Ecclestone: Als alle nach Westen wollten, bin ich nach Osten

, 16.11.2014

Bernie Ecclestone entschied sich vor 20 Jahren entgegen des Mainstreams für eine (erfolgreiche) Expansion nach Asien - Viele unterschätzen jedoch das Potenzial

Entgegen des Mainstreams hat sich Bernie Ecclestone vor gut zwei Jahrzehnten entschieden, mit seiner Formel 1 den asiatischen Kontinent zu erobern. Seitdem haben es zahlreiche Länder in den Rennkalender geschafft. Manche sollten sich als Eintagsfliegen erweisen, viele andere etablierten sich. Heute trägt die Königsklasse sieben von 19 Läufen - also mehr als ein Drittel - in Asien aus. Der einzige Traditionskurs dabei: Suzuka. Alle anderen Strecken kamen innerhalb der vergangenen 15 Jahre hinzu.

Ecclestones Expansion gen Osten hat demnach in den meisten Fällen funktioniert, obwohl der mittlerweile 84-Jährige damals vollkommen gegen den Strom schwamm: "Als alle immer gesagt haben 'Geh nach Westen, junger Freund', bin ich nach Osten gegangen", erinnert sich der Brite gegenüber 'campaign'. "Vor ungefähr 20 Jahren habe ich realisiert, dass der Westen mehr oder weniger ausgebrannt ist, sodass wir also nach Osten gehen mussten. Für viele internationale Unternehmen mag das ein schwieriger Schritt sein - für mich nicht. Ich hatte es vor, also habe ich es auch gemacht."

Sein Erfolgsrezept? "Ich denke, wenn du in ein fremdes Land mit einer völlig anderen Kultur gehst, musst du vorsichtig sein. Du willst ein Produkt vielleicht auf eine ganz spezielle Weise vorantreiben, die in manchen Ländern aber möglicherweise zu offensiv ist. Das ginge sicher nicht gut. Wenn du in ein Land gehst, musst du sofort alle Regeln und die Lebensweise respektieren." Aus diesem Grund werde übrigens auch die Europäische Union niemals funktionieren, weil es einfach zu viele Unterschiede zwischen den Beteiligten gebe, ist sich Ecclestone sicher.

Das Potenzial erkannt

Mitte der Neunzigerjahre war der Zampano ein Vorreiter seiner Zeit. Bis heute fragt er sich, warum nicht auch andere auf den Orientexpress aufgesprungen sind. "Ich denke, die Leute, die damals geschäftlich mit Asien zu tun hatten, haben schlichtweg nicht daran geglaubt, was sie weltweit hätten erreichen können. Vielleicht hat es ja wirtschaftlich keinen Sinn für sie ergeben, aber ich denke, sie hatten entweder kein Interesse an Globalität, oder sie hatten einfach nicht genug darüber nachgedacht. Aus irgendeinem Grund haben sie die Gelegenheit nicht ergriffen."

Das hat sich mittlerweile fundamental geändert: "In Asien hat es eine enorme Entwicklung gegeben, China ist dafür ein gutes Beispiel. Als ich zum ersten Mal nach China kam, ist jeder noch Fahrrad gefahren. Heute fahren alle Auto, und du siehst keiner Räder mehr. Irgendwer hat also doch die Gelegenheit ergriffen und es geschafft." Trotz des Wachstums und der Entwicklung ergreife Asien in Ecclestones Augen aber noch nicht alle Chancen, die es bekommt: "Ich denke, dass viele Regierungen die Formel 1 nicht genug nutzen."

"Wir öffnen der Welt die Augen, und sie bemerken oder nutzen es nicht", bedauert Ecclestone. "Ich meine: Wer hat jemals von Bahrain gehört, bevor wir dort hinkamen? Niemand. Ich wusste nicht mal, wo Bahrain liegt, jetzt weiß ich es." Ein anderes Beispiel: "Singapur war immer ein großartiges Land, aber es wurde nur als Zwischenstopp bei Langstreckenflügen genutzt." Das habe sich durch den Nacht-Grand-Prix geändert: "Die Menschen haben Singapur gesehen und kennengelernt, nun denken sie geschäftlich anders darüber."

In Ecclestones Augen sticht die Formel 1 sogar die Olympischen Spiele aus: "Sie können das Austragungsland ein Vermögen kosten, und es ist ebenso ein internationaler Wettkampf. Alle streiten sich um die Austragung, ohne sich der Kosten bewusst zu sein und zu wissen, was sie dafür bekommen. Ich bin mir bei Olympia in kommerzieller Sicht nicht so sicher (ob es sich für den Veranstalter auszahlt; Anm. d. Red.), denn es ist schon sehr teuer. Die Formel 1 hingegen ist eine sehr gute Investition und der Türöffner für alles Mögliche."

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