Diskussion über Hamiltons Fahrweise: Ein echter Racer

, 17.10.2008

Viele bezeichnen Lewis Hamilton als echten Racer, der um jeden Preis gewinnen möchte. Manchen Kollegen gefällt dabei seine Fahrweise nicht.

Lewis Hamilton steht immer im Mittelpunkt, immerhin fährt er für eines der Topteams und ist als WM-Spitzenreiter Titelanwärter Nummer 1. Nach seinem Startmanöver in Fuji und der folgenden Strafe steht der Brite jedoch noch mehr im Brennpunkt. Im Rahmen des Fahrerbriefings wollen die GPDA-Direktoren Mark Webber und Jarno Trulli die Fahrweise des Briten bei Rennleiter Charlie Whiting ankreiden.

Trulli ist besonders verärgert, weil ihn Hamilton bei einem Überrundungsmanöver aufhielt. "Ich führte das Rennen und er war schon zwei Mal überrundet." Der Vorfall habe ihn 1,5 Sekunden und somit die Chance gekostet, vor Renault aus der Box zu kommen. "Lewis hat nicht mal in den Spiegel geschaut. Er kam direkt vor mir auf die Strecke und hielt mich für zwei Runden auf. Er hätte besser aufpassen müssen, er war Letzter."

Webber war hingegen mit dem Startmanöver gegen Kimi Räikkönen nicht glücklich. "Man darf in der Bremszone nicht so hin und herwechseln. Das hat 2000 in Monza einen Streckenposten das Leben gekostet", kritisierte der Australier. "Es ist sehr schwierig, die Linie zu wechseln, wenn man nicht weiß, was passieren wird."

Eine Lanze für Hamilton

Nico Rosberg kennt Lewis Hamilton schon lange und glaubt, die Stimmungslage des Briten aus dessen Gesicht ablesen zu können. Seine Schlussfolgerung wollte Rosberg zwar nicht mit der Presse teilen, doch die vermehrte Kritik in den letzten Wochen ist ihm auch aufgefallen. Teilweise liege sie aber nicht nur an den Aktionen des Briten. "Eifersucht spielt auch immer eine Rolle", glaubt er.

Rosberg nimmt Hamilton jedoch in Schutz. "Man darf nicht vergessen: Lewis ist erst 23 und fährt erst im zweiten Jahr in der F1. Das vergisst man schnell, aber er ist noch sehr, sehr jung und damit kann man den einen oder anderen Fehler erklären."

Norbert Haug kann die Kritik an seinem Schützling überhaupt nicht nachvollziehen. "Er ist nicht dafür bekannt geworden, dass er einen Fehler nach dem anderen macht." Im Gegenteil: er sei in diesem Jahr einige super Rennen gefahren, unter anderem in Spa-Francorchamps, wo ihm der Sieg aberkannt wurde. "Es wird sehr viel übertrieben, Lewis als Rüpel und Raudi dargestellt."

Haug sieht hingegen einen Fahrer, der sich sehr selbstkritisch betrachtet. "Das ist ein Abschleifprozess, der ihn auf dem richtigen Weg begleitet", glaubt er. Hamilton sei eben ein Racer, der am liebsten Rennen gewinnt und den WM-Titel nicht nur absichern möchte. "Vielleicht war die Flucht nach vorne, der einzige Weg, der ihm in dieser Situation geblieben ist? Er ist hinterher sehr kritisch mit sich umgegangen, was gar nicht nötig gewesen wäre. Ich kann ihn nur darin unterstützen, dass er es sich nicht zu sehr zu Herzen nimmt. Es ist ein Lernprozess."

Rosberg hat im Titelkampf keinen Favoriten. "Ich verstehe mich mit beiden sehr gut", sagt er. Hamilton kennt er schon seit vielen Jahren und Massa ist sein Nachbar. "Ich gönne es beiden, aber Lewis hat 5 Punkte Vorsprung, also die besseren Chancen."

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