Fahrer und Boss: Michael Schumacher hatte nach Ansicht von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone alle Ferrari-Fäden selbst in der Hand - Kann Sebastian Vettel das auch?
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Ferrari soll mit neuen Führungskräften und dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel endlich wieder nach vorne kommen. Nach mageren Jahren sollen die roten Autos aus Maranello nun wieder Rennen gewinnen und möglichst viele Titel einfahren. Ob dies schon 2015 gelingt, ist unklar. Bei den Testfahrten wirkten die Mercedes erneut übermächtig wie in der Saison 2014. Mittelfristig soll allerdings das gelingen, was in der Ära Michael Schumacher stattfand.
"Sie waren damals sehr italienisch. Wie jetzt", erinnert sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in der 'Welt am Sonntag' an das Jahr 1993. Der Franzose Jean Todt übernahm bei den Italienern das Zepter und verstärkte die Mannschaft zur Saison 1996 mit Michael Schumacher. "Todt kam und richtete alles neu aus, auch, weil er eine Menge Unterstützung von Michael bekam. Ich weiß das, weil Michael mir einmal erzählte, dass er eigentlich immer der Ferrari-Teammanager war. Das glaube ich auch."
"In Wirklichkeit hat Michael Schumacher Ferrari geleitet. Er wusste, welche Leute er dafür benötigte", sagt Ecclestone. Die große Frage sei dieser Tage, ob man nach den zahlreichen Umstrukturierungen der vergangenen Monate auch jetzt wieder alle Zutaten parat habe, damit Sebastian Vettel eine ähnliche Ära einleiten könne. "Ich hoffe, dass Sebastian einen Aufbau schaffen kann wie damals Todt und Schumacher", so der britische Formel-1-Vermarkter.
Ecclestone mahnt zu Geduld, de la Rosa weckt Hoffnungen
Ecclestone hat jedoch (noch) seine Zweifel. "Michael Schumacher hat Ferrari geführt. Ich glaube nicht, dass Sebastian in dieser Position sein wird. Sergio Marchionne glaubt, dass er das Team auf Vordermann bringen kann. Ich hoffe, dass er damit recht hat - und zwar für ihn, Ferrari, die Formel 1 und Sebastian." Für Vettel kommt der Wechsel zu Ferrari ein oder zwei Jahre zu früh. Dieser Überzeugung ist der Formel-1-Boss. Dies hat er dem Heppenheimer auch so gesagt.
"Aber er hatte Mühe, sich meiner Meinung anzuschließen", schmunzelt Ecclestone. "Es wird für Sebastian nicht einfach, aber es war am Ende der letzten Saison auch schwierig bei Red Bull. Er war generell von dem Team enttäuscht. Es war eine nachvollziehbare Trennung. Er wird sich in diesem Jahr schwerlich ganz nach oben kämpfen können. Aber er kennt das aus der vergangenen Saison und weiß, dass es Zeit braucht, um nach vorn zu kommen. Ich bin sehr gut mit Sebastian befreundet, also drücke ich ihm die Daumen."
Wesentlich bessere Chancen auf schnelle Erfolge erwartet der langjährige Ferrari-Entwicklungspilot Pedro de la Rosa, dessen Vertrag am Ende des vergangenen Jahres nicht verlängert wurde. "Ferrari ist gut in Form", meint der Spanier gegenüber 'f1technical.net'. Bei Testfahrten sei das Potenzial offenbart worden, man habe sogar noch einiges in der Hinterhand behalten. "Sie waren mit anderen Spritmengen unterwegs", ist sich de la Rosa sicher.
"In Jerez waren sie sehr schnell, aber in Barcelona haben sie ganz bewusst etwas zurückgehalten", sagt der Spanier, der angeblich eine Rolle bei Mercedes übernehmen soll. De la Rosa hat den aktuellen SF15-T nie in der Realität bewegt, wohl aber im Simulator. "Ich habe den Wagen in der letzten Dezemberwoche getestet. Da wurde mir klar, dass das Auto für 2015 stark sein wird. Kurze Zeit später wurde auch deutlich, dass dies alles auch in der Realität funktioniert", so der erfahrene Testpilot.