Während Lewis Hamilton Blitzentwicklungen für die neue Dominanz verantwortlich macht, war Nico Rosberg wegen seiner 0,042 Sekunden Rückstand bedient
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Schluss mit Überraschungen: Im Qualifying zum China-Grand-Prix am Samstag zeigten sich in der Formel 1 wieder die gewohnten Machtverhältnisse mit zwei Silberpfeilen an der Spitze. Lewis Hamilton schlug seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg um 0,042 Sekunden, was den Deutschen mächtig wurmte. "Vier Hundertstelsekunden - das ist nichts!", ärgert sich Rosberg in der Pressekonferenz. "Klar, dass ich da frustriert war und es auch noch bin. Ich wollte heute die Pole-Position."
Dass es stattdessen zum fünften Mal in der Karriere Hamiltons einen ersten Startplatz in Schanghai gab, führt der Brite auf seine Vorliebe für den International Circuit und die harte Arbeit in Brackley zurück. "China ist weiter eine gute Strecke für mich", sagt er nach der Malaysia-Schlappe gegen Ferrari. "Das Handling des Autos ist etwas besser als in Sepang. Das Team - auch in der Fabrik - ist einfach großartig. Die Jungs haben sich auf den Hosenboden gesetzt und neue Teile gebracht. Dafür bin ich dankbar."
Ein sichtlich geknickter Rosberg, der nach dem Überfahren des Zielstrichs "Come on, guys!" in den Teamfunk gebrüllt hatte, beißt derweil weiter in einen ganzen Sack voll Zitronen: "Sehr ärgerlich bei vier Hundertstelsekunden", hadert er damit, dass er Hamilton im abschließenden Umlauf nicht mehr von Rang eins verdrängte. "Ich habe am Ende eine gute Runde erwischt, aber perfekt ist sie nie. Vier Hundertstelsekunden sind immer drin. Deshalb ärgere ich mich."
Zufriedener ist Toto Wolff. "Ich denke, wir haben heute einen guten Schritt gemacht"; sagt der Mercedes-Motorsportchef bei 'Sky Sports F1' und muntert Rosberg nach öffentlicher Kritik auf: "Wenn man die Pole-Position nur um ein paar Hundertstelsekunden verpasst, ist Frustration verständlich. Er hat alles gegeben und die Leute haben schon darüber gesprochen, dass er den Momentum verloren hat. Deswegen war es so wichtig für ihn und deswegen hat er sich vielleicht auch so aufgeregt."
Beim Ausblick auf Sonntag ist Hamilton vorsichtig: "Vor uns liegt ein hartes Rennen. Nico ist schnell und Ferrari verfügt über gutes Tempo auf den Longruns", warnt der Champion vor einem reifenflüsternden Sebastian Vettel. Rosberg rasselt im teaminternen Duell mit dem Säbel, befürchtet aber auch Nachteile beim Verschleiß der Pneus: "Ich bin guter Dinge. Ich habe meine Abstimmung sehr auf das Rennen ausgerichtet. Es wird trotzdem schwierig - von den Reifen her. Es könnte aber klappen morgen."
Auch Wolff will noch nicht feiern, sondern die Entwicklung der Streckentemperaturen und ihre Auswirkungen auf die Pirelli-Reifen beobachten: "Die Rennpace wird entscheidend sein. Das hat uns in Sepang zurückgeworfen das müssen wir besser hinbekommen." Das gilt auch für den Sitz Hamiltons, der sich sowohl im Freien Training als auch im Qualifying immer wieder aufheizte und den Piloten quälte: "Auch wenn du ein cooler Typ bist, kann dir der Hintern heiß werden", sagt Wolff süffisant bei 'RTL'.
Nach einer Erklärung des Phänomens suchen die Silberpfeile noch:"Wir wissen nicht genau, was passiert ist: Es befindet sich eine Elektronikbox unter dem Sitz - oder es kommt vom Motor", rätselt Wolff. "Wir haben den Sitz jetzt getauscht." Als erfreulicher beschreibt der Österreicher das wichtigste Update, das im Gepäck für China lag: "Der neue Flügel hat etwas gebracht. Es gibt in der Formel 1 aber keine Wunderteile."