Demütiger Wolff: Maulkorb für Nörgler und Fantasten

, 25.02.2014

Der Mercedes-Verantwortliche will sich von Testeindrücken nicht täuschen lassen und glaubt, dass die Zuverlässigkeit 2014 ein wichtiger Faktor wird

Während viele Experten die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach den Testeindrücken aus Jerez und Bahrain mit eineinhalb Beinen auf dem Podium des Australien-Grand-Prix sehen, bleiben die Silberpfeile zurückhaltend. Nicht nur die beiden Fahrer relativierten die Hackordnung, die sich in der vergangenen Woche in der Sachir-Wüste offenbar hatte. Auch Toto Wolff genießt die guten Vorzeichen für seine Farben mit äußerster Vorsicht und glaubt daran, dass Red Bull zurückschlägt.

Im Gespräch mit der 'dpa' zeigt sich der Mercedes-Motorsportchef gewarnt: "Wir sind uns immer bewusst, dass Ferrari und die Renault-Teams zurückkommen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich zweifle keine Sekunde", sagt der Österreicher. Schließlich haben es Sebastian Vettel und sein Chefdesigner Adrian Newey schon zweimal geschafft, den Titelkampf nach schwachem Start ins Jahr noch zu ihren Gunsten umzubiegen. "Diese Truppe hat viermal die WM gewonnen und stellt einen der besten Fahrer im Feld", bekräftigt Wolff.

Er fordert von seiner Mannschaft, auf dem Teppich zu bleiben. Mercedes war in den vergangenen Jahren mehrmals beim Testen positiv aufgefallen, hatte in den Rennen an die gezeigten Leistungen aber nur sporadisch angeknüpft. Probleme mit den Reifen, der Fahrbarkeit des Motors und dem allgemeinen Tempo sorgten immer wieder für Rückschläge. "Demut ist das Wort, das mir in dem Kontext einfällt", meint Wolff, der sich mit Blick auf die Saison 2014 mehr als vorsichtigen Optimismus nicht zugesteht.

Er weiß: "Trainingsweltmeister hat es schon viele gegeben." Die Zurückhaltung rührt auch daher, dass die Testfahrten selbst bei Mercedes nicht ohne jeden Zwischenfall abliefen. Insbesondere auf den Longruns ging auch der W05 in die Knie. "Das Thema Haltbarkeit ist noch lange nicht ausgemerzt. Ich gehe davon aus, dass das erste Thema sein muss, das Rennen zu Ende zu fahren", schlussfolgert Wolff, für den das häufige Ausrücken des Abschleppwagens in den vergangenen Wochen keine Überraschung war.

Nichtsdestotrotz hält er die hohe Laufleistung, die die Werkstruppe, aber auch die Kundenteams McLaren, Force India und Williams absolvierten, einen Vorteil. Es sei nötig, diesen über den Winter hinaus zu bewahren. Von der zweiten Turboära der Formel 1, gekennzeichnet von einem Spritlimit, viel Hybridenergie und kleineren Verbrennungsmotoren, erwartet Wolff andere Rennen und größere Relevanz für den Aspekt Zuverlässigkeit: "Wir hatten in den vergangenen Jahren oft eine nahezu hundertprozentige Nichtausfallgarantie. Es wird zu Ausfällen kommen, die wird es bei uns geben und auch bei anderen." Schwarzmalerei hält er für übertrieben: "Es ist ganz wichtig, nicht notorisch ins Nörgeln zu verfallen und darüber nachzudenken: 'Bekommen wir ein Chaosrennen oder nicht?'"

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