Jock Clear vergleicht seine ehemaligen Schützlinge Jaques Villeneuve und Michael Schumacher miteinander: "Jaques hat sich um Kopf und Kragen geredet"
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Seit über 20 Jahren ist Jock Clear als Renningenieur in der Formel 1 tätig. Seit Mitte 2011 gehörte er bei Mercedes zu dem Team, welches das Auto von Michael Schumacher betreute. Doch schon vorher hatte der Brite mit großen Namen der Szene zusammengearbeitet. So war er 1996 Renningenieur von Jacques Villeneuve, als dieser Weltmeister wurde. Später folgte er dem Kanadier zu BAR und betreute in der Folge beim Team, welches in Honda und schließlich in BrawnGP umbenannt wurde, Takuma Sato und Rubens Barrichello.
Vor allem zu den beiden Weltmeistern Schumacher und Villeneuve hatte Clear ein besonderes Verhältnis: "Ich habe mit Schumacher so eng, offen und gut zusammengearbeitet wie sonst nur mit Villeneuve. Obwohl der total verschieden war", sagt Clear im Interview mit 'sport auto'. Villeneuve sei zwar ein herausragender Rennfahrer gewesen, habe sich laut Clear aber mit seinen Äußerungen oft keine Freunde gemacht.
"Die größte Schwäche von Jaques war, dass er oft die falschen Dinge zur falschen Zeit gesagt hat. Da hat er sich um Kopf und Kragen geredet und sich Feinde geschaffen", so der 49-Jährige. Schumacher hingegen habe sich mit einigen fragwürdigen Aktionen auf der Strecke unbeliebt gemacht. "Michael hat einige Dinge auf der Strecke getan, die Jacques geärgert haben." Trauriger Höhepunkt in der Rivalität zwischen beiden Piloten war Schumachers Rammstoß gegen Villeneuve beim Saisonfinale 1997 in Jerez.
"Jacques wird Michael für Jerez 1997 nie vergeben", ist sich Clear sicher. "Für ihn wird es immer eine absichtliche Attacke bleiben." Trotz aller Rivalität würde Villeneuve Schumachers sportliche Leistungen jedoch anerkennen. "Jacques hat riesigen Respekt vor Michael, weil er ein echter Racer ist. Er war auch happy, als ich ihm sagte, dass ich mich Michael zusammenarbeiten würde", berichtet Clear.
Nach seiner Zusammenarbeit mit Schumacher bewertet Clear auch die Leistung seines früheren Schützlings Barrichello kritischer: "Heute denke ich: Wie kann dieser Junge sechs Jahre lang an der Seite von Michael fahren und dabei nichts darüber gelernt haben, warum der andere sieben Mal Weltmeister war?", fragt sich Clear. Dabei gehe es nicht um den reinen Speedvergleich, sondern vielmehr um die Arbeitsweise. "Wäre ich Michaels Teamkollege, würde ich beobachten, wie er sich gibt, wie er arbeitet, wann er den harten Hund gibt und wann nicht."