Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali spielt die Aerodynamik in der Formel 1 eine zu große Rolle: "Wir sind mit den Flügeln wirklich zu weit gegangen"
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Neben dem Werbeeffekt der Formel 1 wollen die an der Serie beteiligten Hersteller auch in technologischer Hinsicht möglichst viele Synergien zwischen Motorsport und der Serienproduktion erzielen. Dies gilt insbesondere für Ferrari, die nicht nur für die Formel 1, sondern auch für die Straße extrem leistungsfähige Hightech-Autos bauen. Doch für Teamchef Stefano Domenicali besteht hier noch Handlungsbedarf. "Wir wollen und brauchen eine noch engere Verbindung zwischen unseren Formel-1-Autos und den Sportwagen", wird der Italiener von der 'Welt am Sonntag' zitiert.
"Wenn das auseinanderdriftet, macht es für uns technisch keinen Sinn. Ferrari will und braucht einen Transfer zwischen der Formel 1 und den Straßenautos", sagt der Teamchef. Im Bereich des KERS habe die Zusammenarbeit zwischen der Serienfertigung und der Formel-1-Abteilung sehr gut funktioniert. "Wir haben es dort getestet, erfolgreich eingesetzt und jetzt ist es im neuen "La Ferrari"-Straßenfahrzeug erfolgreich eingebaut", so Domenicali. Auch die Traktionskontrolle oder andere elektronische Hilfen hätten den Sprung vom Motorsport auf die Straße geschafft.
Von einem wichtigen Entwicklungsbereich der Formel 1 profitiert die Serie jedoch kaum: "In der Formel 1 geht es zu viel um Aerodynamik. Das ist etwas, was wir bei unseren Straßenautos nicht umsetzen können", sagt Domenicali, der in diesem Zusammenhang bedauert, "dass unsere Autos keine Flugzeuge sind." Obwohl die Aerodynamik mit der Reglementänderung von 2009 beschnitten wurde, spielt sie nach Ansicht des Ferrari-Teamchefs immer noch eine zu große Rolle.
"Ich denke, wir sind mit den Flügeln wirklich zu weit gegangen. Schauen Sie sich die Autos mit den ganzen kleinen Flügeln und Zusatzflügeln überall an", so Domenicali. Aufwand und Nutzen stehen für ihn hier in keinem gesunden Zusammenhang. Es würden Unsummen ausgegeben, nur um ein paar Tausendstelsekunden zu gewinnen. Darüber hinaus würden die immer neuen Zusatzflügel von den Zuschauern nicht verstanden: "Niemand am Fernsehschirm oder an der Strecke blickt da noch durch."
Domenicali plädiert daher im Namen seines Arbeitgebers: "Ferrari ist dafür, dass wir die Autos einfacher und optisch nachvollziehbarer konstruieren. Der Rest der Leistung muss dann vom Fahrer und vom Team entschieden werden. Die Formel 1 muss zurück zu einer nachvollziehbaren Basis. Vor allem, was die Technik betrifft."