Daniel Ricciardo gewinnt Chaos-Rennen in Ungarn

, 27.07.2014

Regen und Unfälle wirbelten auf dem Hungaroring die Reihenfolge mehrmals durcheinander: Sieg für Ricciardo im Red Bull nach spannendem Dreikampf

Der Große Preis von Ungarn war der vorerst letzte Arbeitstag für die Formel 1, jetzt geht es erst einmal in die Sommerpause. Auch die Formel-1-Fabriken schließen für zwei Wochen, weiter geht es am 24. August beim Belgien-Grand-Prix. Der letzte Arbeitstag vor dem Urlaub hatte es in sich, denn vor dem Rennen ging ein heftiger Regenschauer nieder, sodass die Strecke zum Start des Rennens noch feucht war. Für fahrerisch schwierige Bedingungen war auf dem verwinkelten Hungaroring also gesorgt.

Nach einem Rennen, das geprägt war vom Regen und daraus resultierenden Unfällen samt Safety-Car-Phasen, stand am Ende Daniel Ricciardo im Red Bull als triumphaler Sieger ganz oben auf dem Podium. Für den Australier war es bereits der zweite Saisonsieg. Der zweite Rang ging an Fernando Alonso im Ferrari vor Lewis Hamilton im Mercedes, der von der Boxengasse aus gestartet ein klasse Rennen zeigte.

Punkte gab es ebenfalls dahinter für Nico Rosberg (Mercedes), Felipe Massa (Williams), Kimi Räikkönen (Ferrari), Sebastian Vettel (Red Bull), Valtteri Bottas (Williams), Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) sowie Jenson Button (McLaren).

Keine Zähler gab es für Adrian Sutil (Sauber) auf dem elften Rang sowie den ausgefallenen Fahrern Esteban Gutierrez (Sauber), Sergio Perez und Nico Hülkenberg (beide Force India) sowie Romain Grosjean (Lotus).

Pech für Daniil Kwjat: Der Russe blieb schon beim Vorstart stehen, sein Motor war abgestorben. Das Toro-Rosso-Team musste das Auto zurück an die Box schieben. Von dort ging übrigens auch Lewis Hamilton ins Rennen, dessen Mercedes nach dem Feuer durch Benzinleck gestern komplett neu aufgebaut werden musste. Das Reglement zwingt in diesem Fall zu einem Start aus der Boxengasse.

Guter Start von Rosberg - Dreher von Hamilton

Rosberg erwischte einen guten Start und konnte die Führung verteidigen. Weiter hinten stürmte Alonso nach vorn, bis auf den dritten Rang. Vettel verlor zunächst Positionen an Bottas und Alonso, konnte sich den Spanier jedoch recht schnell wieder schnappen. Einen Ausflug in Richtung Leitplanken machte Hamilton: "Meine Bremsen sind kalt, sie haben einfach nicht funktioniert", so der Brite, der bei dem Dreher vor der ersten Linkskurve leicht die Leitplanken berührte, sich dabei den Frontflügel vorn links leicht beschädigte.

Die Reihenfolge nach den ersten beiden Runden: Rosberg vor Bottas, Vettel, Alonso, Button, Ricciardo, Hülkenberg, Massa, Vergne und Perez auf Rang 10. Sutil Zwölfter vor Räikkönen. Rosberg zog dem Feld anschließend davon - nach vier Runden hatte der Deutsche bereits 6,7 Sekunden Vorsprung auf Bottas und 7,3 Sekunden auf Vettel. Trotz seines leicht beschädigten Autos arbeitete sich Hamilton bis Runde acht auf den 14. Rang nach vorn - und lag zu diesem Zeitpunkt hinter Räikkönen.

Safety-Car nach Ericsson-Unfall

In der neunten Runde hatte Marcus Ericsson im Caterham einen heftigen Abflug, als er die Kontrolle über sein Auto beim Beschleunigen verlor und direkt in die Reifenstapel krachte. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Strecke, um das Auto bergen zu können. Das Medical Car machte sich zum Glück umsonst auf den Weg, der Fahrer blieb bei dem heftigen Zwischenfall unverletzt.

Alle Fahrer kamen an die Box - bis auf die ersten vier Fahrer, die das Pech hatten, dass sie nicht mehr auf das Safety-Car reagieren konnten. Bis auf Button und Magnussen waren zu diesem Zeitpunkt nach den Boxenstopps alle Piloten auf Trockenreifen unterwegs. Die beiden McLaren-Fahrer setzten weiterhin auf Intermediates.

Reihenfolge durcheinandergewirbelt - Grosjean fliegt ab

Die deutlich veränderte Reihenfolge hinter dem Safety-Car: Ricciardo, Button, Massa, Rosberg, Magnussen, Vergne, Vettel, Alonso, Hülkenberg und Perez auf dem zehnten Rang. Dahinter: Bottas, Gutierrez, Hamilton auf 13, Räikkönen, Sutil. In der elften Runde - hinter dem Safety-Car - verlor dann auch noch Grosjean die Kontrolle über seinen Lotus und musste das Auto nach leichtem Einschlag in die Reifenstapel abstellen. Die Rennleitung verlängerte daraufhin die Safety-Car-Phase.

Aus für Hülkenberg

Nach dem Restart in Runde 14 ging Button dank seiner Intermediates an Ricciardo vorbei. Vettel verlor beim Restart Positionen an Alonso und Hülkenberg. Button holte sich in Runde 15 neue Reifen ab und überließ damit Ricciardo die Führung. Rosberg kämpfte unterdessen vermutlich mit Bremsproblemen - während der Safety-Car-Phase hatte es hinten von den Bremsen geraucht. Unterdessen war das Rennen für Hülkenberg gelaufen, nachdem er ausgerechnet seinem Force-India-Teamkollegen Sergio Perez hinten aufgefahren war.

Die Abstände in der 20. Runde: Ricciardo 5,0 Sekunden vor Massa, 5,9 auf Alonso, 9,0 auf Vergne, 9,4 auf Rosberg, 10,5 auf Vettel, 10,8 auf Hamilton, 14,0 auf Perez, 16,9 auf Bottas und 18,6 auf Gutierrez auf dem zehnten Rang. Dahinter: Räikkönen (+19,0), Sutil (+21,1), Kwjat (+21,7), Button (+32,8), Kobayashi (+32,3), Magnussen (+38,1), Chilton (+38), Bianchi (+83) und Maldonado (+83,5). Letztere hatten nach einer Kollision in der ersten Kurve einen Extra-Stopp einlegen müssen.

Wieder Safety-Car nach Perez-Unfall

In der 23. Runde war schon wieder das Safety-Car gefordert. Sergio Perez verlor in der letzten Kurve beim Herausbeschleunigen die Kontrolle über sein Auto und krachte mit dem Force India in die Boxenmauer. Der Mexikaner blieb bei dem Unfall unverletzt.

Ricciardo und die beiden Williams nutzten die Chance und kamen an die Box. Damit übernahm Fernando Alonso im Ferrari die Führung. Interessant: Die beiden Williams von Massa (Siebter) und Bottas (13.) waren zu diesem Zeitpunkt auf den härteren Reifen unterwegs und könnten somit theoretisch durchfahren.

Alonso nutzt die Gunst der Stunde

In der 27. Runde wurde das Rennen wieder freigegeben - der Restart verlief reibungslos und ohne Positionsverschiebungen. Der in Führung liegende Alonso nutzte die Chance und baute seinen Vorsprung aus - mit Vergne als Puffer zwischen sich und den weiteren Verfolgern um Rosberg, Vettel, Hamilton und Ricciardo.

Vettel mit mehr Glück als Verstand

In der 33. Runde kam Rosberg zum Stopp - während Vettel wie schon zuvor Perez in der letzten Kurve die Kontrolle über das Auto verlor, sich drehte und knapp an der Mauer vorbeischrammte. Bis auf einen Bremsplatten konnte der Weltmeister seine Fahrt nach einem Boxenstopp unbeschadet fortführen, hatte als 13. aber natürlich nun deutlichen Rückstand: "Der Plan ist es, mit diesen Reifen durchzufahren. Versuche, sie kühl zu halten, mehr kannst du jetzt nicht tun", funkte das Team seinem Piloten die neue Strategie, um wieder etwas nach vorn zu kommen. An der Spitze hatte sich Hamilton in der Zwischenzeit übrigens an Vergne vorbeigearbeitet und lag damit auf dem zweiten Rang.

Alonso steuerte in der 39. Runde wieder die Box an - Hamilton blieb unterdessen noch draußen: "Soll ich noch zwei Runden fahren, ich denke, das sollte gehen!". Hamilton holte sich in Runde 40 neue Gummis ab - und blieb vor Rosberg.

Kommt nochmal Regen?

Während sich der Strecke wieder ziemlich dunkle Wolken näherten, lag Ricciardo komfortabel in Führung, 11,4 Sekunden vor Massa, 14,0 vor Räikkönen, 16,7 vor Alonso, 21,4 auf Hamilton, 24,3 auf Rosberg, 29,3 auf Bottas, 34,6 auf Maldonado, 35,9 auf Vettel und 36,9 auf Vergne auf Rang zehn. Button Elfter (+42,6) vor Sutil (+46,9) und Magnussen (+47,8).

In der 46. Runde kam Massa auf dem dritten Rang liegend zum Stopp und holte sich nochmal die härteren Reifen ab. Mercedes funkte derweil an Hamilton: "Nico muss nochmal an die Box, also halte ihn bitte nicht auf". Die beiden lagen zu der Zeit auf den Positionen drei und vier.

Ricciardo gibt Führung ab

In der 55. Runde wurde Ricciardo seinen abbauenden Reifen los, kam an die Box. Der Australier überließ damit Alonso die Führung und fiel selbst auf die vierte Position zurück. Rosberg folgte in Runde 57 und holte sich noch einmal weiche Reifen ab. Der WM-Führende fiel 13 Runden vor Rennende damit auf den siebten Rang zurück.

Zehn Runden vor Rennende sah die Reihenfolge wie folgt aus: Alonso 1,6 Sekunden auf den ältesten Reifen vor Hamilton (+1,6) und Ricciardo (+1,7), der die frischsten Reifen hatte. Das sprach für eine spannende Schlussphase! Dahinter: Massa, Rosberg, Räikkönen, Vettel, Bottas, Vergne und Button. Sutil Elfter. Rosberg schnappte sich in der 61. Runde Massa und lag damit auf dem vierten Rang.

Packender Dreikampf um den Sieg

Nun wurde es richtig spannend: Kann Alonso auf den alten weichen Reifen die Führung behalten? Kann Hamilton mit zwölf Runden älteren härteren Reifen vor Ricciardo mit den weicheren Reifen bleiben? In der 63. Runde räuberte Alonso durch die Schikane, kann seine Führung aber behalten. In der 67. Runde schnappte sich Ricciardo Hamilton und einen Umlauf später auch noch Fernando Alonso! Am Ende lief dann sogar noch Rosberg auf das Trio auf, doch Hamilton wehrte einen Angriff erfolgreich ab.

Ausführlicher Rennbericht folgt an dieser Stelle in Kürze

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Formel 1-News

Krieg der Sterne abgewendet: Auch ein Nicht-Duell kann für Zündstoff sorgen

Schweigen ist Rosberg, aber "Hamilton hat Recht"

Da soll noch jemand behaupten, die Formel 1 sei langweilig geworden: Nachdem zu Beginn des Ungarn-Grand-Prix am Sonntag alles danach aussah, als würde Nico Rosberg mit dem silbernen Wunderauto die …

Nach dem Ungarn-Grand-Prix gibt es bei Mercedes einiges zu bereden

Hamilton: "Bin für mich gefahren, nicht für Nico"

Nur ein Silberpfeil auf dem Podium von Ungarn - das ist die überraschende Erkenntnis nach einem spektakulären Rennen von Budapest. Und erstaunlicherweise ging dieser dritte Platz an Lewis Hamilton, …

Auch in Budapest hatte Sebastian Vettel wieder mit vielen Problemen zu kämpfen

"Klasse hinbekommen": Vettel flüchtet sich in Sarkasmus

Es läuft in dieser Saison einfach nicht rund bei Sebastian Vettel. Während Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo in Ungarn bereits seinen zweiten Saisonsieg feiern durfte, kam der amtierende …

Das Manöver gegen Fernando Alonso brachte Daniel Ricciardo den Sieg

Cool, gelassen, geduldig: Ricciardos Manöver gefeiert

Die heutige Show von Daniel Ricciardo hat viele beeindruckt. Der Australier hat mit seiner souveränen Fahrt und den starken Überholmanövern gezeigt, warum Red Bull ihn verpflichtet hat. …

Fernando Alonso führte das Rennen lange an und wurde am Ende starker Zweiter

"Schöne Überraschung": Alonso freut sich über Platz zwei

"Super, super, es gibt keine Worte für dieses Rennen", funkte ein sichtlich beeindruckter Andrea Stella nach der Zieldurchfahrt in Ungarn an Fernando Alonso. Mit seinem zweiten Platz hat der Spanier …

Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo