Eiszeit bei Mercedes: Hamilton schmollt nach Rosberg-Sieg

, 25.05.2014

Lewis Hamilton ist nach dem Rennen in Monaco angefressen und lässt mit seinen Aussagen viel Raum für Spekulationen - Eskaliert der Konflikt mit Nico Rosberg bald?

Rein sportlich war in Monaco fast alles wie gewöhnt: Mercedes schnappte sich den fünften Doppelsieg in Serie und konnte seine Führung in der Weltmeisterschaft weiter ausbauen. Eine winzige Kleinigkeit war dann aber doch anders, denn ganz oben auf den Siegertreppchen stand dieses mal nicht Lewis Hamilton, sondern Nico Rosberg. Der Brite macht keinen Hehl daraus, dass ihm der Sieg seines Teamkollegen - und vor allem die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist - überhaupt nicht schmeckt.

"Wir sind die Daten durchgegangen und haben gesehen, was wir sehen wollten. Ich wünschte, dass ihr es auch gesehen hättet", sagt Hamilton über Rosbergs Verbremser in der Mirabeau im Qualifying am Samstag. Eine Aussage, die viel Raum für Spekulationen gibt. Bedenkt man jedoch, dass Hamilton eine Absicht Rosbergs am Tag zuvor nicht ausgeschlossen hatte, klingt es doch stark danach, als hätten die ausgewerteten Daten seine Vermutung bestätigt.

Generell hat Hamilton an diesem Sonntag offenbar keine Lust, klare Aussagen zu treffen. Auf die Frage, ob es eine Aussprache mit Rosberg geben würde, antwortet der Brite lediglich: "Ich habe darauf eigentlich keine Antwort." Der Monaco-Sieger selbst erklärt beschwichtigend: "Es ist gut. Wir haben diskutiert und unser Vorteil ist, dass wir den anderen schon seit einer langen Zeit sehr gut kennen. Wir setzen uns immer zusammen, sprechen darüber und machen dann weiter. Das machen wir auch an diesem Wochenende."

Keine Gratulation nach dem Rennen

Was hinter geschlossenen Türen passierte, wissen wohl nur Rosberg und Hamilton selbst, doch nach Außen gibt sich Hamilton bereits seit Ende des Qualifyings am Samstag als Opfer einer Intrige. Unter anderem hatte er sich mit Ayrton Senna vergleichen. Hintergrund: Der Brasilianer war 1989 mit seinem damaligen Teamkollegen Alain Prost kollidiert, wodurch letztgenannter sich den WM-Titel sicherte.

Ein Jahr später kollidierten die beiden erneut, dieses Mal ging der Titel dadurch an Senna. Viele fassten die Aussage Hamiltons anschließend als Warnung an Rosberg auf. Im Rennen ging es zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten allerdings sauber zu, zu keinem Zeitpunkt kamen sich die beiden wirklich gefährlich nahe.

Hamilton selbst will heute bereits nichts mehr von dieser Aussage und einer möglichen Intention wissen: "Ich weiß es nicht. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht daran erinnern. Ich denke, dass es nur ein Witz war." Manchmal sprechen Taten ja sowieso mehr als Worte. Und Hamiltons Körpersprache nach dem Rennen sagte so einiges aus.

Im Parc Ferme kam der Brite Rosberg zu keinem Zeitpunkt näher als unbedingt nötig, auch bei der obligatorischen Champagner-Dusche feierten beide weit voneinander entfernt. Auf der Pressekonferenz erklärt Hamilton: "Insgesamt gibt es erbitterten Kampf zwischen mir und Nico und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch so weitergehen wird. Nico hatte bisher in der gesamten Saison kein Problem."

Hamilton bleibt wortkarg

"Ich hatte ganz offensichtlich ein Auto, dass in Melbourne nicht ins Ziel kam, sonst ist es aber ziemlich eng. Ich bleibe also weiter zuversichtlich und werde weiterhin pushen. Ich weiß, dass das Team für uns beide hart arbeitet. Manchmal ist das Team in einer merkwürdigen Situation, wie es gestern passiert ist. Ihr Job ist es, uns zu beschützen, und das haben sie getan."

Auch diese Aussage gibt wieder Raum für Spekulationen. Meint Hamilton hier möglicherweise, dass Mercedes Rosberg beschützte, indem man alle Vorwürfe, Rosberg habe sich mit Absicht verbremst, zurückwies, ohne den Vorfall genauer zu überprüfen? Unmittelbar nach dem Qualifying - also noch vor Auswertung der Daten - hatten sowohl Toto Wolff als auch Niki Lauda erklärt, dass sie für Rosberg ihre Hand ins Feuer legen würden.

Abschließend antwortet Hamilton auf die Frage, ob er wisse, wo er sich verbessern könne, damit er beim nächsten Rennen wieder vor Rosberg ins Ziel kommt: "Ähm, nicht wirklich. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Pace an diesem Wochenende." Zwischen den Zeilen klingt das nach einer Aufforderung an die Zuschauer: Ich wäre eigentlich schnell genug gewesen, um zu gewinnen. Bildet euch selbst eine Meinung, warum ich es nicht geschafft habe.

Sicher ist nur: Lewis Hamilton hat an diesem Wochenende wenig gesprochen und das was er sagte, gibt viel Raum für Spekulationen. Ob es in den kommenden Wochen und Monaten wirklich zum "Krieg der Sterne" kommt, werden wohl erst die nächsten Rennen zeigen. Hamiltons Geduldsfaden scheint momentan allerdings ziemlich dünn zu sein.

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