Laut einer Rechnung von Experte Gary Anderson gehört Sebastian Vettel schon zu den besten drei Piloten der Formel-1-Geschichte: Großer Wert auch für Red Bull
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Die Frage, wer denn nun der allerbeste Fahrer in der Formel-1-Geschichte ist, beschäftigt Experten und Fans schon seit Ewigkeit. Doch nach welchen Kriterien kann man eine Einschätzung geben? Macht man es an der Anzahl der Siege oder der Anzahl der Punkte fest? Dann hätten aber Fahrer wie Juan Manuel Fangio deutliche Nachteile gegenüber heutigen Piloten wie Sebastian Vettel, da diese deutlich mehr Punkte pro Grand Prix und mehr Rennen pro Saison aufweisen. Geht man nach der Anzahl der Meisterschaften oder vielleicht doch nach der Siegquote? Oder verlässt man sich am Ende doch auf den subjektiven Eindruck? Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Da man die unterschiedlichen Epochen nur schwer miteinander vergleichen kann, hat sich der frühere Formel-1-Ingenieur Gary Anderson ein System ausgedacht: Er nimmt die Quote von Siegen, Pole-Positions, Schnellsten Rennrunden sowie Meisterschaften der einzelnen Fahrer zusammen und erhält somit für jeden Piloten einen individuellen Wert, den man einfach nur noch sortieren muss. Doch anders als bei den meisten sonstigen Rekorden steht Michael Schumacher in dieser Wertung nicht auf Platz eins.
Den holt sich der Argentinier Juan Manuel Fangio. "Er kommt auf 52,98 Prozent, wenn man alle vier Zahlen zusammenrechnet", so Anderson gegenüber 'Motorsport'. Auf Platz zwei und drei rangieren laut System der Italiener Alberto Ascari sowie Sebastian Vettel, der seine Quote in den vergangenen neun Grands Prix beträchtlich steigern konnte. Anderson zählt weiter auf: "Jim Clark ist Vierter, Michael Schumacher Fünfter, Ayrton Senna Sechster, Jackie Stewart Siebter, Alain Prost Achter, Stirling Moss Neunter und Lewis Hamilton Zehnter."
Red Bull braucht Vettel
Laut Statistik gehört Sebastian Vettel also definitiv zu den ganz Großen der Szene, auch wenn ihm viele die Qualität noch absprechen und lediglich seinen Red Bull für die Erfolge des Heppenheimers verantwortlich machen. Für Technikexperte Anderson ist dies jedoch nur die halbe Wahrheit: "Er ist ein sehr wertvoller Teil von Red Bull", urteilt er. Auch wenn Technikchef Adrian Newey gerne für die Erfolge Pate steht, brauche es auch einen Fahrer, der die ganze Sache voranbringt. "Ich denke, ohne Vettel wäre das Team nicht so stark - genauso wie es nicht so stark ohne Mark Webber gewesen wäre."
Doch auf dem Papier hat Mark Webber nur gut die Hälfte der Punkte von Sebastian Vettel einfahren können. Für Anderson ist dies allerdings kein Beweis für die Schwäche des Australiers, vielmehr sei es ein Beleg für die Stärke des Deutschen. "Mark ist keine Niete, er hat die schnellste Rennrunde in Brasilien und ist Zweiter geworden - aber Vettel kann es Wochenende für Wochenende abrufen", sieht er in der gewaltigen Konstanz des vierfachen Weltmeisters das große Plus: "Er macht keine Fehler, und so gewinnt man neun Grands Prix."
Nur eine Momentaufnahme?
"Man gewinnt nicht neun Grands Prix in Folge durch Zufall. Seine Rekorde sprechen für sich selbst", legt er nach. Zwar verschaffe ihm sein starker RB9 unter dem Hintern einen Vorteil, allerdings mache er auch seinen Job, wenn es mal etwas enger wird, wie an diversen Samstagen durch die silberne Konkurrenz von Mercedes geschehen. Doch am Sonntag startete meist dann die große Vettel-Show: "Wenn es an Sonntag geht, dann fährt niemand solch erste Runden. Man braucht so viel Selbstvertrauen, um das zu machen", sagt Anderson.
Spielt der Red Bull in der kommenden Saison wieder eine gute Rolle in der Meisterschaft, dann kann Sebastian Vettel seine Quote auch weiter verbessern und Alberto Ascari würde in den Fokus des Deutschen geraten. Doch in einem materialabhängigen Sport wie der Formel 1, können auch Vettels Werte mit einem schlechten Jahr schnell ins Wanken geraten. Denn am Ende bleibt die Statistik - wie so viele Einschätzungen - vor allem eine Momentaufnahme.