Dennis & Alonso: Skandale sind Schnee von gestern

, 02.02.2015

Warum der McLaren-Boss die Vergangenheit endgültig begraben will: Hass zehrt nur an den eigenen Kräften und politisches Geschick hilft weiter

Fernando Alonso und Ron Dennis Arm in Arm, über beide Backen in die Kamera strahlend und herzhaft lachend. Dieses anlässlich der McLaren-Präsentation geschossene Foto hätte im Formel-1-Paddock vor acht Jahren jeder für eine Montage gehalten, schließlich waren der damalige Starpilot und Wokings Patron in eine der übelsten Schlammschlachten der Formel-1-Geschichte verwickelt. Im "Krieg der Sterne" ging es um Erpressung, Denunziation und Missgunst, doch das alles scheint nun vergessen.

Dennis ist bemüht, die Vergangenheit unter den Tisch zu kehren: "Da führte eines zum anderen und die ganze Sache nahm Fahrt auf", sagt der Brite. Alles verziehen? Dem 67-Jährigen bleibt wohl kaum eine andere Möglichkeit. Schließlich dürfte der neue Motorenpartner und in Abwesenheit eines Hauptsponsors auch wichtigste Geldgeber Honda die Personalie Alonso mit Nachdruck forciert haben. Rückblickend findet Dennis mildernde Umstände bezüglich der Ereignisse rund um die Spionageaffäre.

Er rekapituliert: "Zu dieser Zeit war die Gesamtsituation im Sport eine Kontroverse. Da wurde vieles, was passierte, aufgebauscht. Das führt zu Spannungen und das schlaucht." In der Tat erlebte das damalige McLaren-Mercedes-Team ein schwieriges Verhältnis zum FIA-Präsidenten Max Mosely. Als bekannt wurde, dass Ferrari-Teammanager Nigel Stepney vertrauliches Material an Wokings Chefdesigner Mike Coughlan weitergegeben haben sollte, lief das Fass über. Von internen Spannungen ganz zu schweigen.

Hass ist kontraproduktiv

Schließlich schmeckte es dem Nummer-eines-Status beanspruchenden Alonso nicht, dass Shootingstar Lewis Hamilton ihm leistungsmäßig mehrfach Schnippchen schlug. Das Qualifying-Foul von Budapest, die Weitergabe von Informationen an die FIA und seine Rolle als Kronzeuge führten zum Zerwürfnis. Dennis kann sich nicht vorstellen, dass es ein zweites Mal zu einem Eklat kommt: "Jeder hat sich weiterentwickelt. Fernando ist reifer geworden", zeigt sich der McLaren-Boss überzeugt.

Die Klammer soll der Wille zum Erfolg sein: "Am Ende zählen Taten mehr als Worte und wir wollen Rennen gewinnen", sagt Dennis und schiebt Animositäten beiseite. "Immer, wenn man seine Kinder sagen hört, dass sie jemanden 'hassen' würden, klingt das fürchterlich. Wenn man es genauer betrachtet, ist in 99 Prozent der Fälle der Gelackmeierte der, der selbst hasst. Das zehrt an den Kräften und lenkt vom Wesentlichen ab. Der andere weiß vielleicht gar nicht, was passiert. So sind menschliche Beziehungen."

Alonso: Ganz anders als Ayrton Senna

Alonsos Geschick auf politischem Parkett, das Dennis 2007 zum Nachteil gelangte, sieht er jetzt als Stärke: "Das Beste an Fernando ist, dass er Motorsport liebt", erklärt er am Rande der Testfahrten in Jerez und verweist auf die McLaren-Legende Senna, mit der ihn ein inniges Verhältnis verband. "Viele anderen Fahrer hassten die Politik - Ayrton zum Beispiel", weiß Dennis und erinnert sich: "Er konnte all das Gemauschel und all die Kontroversen nicht ausstehen, selbst wenn er selbst Verursacher war."

Das neue Rezept gegen politische Querelen, die so alt sind wie die Formel 1 selbst und auch in diesen Tagen nicht verstummen werden, ist Akzeptanz zugunsten der Herzensangelegenheit Racing: "Wenn wir es lieben, warum besinnen wir uns dann auf etwas Negatives und machen es schlecht?", fragt sich Dennis. "Da schwingt natürlich eine Menge Pragmatismus mit, aber es ist der bessere Weg für die Zukunft." Das gilt für McLaren, aber auch für den gereiften Fernando Alonso.

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