Ex-Teamchef über Hamilton: "Nie ist etwas sein Fehler"

, 01.06.2014

Dino Chiesa, ehemaliger Kart-Teamchef von Lewis Hamilton und Nico Rosberg erinnert sich an die Jungendjahre der beiden "Sternenkrieger"

Im "Krieg der Sterne" wurde vorerst die Friedenspfeife geraucht: Via Twitter erklärte Lewis Hamilton am Freitag seinen Streit mit Teamkollege Nico Rosberg für beendet. Man habe sich ausgesprochen und bleibe Freunde. Doch eines haben die Vorfälle rund um den Großen Preis von Monaco deutlich gezeigt: Im Kampf um den Weltmeister-Titel der Formel 1 bleibt die Freundschaft der beiden Silberpfeil-Piloten, zumindest kurzfristig, auch schon einmal auf der Strecke.

Das ist für Rosberg und Hamilton jedoch keine neue Erfahrung, denn schon in den Jahren 2000 und 2001 waren beide im Kartsport zum einen Teamkollegen, zum anderem aber auch erbitterte Rivalen. "Die beiden sind auch damals schon hart miteinander umgegangen, haben sich auf der Kart-Strecke keinen Zentimeter geschenkt", erinnert sich Dino Chiesa im Interview mit der 'BILD am SONNTAG'. Er war damals Teamchef des Kartteams MBM.com (Mercedes-Benz-McLaren), für das Rosberg und Hamilton fuhren.

Das Ziel Formel 1 hätten die beiden Teenager damals schon klar im Blick gehabt, jedoch aus unterschiedlicher Motivation. Während es für Rosberg schon immer darum gegangen sei, seinem Vater Keke nachzueifern, habe Hamilton den Motorsport schon früh als Chance zum sozialen Aufstieg begriffen. "Lewis wusste genau, dass er in seinem Leben nur diese eine Chance hatte. Die durfte er nicht versauen", sagt Chiesa. "Nach dem Motto 'Jetzt oder nie!' Das hat ihn immer angetrieben."

Hamilton auf eine Runde der schnellere

Sportlich hätten sich vor 13 Jahren bereits die Muster abgezeichnet, die auch heute in der Formel 1 zu sehen sind, erklärt Chiesa. "Lewis war auf seiner schnellen Runde am Ende immer einen Tacken schneller als Nico. Das wusste er ganz genau, und das weiß er auch heute noch." Rosberg hingegen habe "die ganze Drecksarbeit erledigt." Denn die Arbeit mit dem Team am Setup sei nie Hamiltons Stärke gewesen. "Lewis hat hinter den Kulissen nie so hart gearbeitet wie Nico", behauptet Chiesa.

Für Rosberg sei Hamilton mit seinem überragenden Speed hingegen auf der Rennstrecke schon immer ein guter Orientierungspunkt gewesen. Deswegen würden sich die Fähigkeiten der beiden so gut ergänzen. Der eine habe das Talent. Der andere sei zwar schnell, aber eher der Denker und Entwickler des Autos. "Lewis schneidet sich am Ende dann gerne ein Stück von Nicos Kuchen ab und verkauft es als seines. Am Ende sind Lewis und Nico die perfekte Erfolgs-Kombination, wie eine gut funktionierende Ehe", so Chiesa.

Auch "Psychospielchen" wie am vergangenen Wochenende seien bereits zu Kartzeiten vorgekommen, wenn auch eher auf Teenager-Art. So habe manches Hotel unter der Rivalität der beiden Nachwuchsstars leiden müssen. "Das fing an, dass der eine das Kissen des anderen rauswarf. Dann flog die Bettdecke, und am Ende lag die Matratze von Lewis oder Nico draußen auf der Straße", erinnert sich Chiesa. Typisch sei auch die eingeschnappt wirkende Reaktion Hamiltons nach dem Qualifying und Rennen gewesen. "Nie ist etwas sein Fehler. Er denkt immer, dass andere ihm schaden wollen."

Was macht die Frau da an der Straße?

Doch in der Regel sei das Verhältnis der beiden weit weniger verkrampft gewesen, was sich einmal bei einer gemeinsamen Fahrt vom Flughafen zum Hotel gezeigt habe. "Und dort, wie soll ich es charmant beschreiben, dort standen eben Prostituierte an der Straße. So etwas war Nico allerdings, behütet in Monaco aufgewachsen, total fremd", berichtet Chiesa. "Lewis dagegen hat nur gekichert, der wusste schon ganz genau, was die Frau da macht. Wir haben Nico dann erzählt, dass die Frau auf den nächsten Bus wartet. Eine bessere Antwort hatte ich so schnell nicht auf Lager, was Lewis natürlich wieder irre komisch fand."

Auf die weitere Entwicklung seiner beiden Schützlinge blickt Chiesa mit einigem Stolz. "Ich hab meinen Job damals scheinbar ganz okay gemacht." Während er mit Rosberg noch regelmäßig telefoniere, ist der Kontakt zu Hamilton hingegen eingeschlafen - sehr zum bedauern von Chiesa. "Lewis hat eine Zeit lang oben in den Sternen gelebt. Er strahlt wie ein Diamant, aber man kommt schwer an ihn heran. Sein Management ist da nicht sehr hilfreich", sagt er.

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