Brawn räumt ein: Mercedes hat Trends verschlafen

, 13.11.2012

Der Teamchef glaubt, dass die einseitige Entwicklungsarbeit mit Fokus auf das Doppel-DRS für die Krise der Silberpfeile verantwortlich ist

Zu Saisonbeginn galt das bis dato einzigartige Doppel-DRS noch als Mercedes' großer Trumpf. Acht Monate später hat sich die vermeintliche Wunderwaffe als Bumerang erwiesen, wie Ross Brawn jetzt im Gespräch mit 'Autosprint' einräumt: "Wir kamen zu dem Schluss, dass das Doppel-DRS zwar ein gutes Konzept ist, uns aber in anderen Bereichen langsamer macht", sagt der Teamchef, dessen Truppe seit dem Premierensieg Nico Rosbergs beim China-Grand-Prix eine Talfahrt verzeichnet.

Das Fazit aus Ingenieurssicht könnte kaum bitterer ausfallen: "Wir haben massiv in die Zukunft investiert und zwischenzeitlich heftig dafür bezahlt", resümiert Brawn. Die Silberpfeile scheinen Trends, die Red Bull und McLaren gesetzt und forciert haben, verschlafen zu haben. Stichwort: Wackelflügel. "Was es heutzutage gibt, ist eine Menge - lassen Sie es mich 'raffinierte Technologie' nennen - am Frontflügel. Wir aber hatten unser Design auf das Doppel-DRS ausgerichtet."

Doch Mercedes verpasste die Kehrtwende zum rechten Zeitpunkt und wurde zum Gefangenen seiner eigenen Entwicklung: "Als klar wurde, welches Potenzial andere Philosophien bieten, hätten wir vielleicht den Schritt zurück gehen sollen", findet Brawn, dessen Pläne die FIA ohnehin längst durchkreuzt hat: "In jedem Fall wird das Auto im kommenden Jahr kein Doppel-DRS haben, weil die Regeln es nicht erlauben. Wir ziehen andere Lösungen in Betracht."

Doch was hat Mercedes eigentlich dann unternommen, um den W03 weiterzuentwickeln? "In den Rennen waren die Reifen entscheidend", erinnert der Teamchef an den Saisonbeginn und die Probleme insbesondere mit den weicheren Pirelli-Mischungen. "So wurde uns klar, dass das ein Schlüsselfaktor für die zweite Saisonhälfte ist. Wir haben uns auf die Probleme mit den Pneus konzentriert, ein neues Getriebe und eine neue Aufhängung eingeführt." Offenbar nicht sonderlich erfolgreich.

Das avisierte Problem hätte man aber behoben, bestätigt Brawn: "So haben wir es geschafft, den Reifenabbau unter Kontrolle zu bekommen. Trotzdem hatten wir insgesamt Schwierigkeiten, weil wir nicht an Parametern wie der Aerodynamik und dem Motorenmapping gearbeitet haben."

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