Brawn: Was Schumacher so stark macht

, 01.09.2012

Vor dem 300. Grand-Prix-Einsatz von Michael Schumacher stellt Mercedes-Teamchef Ross Brawn die Stärken des Kerpeners heraus: Talent gepaart mit Hingabe

Die einzigartige Karriere von Michael Schumacher erreicht an diesem Wochenende einen weiteren Höhepunkt. Der siebenmalige Formel-1-Weltmeister, der in der Königsklasse zahlreiche Rekorde aufgestellt hat, wird seinen 300. Grand Prix in Angriff nehmen - auch wenn es unter Statistikern berechtigte Diskussionen über diese Zahl gibt. Es passt halt alles perfekt: Zum Jubiläum steht so nämlich ausgerechnet das Rennen in Spa-Francorchamps auf dem Programm.

Der Schauplatz in Belgien nimmt in der Laufbahn des Kerpeners eine ganz besondere Position ein. Dort in den Ardennen begann 1991 seine Formel-1-Karriere, dort erreichte er ein Jahr später seinen ersten Sieg und dort absolvierte er in der Folge viele weitere beeindruckende Rennen. "Er hat dermaßen tolle Rekorde aufgestellt, die allesamt schwierig zu toppen sein dürften. Vielleicht passiert es doch eines Tages - wie bei allen Rekorden", blickt Mercedes-Teamchef Ross Brawn auf die Vita seines Schützlings.

Die Karriere des britischen Ingenieurs und "Superhirns" in der Formel 1 ist eng verknüpft mit jener Schumachers. Die beiden sind seit 1991 enge Wegbegleiter. Nur beim allerersten Einsatz im Jordan 1992 in Belgien und in der Saison 1996 (Brawn wechselte ein Jahr nach Schumacher zu Ferrari) arbeiteten die beiden nicht gemeinsam in einem Team. Der heutige Mercedes-Teamchef war an 88 der insgesamt 91 Grand-Prix-Siege des Rekordchampions direkt beteiligt.

"Seine Leistungen sind kaum zu überbieten, da kommt wohl niemand so schnell heran. Ich hatte das große Glück, dass ich bei fast allen Rennsiegen dabei war. Aus meiner Sicht hat Michael diese Erfolge nicht nur aufgrund seiner fahrerischen Fähigkeiten gefeiert, sondern auch wegen seiner Entschlossenheit und Hingabe", meint Brawn. "Er treibt ein Team an, er liebt es, Teil eines Teams zu sein. Er versteht es genau, diesen Teil des Jobs zu erledingen."

"Michael ist innerhalb eines Team sehr fordernd, aber auf eine angenehme Art und Weise. Er erwartet von den Leuten im Team sehr viel, im Gegenzug stellt er sich vollkommen in den Dienst der Mannschaft", nennt der Brite eine wichtige Eigenschaft des Deutschen. "Er hat die konstant guten Ergebnisse nur deshalb holen können, weil er alle motiviert und mitgerissen hat. Unter diesem Gesichtspunkt halte ich ihn für den komplettesten Piloten meiner Generation."

Benetton B192: Wie alles anfing

"Er überrascht uns noch heute. Schaut euch nur an, wie er in Monaco der schnellste im Qualifying war. Er bringt immer noch außergewöhnliche Leistungen. Ich empfinde es als Privileg, mit ihm arbeiten zu dürfen", so die Lobeshymne des Chefs an seinen prominenten Angestellten. "Das ist eine herausragende Eigenschaft bei Michael: Er sieht schwierige Situation nicht als Problem, sondern er begreift sie als Chance", meint Brawn.

"Ich war bei seinem ersten Rennsieg 1992 dabei. Es ist eine Stärke des Fahrers Michael Schumacher, bei solchen Mischverhältnissen das Maximum herauszuholen. Er arbeitet in solchen Momenten perfekt mit dem Team. Er bringt die benötigten Informationen, auf die man die Entscheidungen an der Boxenmauer aufbaut", erinnert er sich. "Seine ersten Grand-Prix-Siege waren allesamt solche Szenarien. Man hatte nicht das schnellste Auto, hat aber aus den Chancen das Beste gemacht."

"Der Benetton B192 war damals ein ordentliches Auto, aber kein so gutes wie jene, die wir später gebaut haben. Es war der Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit von Michael, Rory Byrne und mir, die bei Benetton begann und sich später bei Ferrari fortsetzte. Solche Entwicklungen kannst du nur bringen, wenn Ingenieure und Fahrer fest zusammenbleiben", sagt er. "Als unser Auto im Verlauf der Zeit immer besser wurde, da kamen die Siege in größerer Regelmäßigkeit."

In größter Regelmäßigkeit war Schumacher beim Rennen in Spa-Francorchamps - seinem "motorsportlichen Wohnzimmer" - vorne dabei. Bei 15 Einsätzen auf der belgischen Strecke gab es sechs Siege, drei zweite Ränge und nicht eine Zielankunft außerhalb der Punkte (drei Ausfälle, eine Disqualifikation). "Michael war auf dieser Strecke wirklich oft ganz besonders stark", so Brawn. "Aber man darf nicht seine Konstanz vergessen. Ich denke, man kann die Zahl der eher schlechten Rennen, die Michael pro Jahr mal hatte, an einer Hand abzählen. Das ist nicht bei vielen Fahrern so."

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