Der Doppelerfolg war hart erkämpft, weil Spritverbrauch, Reifenverschleiß und das Teamduell die Silberpfeile plagten - Hamilton "ohne perfekte Balance"
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Schon beim Monaco-Grand-Prix vor zwei Wochen hätte sich Lewis Hamilton den 37. Formel-1-Erfolg seiner Karriere sichern sollen, am Sonntag in Kanada klappte es für einen erneut fehlerfrei fahrenden Weltmeister auch mit der Strategie. Dem Champion fiel bei der Zieldurchfahrt ein Stein vom Herzen: "Ja, ich brauchte das", pustet Hamilton nach zwei Pleiten gegen Nico Rosberg durch. "Es ist mein erster Sieg hier seit 2007. Wieder oben zu stehen fühlt sich geschichtsträchtig an."
Damals feierte er seinen ersten Triumph in der Königsklasse. Einfacher geworden sei die Aufgabe in den vergangenen acht Jahren nicht. "Ich hatte nicht die beste Balance, sondern viel Übersteuern", klagt Hamilton. "Trotzdem habe ich nicht zu viel Druck gespürt. Nico war schnell, aber ich hatte die Kontrolle und konnte immer anziehen, wenn es nötig war. Das Rennen war toll. Keine Ahnung, wie es für die Zuschauer war, aber ich empfand es als intensiv und hatte Spaß", so der Brite weiter.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigt sich bei 'Sky Sports F1' erfreut und erleichtert, dass am Kommandostand nicht wieder ein Malheur passierte. "Wir sind nicht immer Idioten", bemerkt der Österreicher schmunzelnd. Auch wenn Bernd Mayländer im Safety-Car einen Urlaubstag hatte, sei es für die Strategen knifflig gewesen. "Wir waren beim Sprit immer wieder über dem kritischen Limit. Wir waren uns auch nicht sicher, ob wir auf ein oder zwei Stopps gehen sollen", meint Wolff. Gegen Rennende gab es für Hamilton und Rosberg wegen der Bremsen jedoch grünes Licht. "Dennoch waren sie das größere Problem als der Sprit."
Nico Rosberg auch mit Rang zwei zufrieden
Druck Kimi Räikkönens in der ersten Rennphase und das schwindende Material bereiteten auch dem zweitplatzierten Rosberg Kopfzerbrechen. "Es war ein kniffliges Rennen, weil wir mit Benzin und Bremsen haushalten mussten. Aber da ging es Lewis nicht anders. Schade, dass ich es nicht geschafft habe, aber der zweite Rang ist noch immer in Ordnung", bilanziert der Deutsche. "Die Rennpace war noch da. Es war nur die Startposition, die den Unterschied gemacht hat."
Ein Manöver gegen Hamilton zu reiten war für Rosberg nicht drin: "Ich habe gekämpft wie sonst etwas, um Druck aufzubauen. Dass er einen Fehler macht, war meine einzige Chance. Aber er hat sich keinen geleistet und verdient gewonnen." Auch Wolff ist überzeugt, dass die Entscheidung in Montreal schon vor der grünen Ampel gefallen war: "Hätte Nico vorne gestanden, hätte er das Rennen wohl gewonnen. Er hat es versucht, aber erkannt, dass der Sieg nicht drin war."
Toto Wolff rechnet weiter mit Ferrari
Nicht nur die Strategie sorgte für abgekaute Bleistifte, auch das Zähmen der beiden Silberpfeil-Löwen beschäftigte die Verantwortlichen. "Wir wollen die beiden ein Rennen fahren und kämpfen lassen. Auf der anderen Seite hatten wir 30 Sekunden Vorsprung. Deswegen war es eine feine Balance, immer unter Spritlinie zu bleiben und Bremsen zu schonen, aber gleichzeitig beiden freien Lauf zu lassen", erklärt Wolff 'RTL'. "Man hat gesehen, dass Nico versucht hat, hinzufahren."
Um genügend Kühlung für die strapazierten Bremsen zu erhalten, musste der Vizechampion seine Bemühungen jedoch zügeln und öfter aus dem Windschatten ausscheren. Hinzu kam, dass der eine oder andere Tropfen Benzin gespart werden musste. Für Niki Lauda kein Grund, etwas zu bemängeln: "Es war alles in Ordnung. Es war klar, dass hier viel Sprit verbraucht werden würde. Alles lief perfekt, von Anfang bis Ende", lobt der Aufsichtsratsboss. "Ich kann über nichts klagen."
Das Lob geht besonders in Richtung Wolff, dessen Job auch schon einfacher war als in den vergangenen 14 Tagen: "Nach Monaco war es sehr schwierig, alles zu beherrschen", kommentiert er die interne Situation. "Wir sahen uns massiver Kritik ausgesetzt. Es sah so aus, als seien all die Siege und die WM-Krone vergessen und ein Haufen Idioten würde das Team leiten."
Lauda ist überzeugt, die Konkurrenz deutlich distanziert zu haben: "Lewis hat einen tollen Job gemacht, Nico genauso. Der Rest war mehr oder weniger im Nirgendwo. Es war ein perfektes Wochenende und der Monaco-Schock ist vorbei." Wolff hält Ferrari dennoch weiter für eine ernstzunehmende Gefahr: "Wir haben von Ferrari nicht 100 Prozent erlebt, nachdem Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) im Qualifying weit hinten stand. Es gibt für uns keinen Grund, uns auf die faule Haut zu liegen."