Der coole Lotterer: "Komme mal einfach hierher"

, 22.08.2014

Caterham-Gaststarter Andre Lotterer setzt sich am Freitag in Belgien bestens in Szene: Ohne Erfahrung auf dem Niveau des Teamkollegen - Wo ist der Grip?

Während der bevorstehende Formel-1-Einstieg des erst 16 Jahre alten Max Verstappen für viele kontroverse Diskussionen sorgt, macht Andre Lotterer bei seinem Gastauftritt bei Caterham einfach sein Ding. Der dreimalige Le-Mans-Champion fuhr am Freitag in Spa-Francorchamps seine ersten Formel-1-Runden im Rahmen einer offiziellen Session. Im ersten Freien Training war Lotterer prompt schneller als Teamkollege Marcus Ericsson, im zweiten Durchgang wurde er vom Schweden nur um 0,043 Sekunden geschlagen.

"Es ist schon aufregend. Ich komme mitten in der Saison. Alle sind schon eingeschossen, und ich komme einfach mal so sporadisch hierher", schmunzelt der gebürtige Duisburger am Ende seines ersten Formel-1-Tages. "Ich habe mich aber bewusst dazu entschieden. Es bringt nichts, sich jetzt zu stressen. Ich habe jetzt abends vielleicht mal mehr überlegt als sonst, aber auf der Strecke bin ich gelassen. Kein besonderes Herzklopfen."

Diese Coolness eines 32-jährigen Titelgewinners aus der Formel Nippon, der WEC und der Super-GT-Serie war bei allen Fahrten am Steuer des Caterham-Renault zu erkennen. Lotterer leistete sich im Verlauf seiner insgesamt 48 Runden nicht einen einzigen Fehler. "Ich musste in kurzer Zeit viel lernen. Ich musste mich ans Auto gewöhnen, die Reifen kennenlernen und den Umgang mit dem Antrieb erfahren. Ich habe noch Rückstand, wenn es um das Verstehen aller Funktionen geht, aber ich komme dem Ganzen näher."

Alles neu in der Formel 1

Der deutsche Formel-1-Neuling musste am Freitag typische Prozeduren kennenlernen: Abläufe in den Trainings, Anfahrten zum Boxenstopp und Starts. Hinzu kamen Erlebnisse bei den Fahrten durch die ihm wohl bekannten Ardennen - gute wie weniger gute. "Der Medium-Reifen war für mich schwierig zu verstehen, damit den Grip überhaupt zu fühlen", sagt Lotterer. "Unser Audi hat mehr Grip. Im LMP1-Auto spürt man mehr Haftung, man kann stärker pushen."

"Ich habe im ersten Training immer mehr Tempo aufgenommen. Die Session wurde komplett auf den härteren Reifen absolviert. Ich hatte mehr erwartet, mehr Geschwindigkeit in den Kurven", stellt Lotterer seine Eindrücke schonungslos dar. "In der Super Formula ist es genau gegenteilig. Da bieten die Reifen dermaßen viel Haftung, dass man dort immer schneller durch die Ecken gehen kann als gedacht. Das ist komplett anders. Allerdings haben wir dort weniger Leistung - nur so rund 600 PS."

"Die Power der Formel 1 ist schon beeindruckend", nennt der Deutsche einen positiven Aspekt der Königsklasse. Die Umstellung auf die Eigenheiten der Formel 1 des Jahrgangs 2014 scheint dem erfahrenen Deutschen schnell gelungen zu sein. Seine Leistung am Freitag rang so manchem Beobachter im Fahrerlager eine Respektbekundung ab. "Auf den Options musste ich gleich in der ersten Runde alles herausholen. Ich wusste aber gar nicht, was ich zu erwarten hatte. Da kommt sicherlich noch mehr", verspricht Lotterer.

Rückstand auf Ericsson? Nicht wirklich

Mit genau sieben Kilometer Erfahrung auf den weichen Pirellis ging der 32-Jährige auf eine erste schnelle Runde am Nachmittag. Das Ergebnis: 0,043 Sekunden Rückstand auf Ericsson. "Ich war nicht meilenweit weg. Für meine erste Runde auf den Options war das okay. Das Schöne ist, dass ich genau gespürt habe, dass da noch mehr drinsteckt - und das Auto werden wir auch noch verbessern", kündigt Lotterer an. Hintergrund zum Rückstand auf Ericsson: Lotterer bringt mindestens fünf Kilogramm mehr auf die Waage als der Schwede.

"Ich hatte am Morgen Probleme mit den Bremsen und andere technische Dinge", erklärt Ericsson. "Am Nachmittag war das behoben und es lief besser. Dennoch haben wir über Nacht einige Arbeit zu erledigen." Für Lotterer brachten technische Probleme ein vorzeitiges Ende des zweiten Trainings. "Es war irgendetwas am Motor", meint der Audi-Werkspilot. "Insgesamt war es ein guter erster Tag für mich. Ich hoffe, es geht am Samstag und Sonntag so weiter."

"Es gibt bei uns Zeichen, die darauf hindeuten, dass es nach der Sommerpause vorangehen wird", bilanziert Teamchef Christijan Albers. "Andre im Auto zu haben, hilft uns sehr. Er hat einen außerordentlichen Job gemacht", lobt der Niederländer. "Es war interessant, mit Andre zu arbeiten. Er war sofort auf Tempo. Sein Feedback ist exzellent und er bringt ganz neue Sichtweisen mit", lobt Cedrik Staudohar, der die Renault-Antriebe bei Caterham betreut.

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