Drakonische Strafen verlangsamen Boxenstopps

, 02.04.2014

Ein "Unsafe Release" wird in dieser Saison doppelt hart bestraft, was offenbar zu mehr Sorgfalt beim Boxenstopp führt - Hans-Joachim Stuck ärgert es trotzdem

Daniel Ricciardo hat es momentan nicht leicht. Bei seinem ersten Rennen für Red Bull vor heimischer Kulisse in Australien war der 24-Jährige beeindruckend auf Platz zwei gefahren, anschließend wurde er jedoch wegen eines Technikfehlers disqualifiziert. Und auch im zweiten Rennen lief es gar nicht rund: Beim Boxenstopp schraubte einer seiner Mechaniker das linke Vorderrad nicht fest, die Ampel gab das Auto frei - in diesen Tagen ein schwerwiegendes Verbrechen. Denn seit dieser Saison wird ein derartiger "Unsafe Release" doppelt hart bestraft.

So erhielt Ricciardo nicht nur eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe, sondern muss beim Großen Preis von Bahrain in der Startaufstellung auch noch zehn Plätze zurück. Zwar wettert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, wie unfair es doch sei, gleich doppelt zu bestrafen, ein Mitarbeiter der FIA stellt gegenüber 'auto motor und sport' jedoch klar: "Die neue Regel wurde auf Wunsch der Teams eingeführt." Nachdem es im vergangenen Jahr noch mit einer Geldstrafe getan war, tut ein schlampiger Boxenstopp nun richtig weh - wohl hauptsächlich für mehr Sicherheit in der Boxengasse.

Die neue Strafregelung scheint bereits Wirkung zu zeigen: Während die schnellste Boxendurchfahrt des 2013er-Rennens in Malaysia noch 20,763 Sekunden dauerte, beanspruchte die Bestzeit von Fernando Alonso vergangene Woche ganze 3,459 Sekunden weniger (24,222). Die Boxenstopps werden offenbar langsamer, was auch die Aussage von Mercedes-Teammanager Ron Meadows untermauert: "Wir riskieren nichts mehr, gerade in unserer komfortablen Lage. Lieber ist der Stopp eine Sekunde langsamer, aber sicher." Ansonsten mache man sich mit einem kleinen Fehler gleich zwei Rennen kaputt.

So wie eben nun bei Red Bull und Ricciardo der Fall. Der Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes, Hans-Joachim Stuck, ärgert sich fürchterlich über die Doppelbestrafung: "Ich bin ja im DMSB auch mit diesen Strafthemen beschäftigt und ich muss eines sagen: Das ist einfach überzogen", schimpft der Garmisch-Partenkirchener bei 'Servus TV' und gibt zu bedenken: "Wenn man bei einem Boxenstopp Räder wechselt, dann ist das für die Crew eine Riesenaufgabe."

Und wenn dabei auch mal etwas schiefgehe, dann sei das nur logisch: "Es kann nicht immer perfekt funktionieren. Außer ich gäbe eine gewisse Boxenstopplänge vor, dann kann auch noch die Großmutter das Rad wechseln", räumt Stuck ein. "Aber wenn es hier jetzt um Zwei-Sekunden-Boxenstopps geht..." Außerdem sei ja nichts passiert: "Die (Mechaniker; Anm. d. Red.) haben das doch gemerkt und ihn nicht wieder auf die Strecke geschickt. Ihn dann noch mal zu bestrafen, ist für mich der größte Blödsinn überhaupt."

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