Mark Webber erklärt, wieso er sich nicht zu einer Fortsetzung der Formel-1-Karriere überreden ließ, und gibt zu, dass die Red-Bull-Scharmützel Spuren hinterlassen haben
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Mark Webbers Formel-1-Karriere ist in der Zielgeraden. In der kommenden Saison wird der Australier für das Porsche-Langstrecken-Team bei den 24 Stunden von Le Mans und in der WEC an den Start gehen, mit der "Königsklasse" ist dann endgültig Schluss. Die Jahre bei Red Bull und das emotional aufgeladene Stallduell gegen Weltmeister Sebastian Vettel, das der Routinier ganz klar verloren hat, haben den Formel-1-Aussteiger viel Kraft gekostet.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass das kontroverse Rennen von Malaysia 2013 das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat, doch das will Webber nicht bestätigen. "Es gab nicht wirklich einen Wendepunkt", sagt der 36-Jährige gegenüber 'Auto Bild motorsport' . "Natürlich sind Dinge passiert, die einiges verändert haben", gibt er zu. Die Entscheidung, die Formel 1 zu verlassen, sei aber "lange vor Malaysia gefallen. Schon zu Weihnachten."
Webber fehlt die Energie
Und zwar gegen den Widerstand einiger Leute, die dem Red-Bull-Piloten nahe stehen. "Sie wollten, dass ich weitermache", sagt er. Und lässt anklingen, dass die Rückschläge der vergangenen Jahre - darunter auch einige politische Niederlagen gegen die Allianz Vettel und Red-Bull-Motorsport-Konsulent Helmut Marko - Schrammen auf seiner Seele hinterlassen haben: "Über die letzten zwei, drei Jahre bin ich zu diesem Punkt gekommen: Es ist genug. Ich genieße den Rest der Saison, pushe hart. Aber das war's. Das muss man akzeptieren."
Die Scharmützel und Machtkämpfe, denen sich Webber immer wieder stellen musste, verkaufen "unglücklicherweise Zeitungen", spielt Webber auf die enorme öffentliche Wirkung der Formel 1 an. "Da muss man clever sein und sich raushalten. Sonst kostet das zu viel Energie."
Warum Le Mans in den Karriereplan passt
Energie, die Webber in diesem Maße nicht mehr aufbringen kann und will - das ist auch der Grund, warum es ihn nun auf die Langstrecke zieht. "Um in der Formel 1 Erfolg zu haben, muss man ein Energielevel haben, das eine ganze Saison lang hält", sagt er. "Mein Energielevel wird in Zukunft nicht mehr superhoch sein. Also war ich auf der Suche nach etwas höchst professionellem mit einem kleineren Programm." Da er laut eigenen Angaben immer schon Porsche-Fan war, kam das Angebot genau im richtigen Moment.
Zumal der Fokus in Le Mans auf dem Rennsport liegt. "Die Rennen in Le Mans waren nie so aggressiv wie heute", fällt Webber auf. "Das macht die Serie für einen Rennfahrer sehr attraktiv. Ich sage nicht, dass in der Formel 1 keine Männer fahren. Das hier sind die besten Piloten der Welt. Aber auch in Le Mans sind schnelle Jungs unterwegs."
Auch seine furchterregenden Le-Mans-Unfälle im Mercedes-Boliden 1999, als er Unterluft bekam und abhob, lassen ihn nicht mehr schlecht schlafen. "Die Autos waren sehr gefährlich. Seitdem haben die Hersteller aber viel für die Sicherheit getan", gibt er sich in Hinblick auf sein Le-Mans-Comeback gelassen.