Während Toto Wolff klarstellt, dass er sein Team noch besser kennenlernen muss, fürchtet Ross Brawn, dass ein Umbau der Truppe mehr Fluch als Segen wäre
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Bei Mercedes scheint man dieses Jahr besser aufgestellt als 2012. Dennoch war der Grand Prix von Bahrain für die Truppe aus Brackley ein kleiner Rückschlag, denn man litt wie im Vorjahr unter Reifenproblemen an der Hinterachse - in den vergangenen Jahren die chronische Schwäche der "Silberpfeile". Die Situation ist auch für Teamchef Ross Brawn nicht optimal, denn er muss belegen, dass es klar aufwärts geht, will er seine Position stärken, schließlich deutet vieles darauf hin, dass 2014 mit Ex-McLaren-Technikchef Paddy Lowe ein Ersatzmann für den langjährigen Ferrari-Mann bereit steht.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bemüht sich aber nun um Stabilität und erklärt, dass der Abschied von Brawn keineswegs beschlossene Sache ist. "Ross sagt immer, dass Performance Macht verleiht - und das ist es, woran man gemessen wird", erklärt Wolff gegenüber 'Autosport'.
"Obwohl die Geschichte mit Paddy in den Medien stark vertreten war, setzen wir bei der Strukturierung des Managements auf einen rationellen, proaktiven Weg ohne übereilte Entscheidungen. Die Dinge, die wir intern besprochen haben, sind unter Kontrolle. Ross befindet sich jetzt in dieser Rolle, und er ist darin jetzt sehr effizient."
Brawn warnt vor Umstrukturierungen
Für die Zukunft schließt Wolff Umstrukturierungen aber keineswegs aus: "Wir müssen nach vorne schauen. Das heißt nicht, dass Ross nicht mehr bei uns sein wird - ganz und gar nicht -, aber wir werden das Unternehmen wahrscheinlich mit anderen Leuten stärken."
Brawn selbst warnt Wolff davor, sein Werk der vergangenen Jahre mit unüberlegten Rekrutierungen zu zerstören. "Die Formel 1 verbindet eine riesige Konstruktionsaufgabe mit der sportlichen Seite, die aus den Fahrern und dem Team besteht", erklärt er gegenüber 'Autosport'. "Man muss immer versuchen, beide Seiten zu stärken, ohne dabei das zu beschädigen, was man hat. Das ist eine sehr heikle Geschichte."
Wolff versteht Gesamtbild bei Mercedes "nocht nicht"
Daher müsse man bei großen Umstrukturierungen "genau wissen, was man damit bewirkt", betont Brawn. Gravierende Änderung sind laut dem Mercedes-Teamchef nun der falsche Weg: "Wir haben jetzt eine gute Aero-Abteilung. Wir können sie immer verstärken, aber wir müssen sie verstärken, indem wir das ausbauen, was wir haben. Wir dürfen es nicht beschädigen, denn wir haben eine großartige Truppe beisammen - das gilt auch für die sportliche Seite."
Wolff kündigte bereits bei Dienstantritt an, dass er sich zunächst ein Bild machen müsse, ehe er mit dem Umbau des Teams beginnt. Diese Phase ist laut eigenen Angaben noch nicht abgeschlossen: "Ich kann mir erst dann ordentlich Gedanken machen, wenn ich das Gesamtbild verstehe. Und man kann das Gesamtbild nicht nach drei Monaten verstehen."