Di Montezemolo: "Haben Meisterschaft noch in der Hand"

, 08.10.2012

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo schwört sein Team auf den Kampf um den WM-Titel ein: "Im Sport, wie im Leben, kann sich das Schicksal schnell wenden"

Es war ein Rückschlag, aber kein Knock-Out. Tatenlos musste Fernando Alonso beim Großen Preis von Japan in Suzuka zusehen, wie Sebastian Vettel mit seinem Sieg nach einer perfekten Fahrt den Rückstand in der Weltmeisterschaft auf vier Punkte verringerte. Nach der Berührung mit Kimi Räikkönen und dem daraus folgenden Reifenschaden war Alonsos Rennen schon nach wenigen Metern beendet. Nach Spa-Francorchamps kam der Spanier zum zweiten Mal in vier Rennen nicht über die erste Kurve hinaus.

Während die internationalen Medien Vettel nach seiner dominanten Vorstellung von Suzuka schon zum Top-Favoriten auf den Titel ausrufen, ist man bei Ferrari weit davon entfernt, das Handtuch zu werfen. "Wir wissen, dass wir uns auf den stärksten Fahrer von allen verlassen können", sagt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Der Italiener ist der Überzeugung, dass momentane WM-Wertung nicht das wahre Kräfteverhältnis widerspiegelt.

"Nur Fehler anderer in Spa-Francorchamps und Suzuka sind schuld daran, dass der Vorsprung vor seinen Rivalen nicht komfortabler ist", erklärt di Montezemolo. "Man darf nicht vergessen: Ohne diese beiden Unfälle hätte Fernando heute mindestens 30 Punkte mehr auf dem Konto, und das ist noch vorsichtig geschätzt." Dabei lässt di Montezemolo freilich außer Acht, dass auch Vettel durch die Defekte von Valencia über 30 Punkte verloren hat.

Ferrari gibt sich kämpferisch

Trotz des Rückschlags von Suzuka gibt sich Ferrari weiter kämpferisch. Di Montezemolo schwört sein Team mit einem emotionalen Appell auf die Schlussphase der Saison ein. "In Zeiten wie diesen möchte ich Ferrari so erleben, wie ich es kenne. Als ein Team, das konzentriert bleibt und die Nerven behält", so der Italiener. Auch Alonso will der Ferrari-Präsident noch einmal zusätzlich motivieren, wobei dies beim ehrgeizigen Spanier vermutlich gar nicht notwendig ist.

"Ich werde Fernando in Kürze anrufen und ihn etwas Extra-Motivation für die verbleibenden fünf Rennen geben. Er wird den nötigen Biss zeigen, und das erwarte ich von allen im Team", so di Montezemolo. "Ich erwarte eine große Anstrengung unserer Ingenieure, die bereits gezeigt haben, wozu sie in der Lage sind. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir die Meisterschaft immer noch in der Hand haben. Im Sport, wie im Leben, kann sich das Schicksal schnell wenden. In letzter Zeit war es uns nicht wohl gesonnen, aber es braucht nicht viel, um die Richtung zu ändern."

Massas Comeback "lebensnotwendig"

Neben der Enttäuschung über den Ausfall von Alonso hielt das Rennen in Suzuka für Ferrari aber auch einen Lichtblick bereit. Felipe Massa feierte nach einer langen Leidenszeit mit seinem zweiten Platz in Japan so etwas wie eine Auferstehung und fuhr nach einer Durststrecke von 35 Rennen erstmals wieder aufs Podium. "Felipes zweiter Platz gestern war für den Schlussspurt der Saison sehr wichtig, denn dort wird seine Unterstützung lebensnotwendig", freut sich di Montezemolo über die Leistungssteigerung seines Piloten, der seit der Sommerpause wie ausgewechselt wirkt.

Die starken Leistungen des Brasilianers können Ferrari in der Tat Mut machen, denn Massa war bisher immer ein guter Indikator für das Potenzial des F2012, während Alonso meist noch einige Zehntel mehr aus dem Auto herausquetschen kann. Zwar gibt auch Ferrari zu, dass Vettel und Red Bull nicht zu schlagen gewesen seien. Zieht man jedoch den "Alonso-Faktor" vom 20-sekündigen Rückstand Massas ab und legt darüber hinaus zugrunde, dass der Spanier von Startposition sechs, Massa hingegen von elf ins Rennen ging und somit mehrere Rivalen überholen musste, erscheint Vettels Vorstellung nicht mehr ganz so dominant.

Kraftakt für das Team

Nachdem das Rennen in Japan erst gegen 16.30 Uhr Ortszeit endete, hatten die Ferrari-Mechaniker eine kurze Nacht. Erst um Mitternacht war die Boxeneinrichtung in Container verpackt und für den Transport nach Südkorea vorbereitet. Nach wenigen Stunden Schlaf machte sich das Team heute Morgen dann auf die Weiterreise. Gemeinsam mit den Mitarbeitern von Sauber und Toro Rosso folg die Ferrari-Mannschaft mit einem Charterflug von Nagoya nach Muan, dem nächstgelegenen Flughafen der Rennstrecke von Yeongam. Vor dort ging es mit dem Bus zu einer Verschnaufpause ins Hotel, bevor morgen der Aufbau am Korean-International-Circuit beginnt.

Nicht mit an Bord waren die beiden Fahrer und Teammanager Massimo Rivola, die in Tokio an einer exklusiven Veranstaltung für Ferrari-Kunden teilnehmen und erst später in Südkorea eintreffen. Für Teamchef Stefano Domenicali und den technischen Direktor Pat Fry ging es hingegen wieder einmal zurück nach Maranello, wo in der entscheidenden Phase der Saison ihre möglichst häufige Anwesenheit in der Fabrik erforderlich ist. Beide sind die "Ochsentour" bei den Überseerennen jedoch mittlerweile schon gewohnt.

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