Der Zampano versteht nicht, wieso Red Bull und Mercedes ihre Fahrer in Malaysia zurückpfiffen, verteidigt aber Sebastian Vettel - Berger erkennt keinen Nachteil
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Die Aussprache einer Teamorder ist nicht erst seit dem Malaysia-Grand-Prix am Wochenende der Zankapfel der Formel 1. Dennoch kocht das Thema hoch, nachdem bei Red Bull und bei Mercedes schon im zweiten Saisonrennen unmissverständliche Anweisungen über den Boxenfunk liefen. Bernie Ecclestone hat eine eindeutige Meinung, die er dem 'Telegraph' schildert: "Zu diesem Zeitpunkt der Saison sollte es keine Stallregie geben. Egal, um wen es sich dabei handelt", so der Formel-1-Boss.
Es ist nicht nur eine ideelle Position, die er bezieht. Ecclestone hält die Maßnahmen Christian Horner und Ross Brawns für wenig zweckdienlich - weil sie sich im Saisonverlauf zum Bumerang entwickeln könnten. "Angenommen, zwei Fahrer haben am Ende noch Chancen auf den Titel, dann wird Mark Sebastian auf keinen Fall helfen", spekuliert der 82-Jährige über ein Saisonfinale ähnlich dem im Jahr 2012. Webber würde Vettels Interessen dann ignorieren und auf Sepang verweisen.
Ecclestone vermutet, dass Horners Bedenken einem möglichen Unfall zwischen seinen beiden Stars gegolten hätten. "So gesehen könnte man sagen, dass sich beide dumm verhalten haben", erinnert er daran, dass nicht nur Vettel ein hartes Manöver gegen den Australier gefahren ist, sondern der sich nicht weniger ruppig verteidigte. Gerhard Berger sieht den Fall anders: "Es ist eine gute Sache für ein Team, zwei starke Fahrer zu haben. Manchmal muss man das irgendwie auf die Reihe bekommen", sagt er der 'BBC'.
Nachhilfe für Ross Brawn
Auch die Politik der Silberpfeile kann Ecclestone nicht nachvollziehen: "Ich war enttäuscht, dass Mercedes Rosberg nicht hat überholen lassen. Ich hielt es für eine dumme Entscheidung und nicht gerade vernünftig", hadert er und argumentiert, dass Rosberg noch hätte Druck auf die Red Bull entfachen können. Mercedes-Teamchef Ross Brawn unterstellt er, mit seinem Funkspruch einen Fauxpas begangen zu haben: "Das ist nicht gut. Die Teamchefs sollten wissen, was richtig und was falsch ist."
Ecclestone fühlt sich an eine Situation in seiner Zeit als Verantwortlicher bei Brabham erinnert, als er einem Fahrer eintrichterte, er solle für den Teamkollegen vom Gas gehen - egal, was im Rennen passiere. "Er hat gesagt, er würde das nicht machen. Ich habe ihm geantwortet, er könne auch im Auto aufstehen und den Jungen vorbei winken, damit es die ganze Welt sieht", berichtet Ecclestone, ohne dabei Namen in den Mund zu nehmen. "Wir haben ihm dann nicht genügend Benzin eingefüllt, um bis zum Ende zu fahren."
Vettel: Härter als früher?
Aus Fahrersicht jedoch stellt sich für den Briten die Sache anders da. Vettel will er keinen Vorwurf machen für das, was sich in Sepang abgespielt hat: "Sebastian ist ein Rennfahrer, der nichts vom Verlieren wissen will. Zeigen Sie mir einen guten Verlierer und ich zeige ihnen einen Verlierer", fordert er ambitionierte Piloten mit Biss. Den hat Berger beim amtierenden Champion geortet und unterstreicht: "Vielleicht ist er aktuell der Beste im Feld. Er hat alles um immer und immer wieder Weltmeister zu werden."
Doch es scheint sich etwas in der Herangehensweise des Heppenheimers geändert zu haben. Vor zwei Jahren erklärte eben jener Berger der 'Sport Bild' noch, dass mit 23 Jahren noch kein Fahrer so weit wie Vettel war, und "irgendwie kriegt der Bub' es hin, die größte Erfolgsregel früherer Jahre außer Kraft zu setzen: Er ist auf der Piste nämlich kein Drecksack, wie wir alle das waren. Und er gewinnt trotzdem." Ecclestone fordert mehr Anerkennung: "Ich bin ein großer Fan von Mark. Aber Sebastian ist ein dreimaliger Weltmeister und deshalb sollten ihn die Leute auch etwas mehr respektieren."