McLaren fordert Honda zu schnelleren Fortschritten auf und bietet dazu auch eigene Kräfte als Hilfe an - Fühlt sich das Team durch den Motorenpartner eingebremst?
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Es sollte eine neue Ära werden: McLaren und Honda dominierten Ende der Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre die Formel 1, gewannen zwischen 1988 und 1991 viermal in Folge Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Ende 1992 trennten sich die Wege, 2015 sollte es zum großen Comeback kommen. Bisher entpuppte sich der vermeintliche Traumehe allerdings eher als Rohrkrepierer. Mittlerweile scheint auch der Ton zwischen beiden Lagern schärfer zu werden.
"Wir sprechen ständig über die Probleme und natürlich hoffen wir, dass man mehr auf uns hört", wird McLaren-Rennleiter Eric Boullier von 'Autosport' zitiert. Mangelnde Kooperationsbereitschaft bei den Japanern also? "Sie hören zu. Wir diskutieren jeden Tag", schwächt der Franzose sein Kritik etwas ab und erklärt, in der Öffentlichkeit nicht ins Detail gehen zu wollen.
"Es gibt die Möglichkeit, schneller Fortschritte zu machen, und diesen Weg sollten wir gehen", erklärt Boullier, der damit alte Gerüchte weiter befeuert. Bereits seit einiger Zeit heißt es, dass McLaren gerne ein viel höheres Tempo bei der Entwicklung des MP4-30 gehen würde. Die Japaner hingegen sollen darauf bestehen, alle neuen Teile zunächst einmal ausführlich zu testen. Dadurch scheint sich das Team aus Woking eingebremst zu fühlen.
"Natürlich ist es einfach, dem Partner die Schuld zuzuschieben. Aber als Partner müssen wir sie auch unterstützen. Wir müssen ihnen helfen", weiß Boullier allerdings und erklärt: "Wir wollen nicht wie Renault und Red Bull sein und über die Medien streiten. Das bringt nichts." 2014 hatten es zwischen den Bullen und den Franzosen einen regelrechten Rosenkrieg gegeben.
Das soll bei McLaren und Honda nicht passieren. Offen bleibt allerdings die Frage, was hinter geschlossenen Türen passiert. Ist der öffentlich propagierte Kuschelkurs nichts weiter als reine Fassade? "Wenn du aufholen willst, dann musst du grundsätzlich mehr Ressourcen in das Programm stecken. Wenn du es in kurzer Zeit schaffen willst, dann musst die erfahrenere Kräfte holen", erklärt Boullier.
"Wir haben Software, IT und was auch immer. Diese Erfahrung haben wir zuhause, also kann McLaren Honda in diesen Bereichen Hilfe anbieten, damit sie ihre Ressourcen verschieben können",so der Franzose, der die Japaner unterstützten möchte, damit die sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren können. Boullier weiß: "Es ist wichtig, dass Honda sich erholt. Ich denke nicht, dass es peinlich für sie ist, denn ihr Programm ist neu. Die Frage ist allerdings, wie schnell sie sich erholen werden."
"Es gibt einen guten Grund, warum wir zu Honda gewechselt sind, und wir sind glücklich mit diesem Wechsel, auch wenn es gerade frustrierend ist", versichert der Rennleiter. Trotzdem scheint man bei McLaren langsam ungeduldig zu werden. Von den Siegen, die Honda im vergangenen Herbst versprochen hat, ist man momentan zumindest meilenweit entfernt. Ein Doppelausfall wie in Kanada dürfte da sicherlich nicht dazu beitragen, dass sich die allgemeine Stimmung verbessert.