Der WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel elektrisiert nicht nur Fans, sondern auch Formel-1-Chef Chase Carey: "Diese Antipoden brauchen wir"
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Chase Carey will die Formel 1 revolutionieren - auf und abseits der Strecke. Seitdem der US-Amerikaner die Geschicke der Königsklasse übernahm, hat sich bereits einiges getan. Es weht ein frischer Wind durch das Fahrerlager. Showevents wie jenes in London und die neue Social-Media-Freiheit der Teams und Piloten bringen den Fan näher ran ans Geschehen. Genau das will Carey. Und auch über die Rennen selbst kann er sich derzeit nicht beklagen.
Das Duell Mercedes gegen Ferrari, Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel elektrisiert die Formel 1. In der WM steht es nach zehn gefahrenen Rennen 177:176 für Vettel. Wann war ein Kampf zwischen zwei Fahrern und vor allem zwei verschiedenen Herstellern zuletzt so spannend? Wie sehr er die Beteiligten selbst an ihre Grenzen bringt, zeigte Vettel, als er beim vieldiskutierten Rammstoß gegen Hamilton in Baku kurz die Fassung verlor.
Auch wenn der Deutsche dafür viel Kritik einstecken und sich öffentlich entschuldigen musste, um einer härteren Strafe zu entgehen, sind es genau solch emotionale Duelle, die Formel-1-Chef Carey sehen will. "Einerseits will ich, dass sie mit ihrem ganzen Herzen gegeneinander kämpfen. Ich will Gladiatoren sehen. Andererseits gibt es gewisse Regeln, an die sie sich halten müssen", erklärt der Amerikaner gegenüber 'Auto Bild motorsport'.
Carey: Gegensätze machen WM-Kampf so reizvoll
Mit Vettels Entschuldigung sei die Sache für ihn jedoch abgehakt. In dem Ferrari-Piloten und viermaligen Weltmeister sieht Carey einen wichtigen Botschafter der Formel 1. Er betont: "Es gibt keine Form, in der ein Held gegossen wird. Wir brauchen unterschiedliche Persönlichkeiten und Vettel ist einer der ganz großen Protagonisten unseres Sports. Ich finde es gut, wie er mit Herz und Seele bei der Sache ist - auch wenn er anders ist als Lewis Hamilton."
Während der Brite ein Jetset-Leben führt und dieses mit einer großen Social-Media-Gemeinde teilt, lebt Vettel mit Frau und Kindern privat zurückgezogen. Bei Instagram, Facebook und Co. sucht man den Deutschen vergebens. "Diese Antipoden brauchen wir", urteilt Carey und hat für Hamilton mindestens genauso viel Bewunderung wie für Vettel übrig: "Lewis ist mehrfacher Weltmeister. Und er kann einen Raum ausfüllen", schwärmt der Formel-1-Chef.
"Er hat einen einzigartigen Style, der viele Leute anzieht. Ich erinnere mich an eine Szene aus Barcelona, wo er mehrere Kinder auf der Haupttribüne abklatschte. Das hat er nicht für die Kameras gemacht, sondern aus eigenem Antrieb heraus. Danach habe ich ihm gleich eine SMS geschrieben, weil ich so begeistert war", sagt Carey. Hamilton sei einer der wenigen Fahrer, die er bei einem gemeinsamen Essen bereits näher kennenlernen durfte.
"Und ich war beeindruckt von seiner Nachdenklichkeit und Intelligenz. Eine großartige Persönlichkeit - und ein einzigartiger Star für die Formel 1", lobt der 62-Jährige den Mercedes-Piloten. Genauso wie seine Fans dürfte auch er Hamilton längst verziehen haben, dass dieser lieber auf Mykonos weilte, als sich beim Showrun in der Londoner Innenstadt zu zeigen. Seinen ganz persönlichen Showrun lieferte er schließlich am Sonntag in Silverstone.