Eine Demorunde im Benetton von Michael Schumacher weckt bei dessen Sohn Mick, alten Weggefährten und Zuschauern in Spa viele Emotionen
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Der Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps und Michael Schumacher, das ist eine ganz besondere Verbindung in der Formel 1. 1991 fuhr des später Rekordweltmeister auf der "Ardennen-Achterbahn" sein erstes Rennen in der Formel 1, ein Jahr später feierte er an gleicher Stelle seinen ersten Sieg. Insgesamt gewann Michael Schumacher sechsmal in Spa - öfter als jeder andere Fahrer. Es ist daher nicht übertrieben wenn sein langjähriger Weggefährte Ross Brawn sagt: "Das war Michaels Strecke. Er hat es immer geliebt, hierher zu kommen und hat hier immer Besonderes geleistet."
So war Michael Schumacher auch am vergangenen Wochenende in Spa allgegenwärtig, auch wenn er selbst aus bekannten Gründen selbst vor Ort sein konnte. Und durch eine glückliche Fügung des Schicksals wurde ausgerechnet in seinem Wohnzimmer einer seiner Rekorde eingestellt. Lewis Hamilton fuhr im Qualifying zum 68. Mal auf die Pole-Position und zog damit mit einem seiner großen Vorbilder gleich.
"Als ich jung war, habe ich bei Computerspielen immer mit ihm gespielt", sagt Hamilton, der 1996 bei seinem ersten Besuch bei einem Formel-1-Rennen in Spa Augenzeuge eines der sechs Siege von Schumacher wurde. Auch an dessen letztes Rennen 2012 in Abu Dhabi wird Hamilton noch oft erinnert - jedes mal, wenn er zu Hause ist. "Ich habe allen Mut zusammen genommen und ihn gefragt, ob wir Helme tauschen wollen. Er hat sofort ja gesagt, und das ist eines der coolsten Stücke in meinem Haus."
Schumachers Pole-Rekord wird in seinem Wohnzimmer eingestellt
Dementsprechend emotional reagierte der Mercedes-Pilot auf das, was nach dem Qualifying geschah. Ross Brawn, bei Benetton, Ferrari und Mercedes 20 Jahre lang einer der engsten Weggefährten von Michael Schumacher und seit langem ein enger Freund, überbrachte im Namen der Familie Glückwünsche an Hamilton - was diesen zu Tränen rührte.
Feuchte Augen hatten viele Zuschauer an der Rennstrecke, aber auch an den TV-Geräten, einen Tag später. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums von Michael Schumachers erstem Formel-1-Sieg fuhr dessen Sohn Mick eine Demorunde in einem alten Benetton-Boliden. Dabei handelte es sich zwar nicht um das Siegerfahrzeug aus dem Jahr 1992, aber um einen B194, den Michael Schumacher in der Saison 1994 gefahren war, als er zum ersten Mal die Weltmeisterschaft gewann.
Das Auto befindet sich im Besitz der Motorworld-Gruppe, die ab Frühjahr 2018 an ihrem neuen Standort in Köln die Privatsammlung von Michael Schumacher ausstellen wird. Da das Auto noch fahrbereit war, wurde es Mick Schumacher für diesen besonderen Tribut an seinen Vater zur Verfügung gestellt.
Wehmütige Erinnerungen bei alten Weggefährten
Der 18-Jährige wurde bei seiner Runde vom Applaus der Zuschauer auf den Tribünen begleitet und war im Anschluss von seinen ersten Erfahrungen am Steuer eines Formel-1-Autos begeistert. "Da waren sehr viele Emotionen dabei", sagt Mick Schumacher. "Es war schön und eine Erfahrung fürs Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Es war leider nur eine Runde, ich wäre gerne mehr gefahren. Aber ich habe Gas gegeben und geschaut, was das Auto auf Slick-Reifen so kann", so der Formel-3-Pilot, der vor einigen Wochen bei einem Shakedown das Autos in Spa noch auf Intermediates um die Strecke gerollt war.
Michaels Schumachers Benetton an der Stätte seiner großen Triumphe wieder auf der Strecke zu sehen, berührte auch die Weggefährten des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters. "Das Auto heute hier in Spa fahren zu sehen, hat bei Ross und mir so viele Erinnerungen geweckt", sagt Pat Symonds, der bei Benetton Renningenieur von Michael Schumacher war. "Ich bin mir sicher, dass dein Vater heute sehr stolz auf dich ist", sagt er in Richtung Mick Schumacher.
Auch der sonst oft etwas nüchtern wirkende Brawn reagierte auf die Demorunde des Sohns seines guten Freundes ungewohnt emotional." Mick in diesem Auto auf dieser Strecke zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Das zeigt, was die Formel 1 mit einem machen, kann, sie löst besondere Emotionen aus. Ich schöpfe daraus die Motivation, die Formel 1 für andere zu etwas Besonderem zu machen", verspricht der heutig Sportchef der Formel 1.
Mick Schumacher träumt von der Formel 1
Verstärkt wurden die Emotionen auch durch die Lackierung des Helms von Mick Schumacher. Während der auf der rechten Seite sein eigenes, grünes Design trug, war er auf der linken Hälfte in den Farben lackiert, die Michael Schumachers Helm bei dessen Premierensieg 1992 in Spa trug. "Wir sind alle auf die Idee gekommen, dass das angebracht war. Es hat sich gelohnt, den Helm noch einmal neu zu lackieren", sagt Mick Schumacher.
Für den Junior war es die erste Erfahrung als Rennfahrer im Rahmen eines Formel-1-Grand-Prix, aber es soll bei weitem nicht die letzte sein. Denn der 18-Jährige möchte in die Fußstapfen seines Vaters treten und Formel-1-Fahrer werden. "Es ist mein Traum. Ich gebe alles dafür, dass ich das erreiche", sagt er. "Es liegt an mir, wann ich bereit bin." Noch ist er das nicht, nach zwei Dritteln seiner ersten Saison in der Formel-3-EM belegt Mick Schumacher Gesamtrang elf. Allerdings, und das darf ihm Hoffnung machen, wurde auch sein Vater erst im zweiten Jahr in der Formel 3 Meister - und fuhr gut zehn Monate später sein erstes Formel-1-Rennen.