Ecclestone liebäugelte mit Rolle als Tennis-Zampano

, 04.04.2013

Wie der Formel-1-Boss es vor zehn Jahren beinahe vollbracht hätte, mit Boris Becker den Tennissport zu revolutionieren - Roger Federer kam ihnen zuvor

Bernie Ecclestone ist ein umtriebiger Geschäftsmann, als Formel-1-Boss omnipräsent und besitzt Einfluss in den höchsten Kreisen von Sport und Politik. Dass seine Verbindungen aber soweit reichen, dass er mit einem Griff in die Sparschatulle sogar den Tennissport auf Links hätte drehen können, lässt selbst Insider staunen. Vor zehn Jahren hätte der Brite beinahe die Führung der International Tennis Federation (ITF) übernommen - gemeinsam mit Boris Becker und dessen Ex-Manager Ion Tiriac.

Das Trio stellte einen radikalen Maßnahmenkatalog auf, um die Bereitschaft der TV-Sender zu erhöhen, die teuren Senderechte für Tennisturniere einzukaufen. "Ich habe argumentiert, dass der Sport im Fernsehen besser vermittelt werden müsse", erinnert sich Ecclestone im Gespräch mit 'Sportsvibe' auch an Regeländerungen, die den Sport in seinen Grundfesten erschüttert hätten: "Wir hätten nur einen Aufschlag pro Punkt und auch einen zeitlich festgelegten Schlusspunkt eines Matches eingeführt."

Das hätte das Programmfenster für die Sendeanstalten kalkulierbar gemacht, aber dazu geführt, dass sich das Spiel einschneidend verändert hätte. "Nach einer Stunde wäre ein Pfiff oder eine Glocke ertönt, die Partie wäre wie beim Fußball vorbei gewesen", beschreibt Ecclestone eine skurril anmutende Vorstellung und geht noch weiter. "Eine andere Idee war, die Matches in zwei oder drei Abschnitte von zum Beispiel 20 Minuten zu teilen." Allerdings: Gegen Regen hätte wohl selbst der Zampano auf Courts ohne Dach nichts unternehmen können.

Ecclestone sah keine Alternative zu radikalen Einschnitten

Alles scheiterte damals am Finanziellen, nicht am Inhaltlichen: Die ITF hätte zu viel Geld verlangt, erklärt der milliardenschwere Ecclestone. Hinzu kommt, dass selbst mit einer Einigung die Vorherrschaft im Herrentennis wohl nicht abschließend geregelt gewesen wäre. Die ITF ist zwar Veranstalter der vier Grand-Slam-Turniere, des Davis Cup sowie des Olympischen Tennisturniers und auch formal Herr über die Spielregeln. Die Spielergewerkschaft ATP allerdings verfügt als Ausrichter der übrigen Turniere über eine mächtige Position.

Dort gehen die Verantwortlichen die Sache konservativer an. Maßnahmen zur Verkürzung von Matches wurden seit den Ecclestone-Verhandlungen nur durch die Reduzierung vereinzelter Endspiele, allen voran bei den Masters-1000-Turnieren, von fünf auf drei Sätze vorgenommen. Dazu wird im Doppel bei Einstand ein Entscheidungspunkt ausgespielt, die Zeit für die Aufschlagvorbereitung sukzessive verringert. Ecclestone ist sich darüber im Klaren, dass sein Ansatz eine Revolution gewesen wäre.

"Zugegeben: Das ist radikal, aber der Sport musste etwas tun, auch wenn es seit unseren Gesprächen etwas bewegt hat", resümiert der 82-Jährige, wenn er auf die jüngste Vergangenheit zurückblickt. In der Tat hat sich der Tennissport - wenn auch nicht in Deutschland - von schwachen TV-Quoten erholt. Allen voran auch deshalb, weil mit Roger Federer ein Spieler mit Strahlkraft über den Court hinaus auf den Plan trat. "Ich hätte mich um Damentennis kümmern sollen. Das wäre billiger gewesen", raunzt Ecclestone.

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