Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn spricht im Exklusiv-Interview über die Zukunft des Rennstalls und über die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern
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Aufatmen in Hinwil. Nach Monaten der Ungewissheit, in denen viel über die wirtschaftliche Situation von Sauber spekuliert wurde, präsentierte der Schweizer Rennstall heute mit dem Investment Corporation International Fund, dem State Fund of Development of Nortwest Russian Federation und dem International Istitute of Aviation Technologies drei neue Partner, die das wirtschaftliche Fundament des Teams auf solide Füße stellen.
Im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn über die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern und erklärt, wie sich diese auf die Strukturen des Rennstalls auswirkt. Die Österreicherin nimmt darüber hinaus zur Kritik Stellung, die in den vergangenen Wochen auch an ihr laut geworden war.
Frage: "Monisha, Glückwunsch zu dieser positiven Entwicklung. Wie lange hat es gedauert, diese so kompliziert wirkende Angelegenheit auf den Weg zu bringen?"
Monisha Kaltenborn: "Das ist auch ein sehr komplexer Deal. Im Frühjahr haben wir mit sehr konkreten Gesprächen begonnen."
Frage: "Also schon in diesem Jahr. Und wie kam es dazu? Wer hat da vermittelt? Wer hat den Kontakt zu wem hergestellt?"
Kaltenborn: "Wir sind zueinander in Kontakt gebracht worden, aber das sind Details, über die ich jetzt nicht sprechen kann."
Zähe und komplexe Verhandlungen
Frage: "Verständlich. Aber sah es von Anfang an sehr positiv aus oder wie muss man sich das vorstellen?"
Kaltenborn: "Es war ein spannender und fordernder Weg. Es ging ja von Anfang an um eine große technologische Zusammenarbeit mit massgeblichen Institutionen in Russland, die auch vom Staat getragen werden. Angesichts der Komplexität sind wir doch schnell vorangekommen. Eine große Herausforderung und Ehre."
Frage: "Mitte Mai hattest du schon gemeint, dass alles zusammenkommen würde. Hat es länger gedauert, als du erwartet hast?"
Kaltenborn: "Es hat länger gebraucht, sagen wir es so. Weil einfach die Materie auch eine sehr komplexe ist und die ganze Zusammenarbeit eine sehr vielschichtige ist."
Frage: "Drei verschiedene russische Firmen sind an diesem Deal beteiligt. Eine davon ist der Investment Cooperation International Fund, dann haben wir das National Institute of Aviation Technologies (NIAT) und schließlich der Development Fund. Werden diese Unternehmen auch Plätze im Sauber-Vorstand erhalten?"
Kaltenborn: "Nein. Das Management bleibt, wie es ist, in Hinwil. Das ist unverändert. Der Kern dieser Kooperation ist wirklich die technische Zusammenarbeit."
"Denn man sieht gerade am Aviation-Institut, dass wir hier von den besten Wissenschaftlern, die es jetzt in einem so großen Land wie Russland gibt, profitieren können. Darüber hinaus haben wir als zweites Element die Vorbereitung von Sergei Sirotkin auf seinen Einstieg in die Formel 1. Sergei ist 17 Jahre alt. Wir werden auch hier alles daran setzen, ihn so gut wie möglich auf seinen Einstieg in die Formel 1 vorzubereiten, sodass er im nächsten Jahr unser Fahrer sein wird."
Sirotkin soll 2014 Formel 1 fahren
Frage: "Er wird also 2014 in der Formel 1 fahren?"
Kaltenborn: "Wir bereiten ihn darauf vor."
Frage: "Sollte er mit 18 Jahren in die Formel 1 aufsteigen, wird er möglicherweise einige Rekorde brechen..."
Kaltenborn: "Noch wichtiger ist, dass er eine gute Vorbereitung hat. Wir schauen nicht so sehr auf die Altersrekorde."
Frage: "Das Sauber-Team hat aber den Ruf einer Nachwuchs-Schmiede. Man denke nur an die Anfänge von Kimi Räikkönen oder Felipe Massa. Das ist also ein Schritt in die gleiche Richtung, nicht wahr?"
Kaltenborn: "Ja."
Frage: "Die Firma wird also nicht verkauft und es werden auch keine Anteile verkauft. Die Firma bleibt bei den jetzigen Eigentümern, bei dir, Monisha, und bei Herrn Sauber. Aber es handelt sich um eine kommerzielle und technische Partnerschaft. Ist das so korrekt?"
Kaltenborn: "Ja. Das Team ist nicht verkauft worden. Wir stehen am Anfang einer umfassenden, langfristigen Partnerschaft."
Frage: "Was die Zukunft bringt, ist schwer abzusehen, doch derzeit gehört das Team noch den gleichen Eigentümern wie im vergangenen Jahr, richtig?"
Kaltenborn: "Ja."
Frage: "Werden russische Angestellte nach Hinwil kommen oder einige eurer Leute nach Russland gehen? Wie muss man sich die Zusammenarbeit vorstellen?"
Kaltenborn: "Die Details werden wir in Kürze bekanntgeben, so wie es in der Pressemitteilung angekündigt ist. Wir hatten eine langjährige technische Zusammenarbeit mit Petronas und haben somit viel Erfahrung in solchen Projekten."
Frage: "Die Verträge sind aber unterschrieben und alles ist unter Dach und Fach?"
Kaltenborn: "Ja. Die Details werden wir zu dem Zeitpunkt, den wir gemeinsam mit unseren Partnern festlegen, bekanntgeben."
Frage: "Wird sich die Lackierung des Autos verändern oder bleibt das Farbschema gleich?"
Kaltenborn: "Auch diese Details werden wir in Kürze kommunizieren."
Frage: "Was sagst du zu der teils heftigen Kritik, die in den vergangenen Wochen über euer Team hereingebrochen ist?"
Kaltenborn: "Die Kritik war vielfach unsachlich und wir hatten den Eindruck, dass Medien instrumentalisiert wurden. Wir sind unseren Weg gegangen und die Mannschaft hat uns vertraut. Das ist uns wichtig."