Etappensieg für Sauber und Force India: Die Wettbewerbsklage über die Einnahmenverteilung wird vom EU-Parlament gebilligt - Noch keine Ermittlungen
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Die EU-Wettbewerbsklage der Formel-1-Teams Sauber und Force India hat die erste Hürde genommen: Das EU-Parlament hat mit 467 zu 156 Stimmen bei 86 Enthaltungen seine Unterstützung zugesagt. Das bedeutet allerdings weder, dass die Einnahmenverteilung in der Formel 1 illegal ist, noch dass überhaupt Ermittlungen eingeleitet werden. Es ist lediglich ein Signal an die Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die nun über das weitere Vorgehen entscheiden muss.
Die Dänin muss die Klage nun auf einer Prioritätsliste einsortieren - zwischen Verfahren wie dem Steuerdumping von Apple in Irland und Kartellverfahren gegen Google. Mit einer Fast-Zweidrittel-Mehrheit ist das Signal des Parlaments jedoch ein starkes und darf als Erfolg für die Kläger gewertet werden.
Neben den beiden Formel-1-Teams gehört auch die britische EU-Abgeordnete Anneliese Dodds zu diesen. Die der Labour-Partei zugehörige Politikerin hat sich bereits seit der Pleite von Caterham und Marussia (das anschließend in letzter Sekunde gerettet wurde) im Jahre 2014 für Untersuchungen der Preisgeldstrukturen in der Formel 1 ausgesprochen. Die Gelder werden nur zum Teil nach einem Erfolgsschlüssel verteilt. Große Teams erhalten Bonuszahlungen, die mit dem EU-Wettbewerbsrecht in Konflikt stehen könnten.
"Ich bin sehr zufrieden, dass das Europaparlament meinem Aufruf zu einer umfangreichen Untersuchung bezüglich der wettbewerbswidrigen Praktiken in der Formel 1 Folge leistet", jubelt die 38-Jährige und verweist auf das endgültige Aus des Manor-Teams vor wenigen Wochen. "Kleinere Teams werden durch die wettbewerbsfeindliche Verteilung der Gelder auf unfaire Weise bestraft. Das Bezahlschema gesteht den großen Teams immer mehr Geld zu als den kleinen, selbst wenn sie in jedem Rennen Letzte werden."
Daneben geht es auch um Steuerfragen in Großbritannien - hier genießt die Formel 1 Sonderrechte aufgrund eines Abkommens mit der britischen Steuerbehörde und zahlt effektiv nur zwei Prozent Steuern. "Ich habe einen Haufen Briefe an die europäische Kommission geschrieben und bin froh, dass der Rest des Parlaments sich meinem Aufruf anschließt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Arbeitsplätze in diesem Sektor verloren gehen und dass ein Sport mit 500 Millionen Fans immer weniger attraktiv wird", sagt Dodds kämpferisch.
Wie lange die Ermittlungen dauern werden, hängt nun von der Priorisierung des Falls und dem Umfang ab. Im günstigsten Fall kann binnen weniger Monate entschieden werden. In einem weit weniger günstigen, aber deutlich wahrscheinlicheren Fall, kann das ganze Prozedere Jahre andauern und letztlich den Zeitrahmen des gegenwärtigen Vertragswerks sprengen. Die aktuellen Verträge zwischen den kommerziellen Rechteinhabern und den Formel-1-Teams laufen bis 2020.