Ex-Benetton-Teamchef Flavio Briatore wehrt sich gegen die Anschuldigung, das Auto von Michael Schumacher sei gegenüber dem der Stallkollegen im Vorteil gewesen
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Ob Martin Brundle, Riccardo Patrese, JJ Lehto, Jos Verstappen oder Johnny Herbert - sie alle sahen in Flavio Briatores Benetton-Team an der Seite von Michael Schumacher kein Land. Doch lag das ausschließlich am Talent des Rekord-Weltmeisters oder hat der Teamchef nachgeholfen? Der Italiener, der seit der Crashgate-Affäre in der Formel 1 keine aktive Rolle mehr einnimmt, will davon nichts wissen und ärgert sich über die Anschuldigungen.
Mit Herbert sei es "das Gleiche gewesen wie mit Patrese", holt der 67-Jährige gegenüber 'Sky Sports F1' aus. Weil der langjährige italienische Williams-Pilot 1993 nach seinem Wechsel zu Benetton gemeint habe, "dass wir bei Michaels Auto etwas Magisches machen und uns nicht um das zweite Auto kümmern", habe er sogar einen Autotausch veranlasst. "Und Patrese lag falsch", erinnert sich Briatore.
Der Grund für die ungleichen Stallduelle? "Michael war so überlegen", antwortet Briatore. "Für den zweiten Fahrer war das wirklich schwierig." Brundle, der 1992 an der Seite Schumachers fuhr, sei der einzige Fahrer gewesen, der damit umzugehen wusste. "Weil Martin verstand, dass Michael ein Ausnahmekönner ist", lautet die Erklärung des Ex-Teamchefs. "Er hat versucht, keine Kämpfe mit Michael auszutragen. Und so gelang es ihm, Michaels bester Teamkollege zu sein."
1991 - 1995: Nur zwei Qualifying-Erfolge gegen Schumacher
13 WM-Punkte, also etwas mehr als ein Sieg, fehlten dem nunmehrigen TV-Kommentator 1992 auf Schumacher, obwohl auch der Routinier kein einziges Qualifying-Duell gegen Schumacher gewann. Die Ausnahmen waren diesbezüglich nur Herbert und Nelson Piquet, der aber nur fünf Rennen lang Schumachers Teamkollege war.
Vor allem Herbert machte immer wieder seinem Ärger über die damalige Gewichtung im Team Luft. Der Brite, der seine zwei Grand-Prix-Siege 1995 in Silverstone und Monza für Benetton einfuhr, beschwerte sich, weil er im Gegensatz zu Schumacher nie Testgelegenheiten bekommen habe, während dem Nummer-1-Piloten jeder Wunsch erfüllt worden sei. Außerdem verweist er darauf, dass ihm nach einem starken Saisonauftakt in Brasilien ab dem Samstag in Argentinien keine Dateneinsicht bei Schumacher mehr gewährt worden sein soll.
Herberts Groll gegen Briatore
Der damalige Technikchef Ross Brawn habe ihn, so Herbert gegenüber der 'Welt', damals zur Seite genommen und erklärt, Teamchef Flavio Briatore habe "die Marschroute ausgegeben, dass Michael mir nicht mehr die Daten seines Autos zur Verfügung stellen werde. Die Folge war, dass ich bis Mitte der Saison von den Daten des Schumacher-Autos abgeschnitten blieb."
Damit sei klar gewesen, "wie von jetzt an die Kräfteverteilung bei Benetton aussehen würde". Als er die Daten wieder erhalten habe, "war für mich die WM gelaufen". Als Schuldigen dafür machte er aber nicht Schumacher aus, sondern Briatore.