Bernie Ecclestone setzt den Indern einen Schuss vor den Bug und sagt das Rennen 2014 ab - Termin soll künftig von Oktober an den Jahresanfang verlegt werden
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Im Vorhaben, mit Sotschi (Russland), New Jersey (USA) und Spielberg (Österreich) drei neue Grands Prix in den voraussichtlich 20 Rennen umfassenden Formel-1-Kalender 2014 zu quetschen, ist Bernie Ecclestone einen Schritt weiter gekommen. Denn wie seit einigen Wochen spekuliert wurde, wird nächstes Jahr kein Grand Prix von Indien stattfinden.
Hintergrund ist angeblich, dass Ecclestone lieber im ersten Saisondrittel in Noida fahren würde, zwei Grands Prix von Indien binnen kurzer Zeit (Oktober 2013 und April 2014) für Veranstalter Jaypee Sports International (JPSI) aber nicht leist- und durchführbar sind. Die Grand-Prix-Gebühr pro Rennen auf dem Buddh International Circuit liegt bei umgerechnet rund 30 Millionen Euro, doch die Zuschauerzahlen (und damit auch die Einnahmen für den Veranstalter) sind zuletzt von 95.000 (2011) auf 60.000 (2012) gesunken.
"Als wir den Fünfjahresvertrag mit Jaypee unterschrieben haben, waren wir sehr bedacht darauf, in der ersten Jahreshälfte nach Indien zu kommen, aber Jaypee wollte den Oktober-Termin", wird Ecclestone von der indischen Nachrichtenagentur 'IANS' zitiert. "Wir haben damals nachgegeben, aber jetzt sieht es so aus, als würden wir das Rennen Anfang 2015 haben." Oktober 2014 und April 2015 wäre zu eng beisammen, "also haben wir nach Gesprächen mit den Veranstaltern entschieden, dass es das Beste ist, 2014 nicht zu fahren", so Ecclestone.
Wenn überhaupt, soll Indien zu Zukunft in den Asien-Pazifik-Block am Saisonbeginn vorverlegt werden, zu dem auch Australien, Malaysia, China und Bahrain gehören. Doch ob diese Terminverschiebung der wahre Grund für das Auslassen der Saison 2014 ist, wird von Insidern bezweifelt. Viel eher nimmt man in gut informierten Kreisen an, dass der Steuerstreit zwischen den Teams und den indischen Behörden dafür ausschlaggebend ist, dass den Indern mit dieser Nachricht einmal ein Schuss vor den Bug gesetzt wird.
Denn die Teams müssen in vielen Ländern, in denen ein Grand Prix ausgetragen wird, ein 19tel (für jedes der 19 Saisonrennen) ihrer Gewinne versteuern. Doch kaum ein Rennstall weist auf seiner Bilanz große Gewinne aus, weil die meisten Einnahmen gleich wieder investiert werden. Die indischen Behörden verlangen Steuern aber nicht auf Gewinn, sondern auf den Umsatz - und der liegt bei Topteams wie Ferrari oder Red Bull jenseits der 200 Millionen Euro. Auch die Fahrer müssten in Indien mehr versteuern als anderswo, hört man.
2011 und 2012 war es Ecclestone noch gelungen, mit den indischen Behörden Sondergenehmigungen zu vereinbaren, doch jetzt wird offenbar auf stur geschaltet. "Es gibt Probleme in Ihrem Land, die aussortiert werden müssen. Ich hoffe, dass die Organisatoren dazu in der Lage sind, sich dem frühestmöglich anzunehmen", sagt Ecclestone. Sollte keine Lösung gefunden werden, könnte die Formel 1 angeblich sogar schon den für dieses Jahr geplanten Oktober-Termin kurzfristig boykottieren.
Längerfristig betrachtet hängt die Zukunft der Königsklasse in Indien somit am seidenen Faden, wenn die Steuerangelegenheiten nicht bald geregelt werden. Dabei hat Veranstalter JPSI einen Fünfjahresvertrag bis Ende 2015. Ecclestone: "Ich möchte wirklich, dass es weitergeht, aber das hängt von vielen anderen Faktoren ab. Der Sport erweitert seine Basis jedes Jahr." Und geht dorthin, wo er am meisten Geld verdienen kann. Das ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen in Indien nicht mehr der Fall...