründe für das desaströse Saisonende 2012 und warum er im Hinblick auf die aktuelle Saison manche unverständliche Entscheidung traf

Mercedes feiert in diesem Jahr so etwas wie die Wiederauferstehung. Vor einem Jahr begannen die größten Probleme des Teams, und keiner hatte die Silberpfeile mehr auf der Rechnung, nachdem sie drei Jahre ihren Ansprüchen weit hinterhergehinkt sind. Nach der Saison 2012 blieb daher fast kein Stein auf dem anderen - scheinbar mit Erfolg. Toto Wolff, Niki Lauda oder Lewis Hamilton sind die neuen Gesichter des siegreichen Mercedes-Teams, das noch vor Jahresfrist ein Dasein im Niemandsland fristete.

In den letzten sechs Saisonrennen des vergangenen Jahres nahm das Team aus Brackley nur eine Punktplatzierung mit. Nico Rosberg und Michael Schumacher mussten mit dem F1 W03 leiden, weil Mercedes das Saisonende zugunsten der kommenden Chance opferte. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht mehr viel gewinnen konnten", erzählt Teamchef Ross Brawn gegenüber 'Autosport'. "Wir waren Fünfter und dachten nicht, dass wir noch groß abrutschen können."

Man wollte bei den Silberpfeilen am Saisonende einfach sichergehen, dass man das Jahr 2012 auf technischer Seite bestmöglich abschließt - anstatt auf der Strecke. Als besonderen Fixpunkt erinnert sich Brawn dabei an den Coanda-Auspuff, dessen Einführung 2012 ganz groß in Mode war. Ihn habe man nicht sehr gut verstanden. "Wir wussten, was er tut und wie er funktioniert, aber wir haben die ganzen Feinheiten und Nuancen nicht kapiert."

Und da Test- und Trainingszeit in der Königsklasse nun einmal sehr rar ist, habe Mercedes eben einfach die Rennen zu besseren Testsessions umfunktioniert. So behielt man beispielsweise den Coanda-Auspuff, auch wenn man ohne ihn schneller gewesen wäre. "Als klar war, dass er uns zusätzliche Probleme beim Aufwärmen der Reifen und anderweitig verschafft hat, wäre es das Einfachste gewesen, ihn einfach auszubauen", so Brawn.

"Ich wusste, wenn wir das einfach fallengelassen hätten, hätten wir vermutlich bessere Resultate eingefahren, aber dann hätten wir nicht die Dinge gefunden, die wir gebraucht haben, um zu verstehen, wie der Coanda-Auspuff funktioniert - und dann hätten wir ihn und seine Feinheiten nicht entwickelt." Für den Teamchef habe sich die Beharrlichkeit am Ende aber ausbezahlt, wenn er auf die heutigen Ergebnisse blickt.

Zudem konnte er Lewis Hamilton davon überzeugen, zu den Silberpfeilen zu kommen - auch, wenn das für viele Fans und Außenstehende zunächst wie ein falscher Schritt aussah. "Im Team wusste jeder, warum wir tun, was wir tun. Aber außerhalb des Teams ist das ein bisschen schwieriger", sagt Brawn und spielt dabei darauf an, dass neben den Fans auch Sponsoren und der Vorstand bei Mercedes unruhig wurden. "Das hätte ich vielleicht ein bisschen antizipieren sollen", gibt der Brite zu.

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